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Die Schwester von Deniz Yücel, Ilkay Yücel, nimmt am Samstag in Flörsheim (Hessen) an der Demonstrationsveranstaltung teil.
© dpa

Deniz Yücel in der Türkei: Gabriel kritisiert Inhaftierung des Welt-Korrespondenten

Dem Außenminister zufolge sei die Inhaftierung "weder nötig noch fair". In Yücels Geburtsort Flörsheim demonstrierten am Samstag Menschen mit einem Autokorso gegen die Inhaftierung.

Außenminister Sigmar Gabriel (SPD) hat die Dauer des Ermittlungsverfahrens gegen den in der Türkei festgehaltenen Journalisten Deniz Yücel kritisiert. „Es ist weder nötig noch fair, Deniz Yücel bis zu einer staatsanwaltschaftlichen Vernehmung so lange seine Freiheit zu nehmen“, sagte Gabriel der „Welt am Sonntag“. Er habe sich ja gerade aus freien Stücken gestellt, um eine Aussage zu den gegen ihn erhobenen Vorwürfen machen zu können. Der „Welt“-Korrespondent besitzt die deutsche und die türkische Staatsbürgerschaft.

Yücel befindet sich seit dem 14. Februar im Istanbuler Polizeipräsidium in Gewahrsam. Nach Angaben der Polizei wird gegen ihn wegen Mitgliedschaft in einer Terrororganisation, Terrorpropaganda und Datenmissbrauchs ermittelt. Am Samstag wollten Angehörige, Freunde und Kollegen in Yücels Geburtsort Flörsheim in Hessen mit einem Autokorso für seine Freilassung demonstrieren.

Dort demonstrierten rund 150 Fahrer. Mit dem Korso solle ein Zeichen für Presse- und Meinungsfreiheit in der Türkei gesetzt werden, heißt es in einem Flugblatt, das die Teilnehmer verteilten.

Vor dem Start der Rundfahrt versammelten sich Hunderte Angehörige, Freunde und Unterstützer Yücels vor der Stadthalle von Flörsheim. Sie hielten Plakate und Schilder mit der Aufschrift „Free Deniz“ in die Höhe. Yücel selbst fuhr nach Angaben von Kollegen selbst gerne in Korsos mit. „Ich hoffe, das gefällt ihm“, sagte Mit-Organisatorin Doris Akrap der Deutschen Presse-Agentur

„Jetzt ist der Moment für die türkische Justiz zu entscheiden, und das im Lichte der herausragenden Bedeutung unbehinderter Arbeit freier Medien“, sagte Gabriel. „Wir tun weiter alles, was wir können, damit es eine gute Lösung gibt.“ Unter dem Ausnahmezustand in der Türkei können Verdächtige bis zu 14 Tage in Polizeigewahrsam gehalten werden. Demnach muss der 43-Jährige Yücel spätestens am Dienstag entweder freigelassen oder dem Haftrichter vorgeführt werden.

Yücel wird nach Angaben seines Anwalts im Polizeigewahrsam bislang korrekt behandelt, hätte aber längst freikommen müssen. Menschenrechtsverletzungen habe es nicht gegeben, sagte der Istanbuler Anwalt Veysel Ok der „tageszeitung“. Trotzdem sei die Verlängerung des Polizeigewahrsams um eine weitere Woche an sich schon eine Menschenrechtsverletzung. Laut Europäischem Gerichtshof für Menschenrechte müssten Personen, die sich in Gewahrsam befinden, in kürzester Zeit dem Richter vorgeführt werden, selbst während des Ausnahmezustands.

Indes appellierten rund 160 Bundestagsabgeordnete in einem offenen Brief an den türkischen Botschafter in Berlin, Ali Kemal Aydin, sich für die schnelle Freilassung von Yücel einzusetzen. Wie die „Welt“ und die „Neue Osnabrücker Zeitung“ berichteten, rufen die Parlamentarier aller im Bundestag vertretenen Fraktionen den Vertreter der türkischen Regierung auf, Yücel und seinen Kollegen „freie Arbeit zu ermöglichen“. dpa/meh

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