Bambi-Verleihung in Berlin: Goldene Rehe für Schweinsteiger, Adorf und den Papst
Die Bambi-Verleihung am Potsdamer Platz hatte am Donnerstagabend ungewohnt viele politische Momente.
Stars wie Fußballer Bastian Schweinsteiger, Popsänger Robbie Williams, Rocker Udo Lindenberg und Schauspieler Mario Adorf wurden am Donnerstagabend in Berlin mit dem begehrten Bambi-Preis von Hubert Burda Media ausgezeichnet.
Bundestrainer Joachim Löw nahm für seine Arbeit mit der Fußballnationalmannschaft den Bambi in der Kategorie Integration entgegen. „Sie zeigen, wie Integration ganz praktisch funktioniert“, sagte Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann als Laudator mit Blick auf die deutschen Fußballweltmeister, die aus aller Welt stammen.
Löw würdigte sein Team als Musterbeispiel. „Deutschland steht bei uns drauf, aber Multikulti steckt drin“, so der Bundestrainer. „Lassen Sie uns alle zu einer deutschen Integrationsmannschaft werden“, rief Löw das Publikum im Saal und die Zuschauer an den Fernsehern auf.
Mario Adorf erhält Bambi für sein Lebenswerk
In der Kategorie Film National gewann die Hitler-Satire „Er ist wieder da“ den Bambi. „Der Film ist heute aktueller denn je, glaube ich“, sagte Hauptdarsteller Oliver Masucci. „Diese braune Soße, die sich durch Europa ergießt, die macht mir Sorgen.“ Regisseur David Wnendt lässt in seinem Kinofilm „Er ist wieder da“ nach dem gleichnamigen Roman den Nazi-Diktator Adolf Hitler im heutigen Deutschland wieder auferstehen.
Komiker Bülent Ceylan, der einen Bambi in der Kategorie Comedy erhielt, ging in seiner Dankesrede auch auf die gegenwärtige Stimmung in Deutschland ein. „Wir dürfen uns von diesen scheiß Terroristen niemals das Lachen nehmen lassen und auch nicht die Lust auf solche Veranstaltungen hier“, sagte er. Ex-Nationalspieler Bastian Schweinsteiger erhielt für seine Erfolge einen Bambi als Ehrenpreis der Jury.
Der 86-jährige Schauspieler Mario Adorf („Der große Bellheim“, „Kir Royal“) wurde unter dem Jubel des Publikums mit einem Bambi für sein Lebenswerk ausgezeichnet. Der britische Rockstar Sting überreichte seinem Kollegen Udo Lindenberg einen Bambi in der Kategorie Musik National - und hielt seine Laudatio auf Deutsch. „Rock'n'Roll hält uns frisch!“, meinte Lindenberg - gewohnt mit Hut, dunkler Sonnenbrille und großer Coolness. „Ich bin schon 100 Jahre in der Branche. Es ist Exzess ohne Ende“, so der Panikrocker.
Papst wird ausgezeichnet
Kuriosität am Rande: Vor sechs Jahren nahm Lindenberg bereits einen Bambi für sein Lebenswerk entgegen. Jetzt ehrte die Jury Lindenbergs Chart-Erfolg mit seinem Album „Stärker als die Zeit“.
Sehr bewegt nahm die Schauspielerin Anna Maria Mühe die Auszeichnung für ihre Rolle in dem NSU-Drama „Die Täter - Heute ist nicht alle Tage“ entgegen. In dem ARD-Film spielt sie die mutmaßliche Rechtsterroristin Beate Zschäpe. Devid Striesow erhielt den Preis für seine Rolle in dem Kinofilm „Ich bin dann mal weg“, der Verfilmung von Hape Kerkelings Pilger-Bestseller.
Gleich zwei musikalische Auftritte hatte der britische Popstar Robbie Williams - und erhielt am Ende der Show außerdem noch die Trophäe in der Kategorie Musik International. Tennis-Star Angelique Kerber bekam das goldene Rehkitz in der Kategorie Sport. „Es war ein unglaubliches Jahr“, sagte die Weltranglisten-Erste. Florian Silbereisen holte den Bambi in der Kategorie Fernsehen.
Der Turner Andreas Toba gewann den Publikums-Bambi als „Olympiaheld“. Yusra und Sarah Mardini wurden bei der Bambi-Gala als „stille Helden“ ausgezeichnet. Die Syrerinnen hatten ein kenterndes Flüchtlingsboot schwimmend sicher an Land gebracht. Yusra Mardini war bei den Olympischen Spielen in Rio in diesem Sommer Mitglied des Flüchtlingsteams, nun wurde ihr eine weitere Ehre zuteil. Sie überreichte Papst Franziskus im Vatikan einen Bambi. Per Video wurde die Verleihung des Rehkitzes gezeigt. Das Oberhaupt der katholischen Kirche hatte den Preis in der Kategorie Millennium bereits in der vergangenen Woche in Rom entgegengenommen. Der Papst erhielt die Auszeichnung für seine gelebte Nächstenliebe. Die Laudatio für Papst Franziskus hielt in Berlin Altbundespräsident Horst Köhler. „Der Papst zeigt uns seine Nächstenliebe mit so viel Leichtigkeit und völlig ohne Angst, dass es fast schon eine Provokation ist“, so Köhler. Er sei „saumäßig froh“, dass der Papst mit dem Bambi gewürdigt werde, meinte der Altbundespräsident augenzwinkernd.
(dpa)