Arte-Thema Spezial: Syrien: Geschundenes Land
"Sollen sie doch das syrische Volk abschlachten“: Ein Arte-Themenabend zu fünf Jahren Krieg in Syrien.
Das Assad-Regime korrupt, die Opposition der Freien Syrischen Armee unfähig – Abu Hodeifa hoffte, dass sich die Verhältnisse durch den „Islamischen Staat“ besserten. Und am Anfang sei alles bestens gelaufen, sagt der Mann aus der syrischen IS-Hochburg Rakka. „Es gab keine Diebstähle mehr, die Frauen kleideten sich ordentlich, es wurde gebetet.“ Hodeifa war IS-Mitglied. Wie die drei anderen Männer, die nun in einer türkischen Stadt interviewt werden, war er mithilfe einer Spezialeinheit der Freien Syrischen Armee desertiert.
Die Männer berichten, warum sie sich den IS-Kämpfern anschlossen. Und auch von den Gründen, warum sie sich von der Terror-Miliz abwandten. Abu Hodeifa, der an den gefürchteten Kontrollposten in der Stadt Dienst tat, sorgte sich um seine Schwester, die ein ausländischer IS-Kämpfer als Ehefrau begehrte. Andere scheinen ehrlich schockiert über die Grausamkeiten etwa gegenüber Frauen.
Aus Europa stammende Ex-Mitglieder sind nicht darunter, doch auch diese Frage wird in der Dokumentation „Inside IS-Rakka“ aufgeworfen: Was tun mit den Männern, die dem IS wieder den Rücken kehren wollen? Abu Soufiane gehört der Einheit Thuwwar Raqqa an, die nach eigenen Angaben Spione ins IS-Gebiet einschleust und Aussteigewillige erst einmal heimlich überwacht, ehe sie sie über die Grenze bringen. Zu 90 europäischen Kämpfern, die aussteigen wollten, habe er Kontakt, sagt Soufiane.
Mit Vorschlaghämmern zerstört: Zeugnisse der Antike
Doch die Botschaften verschiedener Länder hätten kein Interesse zu helfen – aus Sorge, dass die einstigen IS-Mitglieder in ihre Heimat zurückkehren und dort Probleme bereiten. „Sollen sie doch das syrische Volk abschlachten“, bemerkt Soufiane bitter. Sein Gesicht ist ebenso wenig zu sehen wie das der Deserteure.
Auf eine andere Weise bedrückend ist die Dokumentation „Verlorene Welten“, die heute das „Thema spezial: Syrien“ bei Arte eröffnet. Mit Vorschlaghämmern und Sprengstoff zerstören die Kalifat-Kämpfer die Zeugnisse der Antike in ihrem Herrschaftsbereich, nicht nur in Syrien. Die Ruinen von Nimrud, vor 2900 Jahren Hauptstadt des Assyrischen Reiches, Weltkulturerbe im Norden Iraks, werden bei einer gewaltigen Detonation dem Erdboden gleichgemacht.
Der von Spiegel TV produzierte Film reißt auch einige Hintergründe an, die deutlich machen, dass die westliche Welt am Erstarken des islamischen Fundamentalismus nicht ganz unbeteiligt ist: Von der willkürlichen Grenzziehung nach dem Ersten Weltkrieg bis zum heute florierenden Geschäft mit den antiken Kunstschätzen auf dem internationalen Kunstmarkt, das dem IS Geld in die Kassen spült. Der bis tief in die Nacht reichende Themenabend ist auch nötig, weil der IS-Schrecken die Verbrechen anderer, etwa des Assad-Regimes, aus dem Blickfeld drängt.
Arte-„Thema spezial: Syrien“; Dienstag, ab 20 Uhr 15
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