"heute" mit Tier-Video: Gehört ein heulender Hund in eine Nachrichtensendung?
Die "heute"-Sendung am Dienstag schloss mit einem Video mit einem vermissten Hund, der sein Herrchen wiederfindet. Geht das im öffentlich-rechtlichen Fernsehen?
Es ist nicht bekannt, ob "heute"-Moderator Christian Sievers nach Sendeschluss seinen eigenen Hund streichelt - wenn er denn überhaupt einen Hund hat. Aber eine Zuneigung zum Tier muss er haben. Sonst hätte er nicht dermaßen glückselig zum Ende der ZDF-Nachrichtensendung am Dienstag eine "besondere Vermisstenmeldung" angekündigt, und zwar "eine besonders süße".
Das ziemlich unscharfe Video aus Israel zeigte einen Hund, der seinem Besitzer wohl entlaufen war. Der hatte nun eine Vermisstenanzeige aufgegeben: Man solle dem Hund die Titelmelodie seiner Lieblingsserie vorspielen. Wenn der dann "mitsinge" ,sei es seiner. Und tatsächlich, der Hund heulte sich die Seele aus dem Leib. Dann kam es zum Wiedersehen zwischen Hund und Herrchen.
Christian Sievers, der schon vor dem Video wie ein Hundewelpe strahlte, schien danach noch ein Stückchen glücklicher. Kristin Otto, die die Sportnachrichten präsentiert hatte, wirkte schon ein wenig konsterniert, als würde sie erwarten, dass Kollege Sievers gleich einen Hund unter dem Studiotisch hervorzaubern würde. Tat er nicht, aber seiner Begeisterung nach würde es nicht verwundern, wenn der Moderator demnächst mit dem Trompetenstoß eines echten Elefanten in die ZDF-Hauptnachrichten einsteigen würde.
Spin-Off von "Aktenzeichen XY"?
Der Zuschauer, der sich nur für News in einer Nachrichtensendung interessiert, war erst mal perplex. War das RTL, was er da gesehen hatte, war das der Trailer für den tierischen Spin-off von "Aktenzeichen... XY ungelöst"?
"Heute" um 19 Uhr leidet immer und immer erkennbar unter Zeitmangel. Das ist mehr eine Headline-Show als nachhaltige Nachrichtenvermittlung. Die Ernsthaftigkeit der ZDF-Nachrichtenbemühungen wird schon von den massiven Werbeblöcken vor und nach "heute" unterspült. Auch da kommen Hunde vor, wenn Frauchen nicht mehr das Knie beugen kann. Das reicht dann.
Nachrichten, die keine Nachrichten mehr sein wollen, sind keine Nachrichten mehr. Das sollte vor dem nächsten Hunde-Vermissten-Video dringend ins Kalkül gezogen werden.