Wie geht es weiter mit "Game of Thrones"?: Gib dem Drachen die Sporen
Warum George R. R. Martin Zeit für die Serie „Game of Thrones“ hat, aber nicht für die Fortsetzung der Romanreihe „Das Lied von Eis und Feuer“.
Seit Jahren warten die Fans von „Das Lied von Eis und Feuer“ darauf, dass Autor George R. R. Martin die Reihe mit einem neuen Roman fortsetzt. Doch mit jedem Jahr, das auf die Veröffentlichung des fünften und bislang letzten Bandes der Fantasy-Saga im Jahr 2011 folgt, scheinen die Chancen dafür schlechter zu stehen – und das liegt nicht zuletzt an dem Erfolg, den die Geschichte als TV-Serie „Game of Thrones“ hat. Nachdem Martin die Abgabe des Manuskripts von „The Winds of Winter“ bereits mehrfach verschoben hat, kündigte er Anfang vergangenen Jahres an, er sei noch Monate von der Fertigstellung entfernt. Seitdem herrscht Funkstille dazu.
Ganz anders verhält es sich mit „Game of Thrones“, jener Serie um die Kriege und Intrigen in Westeros, das Wiedererstarken der Targaryens unter Drachenkönigin Daenerys und die Bedrohung aus dem fernen Norden. Mit Hochdruck arbeitet der US-Seriensender HBO an einem Anschlussprojekt zu der Fantasy-Serie – und wenn auch George Martin die Fertigstellung des Romanzyklus ein ums andere Mal verschiebt, für diese Aufgabe findet er die Zeit.
Am 17. Juli startet die 7. Staffel der Serie
So sicher wie der Winter in „Game of Thrones“ kommt und somit die untoten Weißen Wanderer den Schutzwall im hohen Norden angreifen, so sicher ist das Ende der weltweit bislang erfolgreichsten TV-Serie. Am 17. Juli, also mitten im Sommer, startet das große Finale, das bis Mitte 2018 gestreckt wird. Die nun beginnende siebte Staffel umfasst nur sieben statt der sonst üblichen zehn Folgen, auch die ultimativ letzte Staffel im kommenden Jahr wird mit sechs Folgen kürzer ausfallen als gewohnt.
HBO schlägt mit diesem Schachzug zwei Fliegen mit einer Klappe: Der Sender hat ein Jahr mehr Zeit, um das Folgeprojekt anzuschieben – und die Fans werden bis dahin bei der Stange gehalten. Aus der neuen Staffel ist bislang wenig bekannt. Offenbar steht der große Krieg, der bereits seit sechs Staffeln droht, nun kurz bevor. Emilia Clarke als Daenerys Targaryen und Kit Harington als Jon Schnee werden in Staffel 7 dem Vernehmen nach direkt aufeinandertreffen.
Die Strategie von HBO geht auf
Die Strategie von HBO scheint derweil aufzugehen. Der Sender hat kürzlich angekündigt, dass sich vier Spin-offs der Fantasy-Serie in Planung befinden. George Martin hat in seinem Internetblog zudem bestätigt, dass er an der Entwicklung der neuen Projekte beteiligt ist und sich mit den vier Autoren Max Borenstein, Jane Goldman, Brian Helgeland, und Carly Wray getroffen hat. Offenbar gibt es sogar ein fünftes Skript. „Als ich letzte Woche in Los Angeles ankam, hatten wir vier Drehbücher in der Entwicklung, aber als ich ging, hatten wir fünf. Wir haben einen fünften Autor zu den bisherigen vier dazu geholt.“ Die Identität wollte Martin jedoch nicht lüften.
Wird also „Game of Thrones“ nach Staffel 8 fortgesetzt, obwohl beim „Lied von Eis und Feuer“ weiter Stillstand herrscht? Nicht ganz, denn auch das Folgeprojekt, das sich am Ende durchsetzt, soll keine reine Fortsetzung der bisherigen Serie sein. Martin kündigte an, dass die neuen Produktionen nicht von einzelnem Personen aus der aktuellen Serie handeln werden, sondern eigene Geschichten aus Westeros und darüber hinaus erzählen werden. Schließlich umfasse diese Welt über 1000 Jahre Geschichte.
In Deutschland wird der Nachfolger nach bisherigem Stand genauso wie Staffel 7 beim Pay-TV-Sender Sky laufen. „Unser Vertrag mit HBO gilt bis ins Jahr 2020. Sollte die Serie bis dahin starten, dann ist sie definitiv auch bei uns zu sehen“, teilte der Sender dem Tagesspiegel auf Nachfrage mit. Sky ist zudem optimistisch, dass der Vertrag auch über das Jahr 2020 hinaus Bestand haben wird.
Nach Martins Einschätzung wird die Serie zeitlich wohl eher vor „Game of Thrones“ angesiedelt sein – und somit ohne die bisherigen Figuren. Die meisten Darsteller der tragenden Rollen haben sich ohnehin auf die Zeit nach dem Ende dieser Geschichte eingerichtet. Emilia Clarke, die als Drachenkönigin Anspruch auf den Eisernen Thron erhebt, hat bereits an der Seite von Arnold Schwarzenegger in „Terminator: Genisys“ vor der Kamera gestanden. Ihr nächstes Filmprojekt ist eine Han-Solo-Anthologie im Star-Wars-Universum, die 2018 in die Kinos kommen soll.
Die Zeit nach "Game of Thrones" im Blick
Zwischen Science-Fiction und Fantasy bewegen sich auch zwei Schauspielerinnen, die in „Game of Thrones“ zum Stark-Clan gehören. Maisie Williams alias Arya Stark wird in „X-Men: New Mutants“ die Gestaltwandlerin Rahne Sinclair verkörpern. Ihr Serienschwester Sansa wird von Sophie Turner gespielt, die demnächst in „X-Men: Dark Phoenix“ zu sehen sein wird. Aber auch einige der Mitglieder der Lennister-Familie wussten den Erfolg der HBO-Serie zu nutzen. Nikolaj Coster-Waldau, der den Königsmörder Jamie Lennister verkörpert, ist aktuell in einem Netflix-Film zu sehen. In „Small Crimes“ spielt er die Hauptrolle eines Ex-Cops, der auf Abwege geraten ist.
Bei anderen „Game of Thrones“-Darstellern wie Kit Harington alias Nachtwachen-Chef John Schnee und Peter Dinklage, dem kleinwüchsigen Tyrion Lennister, sind die Zukunftspläne hingegen unbekannt. Die beiden gehören allerdings zu den fünf Darstellern mit den angeblich höchsten Gagen der Serie. Einem Zeitungsbericht zufolge verdienen sie für jede Folge in den beiden finalen Staffeln 2,5 Millionen Euro. Zum Grundgehalt erhalten sie Einkünfte aus den Ausstrahlungen in den einzelnen Ländern. „Game of Thrones“ wird in 170 Ländern ausgestrahlt. Kein Wunder also, dass Seriensender HBO und George R. R. Martin diese Gelddruckmaschine am Laufen halten wollen. Die Romane müssen eben noch ein wenig warten.