Bambi-Verleihung in Berlin: Goldenes Rehkitz für Lindenberg
Der Bambi wird in Berlin verliehen – doch manche Preisträger sind noch geheim.
Die Platzhalter-Fotos standen schon am Vortag auf den Sitzen im Musical-Theater am Potsdamer Platz. Daher weiß man, dass Bastian Schweinsteiger mit seiner Frau Ana Ivanovic in der ersten Reihe sitzen wird, ebenso wie Jogi Löw, denn beide sind Preisträger. Schräg hinter ihnen sitzt Helene Fischer, diesmal in einer Rolle, die ihr sicher nicht an der Wiege gesungen wurde. Sie ist am Donnerstagabend nur Begleitung. Das goldene Rehkitz räumt ihr Freund Florian Silbereisen ab.
Den Bambi "Sport" bekommt trotz der geballten Fußball-Prominenz eine Tennisspielerin: Angelique Kerber. Seitlich, aber auch in Reihe 1 darf Udo Lindenberg Platz nehmen, der mit dem Theater sicher viele schöne Erinnerungen an "Hinterm Horizont" verbindet. Er wird auch der erfreuliche Beweis dafür sein, dass es ein Leben nach dem "Lebenswerk-Bambi" gibt. Den hat er nämlich schon 2010 bekommen. Diesmal gewinnt er in der Kategorie "Musik National".
Noch sind nicht alle Bambi-Gewinner bekannt
Nicht alle Preisträger werden vorab bekannt gegeben, es soll ja Überraschungen geben. Weiter hinten sitzt neben der langjährigen Bunte-Chefin Patricia Riekel Ex-Bundespräsident Horst Köhler. Er darf die Laudatio halten auf den allerberühmtesten Preisträger. Der ist so very very important, dass er in dem ganzen Verkehrschaos nicht mal selber kommen muss, sondern nur eingespielt wird. Papst Franziskus hat seinen Millennium Bambi schon eine Woche zuvor bekommen. Die aus Syrien stammende Yusra Mardini, die auch im Flüchtlingsteam an den Olympischen Spielen teilgenommen hat, durfte ihn überreichen.
An Barack Obama, dem Verursacher des Verkehrsinfarkts, der sicher auch die 75 Shuttle-Limousinen schwer entschleunigt, wird das Geschehen am Potsdamer Platz wohl vorbeigehen. Obwohl bei solchen Preis-Verleihungen oft auch das Prinzip gilt: Wer gerade da ist, bekommt eine Trophäe. Hauptsache Glamour.
Für Olympiasieger waren jede Menge Plätze mit Bildern dekoriert. Wer letztlich auf einem Bambi davonreiten darf, wird erst am Abend selbst bekannt gegeben. Etwas ungewohnt war der Anblick von Bildern der Marathon-Moderatoren Barbara Schöneberger und Thomas Gottschalk auf Publikumsplätzen. Sie werden wohl als Laudatoren auftreten, denn einen Moderator hat „Bambi“ traditionell nicht, nur eine ordnende Saal-Stimme aus dem Off.
Auch die Mitglieder der Jury, die unter dem Vorsitz von Verlagsvorstand Philipp Welte und der Herausgeberin von BurdaStyle, Patricia Riekel, tagt, werden mit unter anderem Eva Padberg, Kai Pflaume und Sarah Wiener gut vertreten sein. Als Nominierte bei den Schauspielerpreisen werden zum Beispiel Karoline Herfurth und Anna Maria Mühe erwartet.
Die Verleihung kommt Live im Fernsehen
Es ist schon die 68. Bambi-.Verleihung, mit der sich der Burda-Verlag in vollem Glanz der staunenden Öffentlichkeit präsentiert. Dafür gibt die öffentlich-rechtliche ARD gleich drei Stunden beste Sendezeit für die Live-Übertragung aus (20.25 - 23.25 Uhr), etwas verspätet nur, weil davor ein Interview mit dem US-Präsidenten gezeigt wird. Richtigen Anhängern reicht das aber nicht. Sogar aus Österreich reisen Fanclubs an, um Robbie Williams oder Felix Jaehn am Roten Teppich zu treffen.
Der Teppich ist etwa 225 Meter lang, etwa 500 bis 600 Fans haben bequem Platz an seinen Rändern. Diesmal haben die Veranstalter zum Schutz von Fans und Gladiatoren ein gut aussehendes rundes Dach vor dem Theater aufgebaut. Das sollte sich das Berlinale-Team ruhig mal ganz aus der Nähe anschauen.
Etwa 800 geladene Gäste dürfen hineingehen ins Theater, sie werden erstmal kräftig mit Champagner begossen. Drei Stunden Stillsitzen und Strahlen erträgt man mit Betäubung natürlich besser als stocknüchtern. Hier verdient man sich die Aftershow-Party redlich. An den Wänden des Foyers hängen schon die Bambi-Ahnen, darunter Michael Jackson, Bill Gates, Königin Silvia und Bill Clinton.
Die erste Preisträgerin war 1948 Operetten-Diva Marika Rökk, deren Tochter dem Preis den Namen gegeben haben soll. Damals stand ein niedliches „Bambi“ noch für die Sehnsucht der Nachkriegsgesellschaft nach der heilen Welt. Überlebensgroße Rehkitze zieren das gläserne Treppenhaus des Theaters.
Ach ja, auch wenn das Haus derzeit leer steht: Die Zeit läuft für jeden Zwischenmieter, auch für den Burda-Verlag. Am Ende gilt es unter anderem 100 Kilometer Kabel wieder einzurollen und 20 000 Schrauben rauszudrehen. Noch während die Gäste in der Nacht zu Freitag so gegen Mitternacht bei der Aftershow-Party im Nebengebäude eintrudeln, werden die Kulissen im Theater schon wieder abgebaut und auf den Weg nach Oberkirch in Baden-Württemberg gebracht. Dort überwintert das Bambi-Mobiliar.