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Sinn für Humor: Klara Geywitz gibt gerne ironische Antworten.
©  M.Skolimowska/dpa

Wer ist Klara Geywitz?: Eine Strategin für Olaf Scholz

Sie bewirbt sich an der Seite von Olaf Scholz um den SPD-Vorsitz: Die Brandenburger Abgeordnete Klara Geywitz paart scharfen Verstand mit Gespür für Menschen.

Etwas spröde, unnahbar – so wirkt Klara Geywitz auf manche, die sie nicht näher kennen. Doch der Eindruck täuscht. Die 43-jährige Potsdamer Landtagsabgeordnete ist nur eine, die sich nicht anbiedert.

Die Frau, die gemeinsam mit dem Neu-Potsdamer und Vizekanzler Olaf Scholz die Bundes-SPD aus ihrem Tief führen will, ist geradeheraus, klar, besitzt einen feinen, manchmal schwarzen Humor, gibt gerne ironische Antworten wie diese: „Es dürfte in Brandenburg ungefähr so viele Burka-Trägerinnen geben wie illegal eingewanderte Elche aus Polen“, sagte sie 2016 in einer Debatte über ein Burka-Verbot.

Aber Geywitz, die Beisitzerin in der Bundes-SPD ist, bringt weitere Eigenschaften mit, die vielen in ihrer Partei abhanden gekommen zu sein scheinen. Sie denkt strategisch, paart einen scharfen Verstand mit Gespür für die Menschen, gerade im Osten – und das, obwohl sie wie viele Politiker ihrer Generation quasi direkt vom Politikstudium in die Parteiarbeit gegangen ist, keinen „anständigen Beruf“ gelernt hat, wie es mancher Märker von Politikern verlangt.

1994, ein Jahr vor ihrem Abitur, tritt sie in die SPD ein, schafft es in der von männlichen Machtklüngeln dominierten Brandenburger SPD nach vorne. Von 2013 bis 2017 ist sie Generalsekretärin der märkischen SPD – die erste Frau in diesem Amt. Dann tritt sie in der Auseinandersetzung mit Ministerpräsident Dietmar Woidke um die von ihm kurzfristig abgesagte Kreisgebietsreform zurück.

Bei ihrer Verabschiedung beim Parteitag im November 2017 – mit tosendem Applaus – gibt es eine Szene, die rückblickend als Vorbote für die jetzige Kandidatur gelesen werden kann. Geywitz macht in ihrer Rede klar, dass man mit ihr weiter rechnen kann, rechnen muss.

Sie weist darauf hin, wo die SPD neue Antworten suchen muss. „Das eine ist die Art und Weise, wie wir Energie produzieren. Das andere ist die Art und Weise, wie wir Lebensmittel produzieren.“ In den ländlichen Regionen habe man da ein realistisches Bild, im bevölkerungsstarken Raum um Berlin gebe es viele kritische Verbraucher, die auch Wähler seien. Den Ausgleich zu schaffen, werde eine „große Herausforderung für die SPD“, mahnt Geywitz damals.

Seit 2004 sitzt die Mutter dreier Kinder im Landtag

Politisch groß geworden ist die gebürtige Potsdamerin noch unter Matthias Platzeck. Von 2008 bis 2013 war sie seine Stellvertreterin in der Brandenburger SPD. Bereits seit 2004 sitzt die Mutter dreier Kinder – Zwillingsjungs und eine Tochter – im Landtag. Zunächst war Bildungspolitik ihr Gebiet, in der vergangenen Legislatur war sie Vorsitzende des wichtigen Innenausschusses, führte diesen – wie Abgeordnete anderer Parteien und Experten etwa aus der Polizei sagen – souverän. Gemeinsam mit den Grünen setzte sie im Januar das Parité-Gesetz durch, das gleich viele Frauen und Männer ins Parlament bringen soll. Dreimal hintereinander wurde sie direkt in den Landtag gewählt. Am 1. September muss sie nun erstmals bangen, das Direktmandat in einem bisher roten Stadtteil an die Grünen zu verlieren. Vielleicht setzt sie auch deshalb auf Öko-Wahlkampf, verteilt in Potsdam statt Luftballons Windmühlen aus Papier. Auch Gummibärchen in kleinen Plastiktütchen gibt es bei ihr nicht mehr, sie reicht die Süßigkeiten mit einer Zange aus dem Glas. Auch wenn so keine SPD-Werbung mehr drauf passt? Die Geywitz-typische, trockene Antwort: „Das ist den Kindern – glaube ich – schnurz!“

Ihr Abitur machte Geywitz an der Potsdamer Sportschule. Dort lernte sie, sich selbst zu motivieren. „Wenn es mir heute manchmal etwas zu viel wird, denke ich oft an meine damaligen Mitschüler, die morgens, mittags und abends ihre Bahnen zogen mit der vagen Aussicht auf olympische Weihen“, schreibt sie auf ihrer Homepage. Ihre eigenen Aussichten, sie sind gar nicht schlecht.

Marion Kaufmann

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