Bayerischer Rundfunk: Gottschalk bekommt Literatursendung
Der Entertainer Thomas Gottschalk kehrt 2019 ins Fernsehen zurück. Im Bayerischen Rundfunk bekommt er eine Literatursendung - mit Fragezeichen im Titel.
Für manche war es eine "Sternstunde des Fernsehens". Im Oktober 2008 lehnte der Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki den Deutschen Fernsehpreis für sein Lebenswerk ab, für solch einen "Blödsinn" wollte er sich nicht hergeben, sagte er dem überraschtem Publikum in Köln. Kurz zuvor hatte noch der Entertainer Thomas Gottschalk das langjährige Mitglied des "Literarischen Quartetts" als faszinierenden Menschen gewürdigt. Ebendieser Laudator wird vom Frühjahr 2019 an nun selbst eine Literatursendung im Bayerischen Rundfunk erhalten.
Unter dem Sendungstitel "Gottschalk liest?" wird Gottschalk vier Mal im Jahr aus unterschiedlichen bayerischen Regionen mit Gästen über deren Neuerscheinungen sowie andere Kulturthemen sprechen. Damit wolle der BR einen neuen Zugang zum Thema Literatur bieten, teilte der Sender am Freitag mit.
Die Wahl fiel nicht zufällig auf Thomas Gottschalk, den langjährigen Moderator von "Wetten, dass..?", wie der Bayerische Rundfunk erläutert. So zeuge unter anderem sein Germanistik- und Geschichtsstudium auf Lehramt von Gottschalks Nähe zur Literatur, auch danach hätten Bücher ihn sein Leben lang begleitet. „Wir freuen uns sehr, mit Thomas Gottschalk einen großen Entertainer für eine Büchersendung des BR zu gewinnen. Mit „Gottschalk liest?“ wollen wir die Freude am Lesen einem breiten Publikum nahebringen - wir wollen zeigen, dass Lesen Spaß macht, Neugierde weckt und damit die Literatur fördern“, sagte BR-Fernsehdirektor Reinhard Scolik.
Drei Semester Germanistik
Berührungspunkte zu TV-Literatursendungen gab es diverse, man denke zum Beispiel an seine seine Gesprächssendung „Aus gegebenem Anlass“ im Jahr 2008 mit eben jenem Marcel Reich-Ranicki 2008, auf den er später die Laudatio hielt. Im Jahr 2017 dann war Gottschalk selbst Gast im „Literarischen Quartett“ und unterhielt sich angeregt über Peter Handkes Bücher.
Auch Thomas Gottschalk fühlt sich einer Mitteilung des BR zufolge reif für eine Büchersendung: „Zum Lesen haben die meisten heute eine App – ich habe zumindest drei Semester Germanistik.“ Mit Blick auf den kürzlichen Verlust seines Hauses in Kalifornien durch die dortigen Waldbrände fügt er hinzu: „Auch wenn mir das keiner glaubt: Bevor beide verbrannten, war mein Bücherschrank größer als mein Kleiderschrank. Was ich getragen habe ist weg, was ich gelesen habe nicht!“
Warum Gottschalk gerade eine Literatursendung machen soll, diese Frage in einem langen dpa-Interview beantwortet der ARD-Vorsitzende Ulrich Wilhelm zwar ausweichend, nennt dafür aber genügend Gründe, warum Gottschalks TV-Zeit noch immer nicht beendet ist. "Thomas Gottschalk wird in diesem Jahr im Ersten durch das Silvesterkonzert des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks führen. Anschließend moderiert er mit Fritz Egner schon zum zweiten Mal die große Silvesterparty im BR-Funkhaus, die live in Bayern 1 übertragen wird. Ich habe erlebt, dass Thomas Gottschalk unverändert Strahlkraft hat und Menschen mitnehmen kann. Gerade das Thema Literatur verdient ja eine breitere Wahrnehmung. Da wollen wir im BR-Fernsehen ein Zeichen setzen."