Neuer Chefredakteur bei "taz": Georg Löwisch löst Doppelspitze ab
"Es ist schön nach Hause zu kommen". Georg Löwisch übernimmt die Leitung bei der "taz". Kein einfacher Job.
Georg Löwisch geht zurück. „Nach Hause“, so wird er in einer offiziellen Pressemitteilung der „taz“ zitiert. Löwisch wird der neue Chefredakteur der „taz“. Der Redaktion, in der alles angefangen hatte für ihn. Bei dem linken Blatt aus Berlin volontierte der 41-jährige während seines Journalistikstudiums in Leipzig. Auch nach seinem Abschluss ging es zurück nach Berlin und zur „taz“.
Georg Löwisch gilt als Generalist. Am besten kann der 41-Jährige jedoch Innenpolitik. Für die „taz“ schrieb er elf Jahre lang Reportagen, Berichte und Kolumnen, drei Jahre lang war er Ressortleiter bei der Sonntagsausgabe „sonntaz“. Zuletzt arbeitete Löwisch bei dem Monatsmagazin „Cicero“ als Textchef. Die Lust am Berichten kommt bei ihm aber nicht etwa über ein Fachthema, so scheint es, sondern über die Liebe zum geschriebenen Wort und das Interesse am Menschen. Seine Texte sind bildsprachlich und zeugen von guter Beobachtungsgabe. Kollegen sprechen von Löwisch als ruhigem, genauem Menschen.
Die "taz" ist eine "Zeitung der Zukunft"
Als Textchef bei „Cicero“ habe er so lange über einem Text gesessen, hätte ihn gedreht und geändert, bis er ihn für gut befand, auch wenn das mal etwas länger dauerte. Sich nicht mit halben Sachen zufrieden geben – diese Eigenschaft braucht ein Textchef. Ein Chefredakteur auch. Die „taz“, sagt er, sei eine „Zeitung der Zukunft“. Diese optimistische Aussage, inmitten der kollektiven Klage über das Zeitungssterben, scheint doch eine gute Einstellung für das alternative Blatt zu sein.
Nachfolger von Pohl und Rüttenauer
Löwisch kommt, weil zwei andere gehen. Die langjährige Chefredakteurin Ines Pohl hatte bereits am vergangenen Freitag verkündet, dass sie zur Deutschen Welle wechselt, als Korrespondentin in Washington. Andreas Rüttenauer, der 2014 zur Chefredaktion dazustieß, bleibt bei der „taz“. Er wird dort weiterhin als Autor wie auch als Leiter der „Zukunftswerkstatt“ arbeiten.
Löwisch tritt kein einfaches Amt an. Schon lange kämpft die „taz“ mit ihrer Finanzierung und ihren Auflagen. Auch redaktionsintern schien es bei der Zeitung schon länger zu rumoren. Pohl war als Chefredakteurin umstritten. In der Öffentlichkeit distanzierte sie sich einmal vom eigenen Blatt. Die Besetzung der Redaktion wechselte in den letzten Jahren häufig, es fehlte an Beständigkeit. 2017 zieht die „taz“ in ihren Neubau an der Friedrichstraße. Löwischs Durchhaltevermögen und Ruhe werden in seinem neuen Posten wohl besonders gefragt sein.
Alice Hasters
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