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Die Nachricht von Olaf Scholz' Entscheidung zur Kandidatur für den SPD-Vorsitz war ein Scoup.
© Repro: KWS

Streit um „Spiegel“-Bericht zur Scholz-Kandidatur: Hat es das Schaltgespräch gegeben oder nicht?

Wie hat Olaf Scholz der kommissarischen SPD-Führung seine Kandidatur für den Parteivorsitz angekündigt? Dazu gibt es widersprüchliche Darstellungen.

"Ich bin bereit anzutreten." Mit diesen Worten hat der SPD-Politiker Olaf Scholz am vergangenen Montag der derzeitigen Parteiführung bestehend aus Malu Dreyer, Manuela Schwesig und Thorsten Schäfer-Gümbel in einer Telefonschaltkonferenz mitgeteilt, dass er sich um den SPD-Parteivorsitz bewerben will. Zumindest hat dies so der "Spiegel" in seinem aktuellen Heft geschrieben. Doch an dieser Darstellung sind nun nach Berichten der "Bild"-Zeitung und der "Süddeutschen Zeitung" Zweifel aufgekommen.

Dass der Bundesfinanzminister seinen Hut in den Ring um den Vorsitz der altehrwürdigen SPD geworfen hat, ist unumstritten, auch wenn er sich für diese Entscheidung viel Zeit gelassen hat. Inzwischen steht fest, dass er zusammen mit der Brandenburger Abgeordneten Klara Geywitz für den Vorsitz kandidieren will.

"Nichts mit der Realität zu tun"

Bestritten wird hingegen, dass es das entscheidende Telefongespräch zwischen SPD-Führung und dem neuen Kandidaten gegeben hat. Laut "Bild" sagte Thorsten Schäfer-Gümbel dazu bei einer Pressekonferenz im Willy-Brandt-Haus, dass "wir es häufig erleben, dass es Meldungen gibt, die mit der Realität nichts zu tun haben. Beispielsweise diese angebliche Telefonkonferenz in der vergangenen Woche zwischen uns drei und Olaf Scholz. Die hat's nie gegeben!", meldet nun "Bild". Der "Süddeutschen Zeitung" wurde von einem SPD-Sprecher mitgeteilt, es haben "am Montag, den 12. August, vor 9 Uhr keine Schalte der drei kommissarischen SPD-Vorsitzenden mit Olaf Scholz gegeben". Soll mit dem Dementi der telefonischen Schaltkonferenz dem Eindruck entgegengewirkt werden, in der SPD werden solche Entscheidungen im Hinterzimmer gefällt?, fragen sich Politik-Beobachter.

"Spiegel" bleibt bei Darstellung

Der "Spiegel" hält trotz der Dementis von Thorsten Schäfer-Gümbel und dem SPD-Sprecher hingegen an seiner Darstellung fest. "Wir können versichern, dass wir für unsere Darstellung zwei voneinander unabhängige, vertrauenswürdige Quellen haben, wie es die journalistischen Regeln verlangen", schreibt das Nachrichtenmagazin auf "Spiegel Online" in einer Meldung mit dem Titel "In eigener Sache: Widersprüche um SPD-Telefonschalte". Die Quellen seien mit den Aussagen von Schäfer-Gümbel konfrontiert worden und blieben bei ihrer Darstellung, heißt es in der Meldung weiter.

Der Hergang war auch anderen Medien bestätigt worden, unter anderem der Deutschen Presse-Agentur, die ebenfalls von der Schaltkonferenz berichtete. Dem "Tagesspiegel" wurde der Sachverhalt ebenfalls von der SPD bestätigt.

Der "Spiegel" war Ende 2018 in seinen journalistischen Grundfesten erschüttert worden, nachdem bekannt wurde, dass sein Reporter Claas Relotius über Jahre Fakten manipuliert oder erfunden hatte.

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