zum Hauptinhalt
Vorsicht. Am Set der Krankenhausserie „In aller Freundschaft“.
© ARD/Jens-Ulrich Koch

Drehen in Corona-Zeiten: Erst testen, dann küssen

Versichert, verschoben oder zu wenig Kostüme: Corona-bedingt laufen TV-Drehs weiter unter verschärften Bedingungen.

„heute-show“, „Markus Lanz“, „Anne Will“ oder auch Kai-Pflaume-Quiz ohne Publikum – man hat sich als Zuschauer in Lockdown Eins und Zwei dran gewöhnt, und manche Show-Formate überlegen sogar, zukünftig auf Studiopublikum zu verzichten, weil sie so ihre Stärken besser ausspielen können. Problematischer ist das mit den Fernseh-Arbeiten bei der Produktion von Serien- und Filmen.

Auch wenn Dreharbeiten nicht mehr am laufenden Band unterbrochen werden wie im vergangenen Frühling, die Bedingungen an den Sets bleiben verschärft und werden es wohl noch im Frühjahr sein, wenn nach der Winterpause verstärkt Serien und Filme hergestellt werden.

Daily Soaps wie „Rote Rosen“ sind fast das ganze Jahr über am Start. Über manchen ausgebliebenen Serienkuss dürften sich Fans gewundert haben. Social distancing auch vor der Kamera. Die Dreharbeiten zu „Rote Rosen“ in der Serienwerft in Lüneburg, die im Mai für Wochen unterbrochen waren, laufen derzeit zwar weiter. Das Hygienekonzept, welches im Frühling entworfen wurde, habe sich bewährt, sagt eine Sprecherin von Studio Hamburg. „Die strengen Maßnahmen im Studio ermöglichen es uns, das normale Drehpensum zu halten.“ Es gelte Maskenpflicht für alle Mitarbeiter sowie Mindestabstand von 1,5 Meter sowohl vor als auch hinter der Kamera.

Inhaltlich hat sich natürlich manches geändert. Mittlerweile sei es aber auch wieder möglich, etwas Nähe vor der Kamera zu zeigen. „Hierfür führen wir regelmäßig Coronatests bei den Schauspielern durch.“ Nach zwei negativen Testergebnissen dürfe der Mindestabstand kurzzeitig unterschritten werden.

Dementsprechend zuversichtlich ist Johannes Züll, Vorsitzender der Geschäftsführung von Studio Hamburg: „Jahreszeitlich bedingt sind zurzeit weniger Produktionen im Dreh als zum Beispiel im Sommer. Wir haben bei allen Projekten die Gefährdungsbeurteilungen der allgemeinen Lage angepasst.“

Einschränkungen bei den Drehortverfügbarkeiten

Das gilt auch für die Ufa. Die Firma produziere weiterhin unter Einhaltung der strengen, speziell für den Filmbereich entwickelten Empfehlungen der Berufsgenossenschaft BG Etem, sagt Joachim Kosack, Geschäftsführer Ufa.

„Der härtere Lockdown und die Verlängerung über den 10. Januar hinaus hat aber natürlich auch für unsere Produktionen teilweise Auswirkungen.“ So könnten Einschränkungen bei den Drehortverfügbarkeiten zu Verzögerungen beziehungsweise Verschiebung der Dreharbeiten führen. Auch die Schließung der Geschäfte stelle Ausstatter und Kostümbildner bei der Beschaffung von Requisiten und Kostümen vor noch nie da gewesene Herausforderungen.

Gut dabei zu wissen, dass es den von den Ländern gespannten Ausfallfonds II für Fernsehproduktionen in Höhe von 43 Millionen Euro gibt, wodurch Risiken Covid-19-bedingter Drehunterbrechungen kalkulierbarer werden. „Gleichwohl sind Produktionen aufgrund der erheblichen hygienischen Mehraufwände nicht nur deutlich teurer geworden, sie dauern auch länger“, sagt Christoph Palmer, Geschäftsführer der Produzentenallianz. Die akute Situation veranlasse sicher einige Unternehmen, Drehs in den Sommer zu verlagern, darauf hoffend, dass die Infektionslage sich etwas beruhigt.

Auswirkungen auf Programmpläne der Sender und Streamingdienste dürfte das kaum haben. Obwohl Serienproduktionen wie „Navy CIS" wegen Corona-Höchstständen in Kalifornien wochenlang geruht haben, gehen Amazon Prime, Netflix oder Sky nicht davon aus, dass sich Ausstrahlungen verzögern. Auch die ARD-Filmtochter Degeto ist im Soll. Hierzulande sind die meisten Drehstarts zwischen April und Oktober.

„Bis Ende März sind regulär weitere 22 Drehstarts angedacht. Das entspricht der fast identischen Anzahl von Produktionen in 2020“, sagt Christine Strobl, Chefin der ARD-Tochter-Degeto, die gerade die Anwaltsserie „Legal affairs“ mit Lavinia Wilson dreht. Dass darin – wie in der neuen Staffel der US-Serie „This Is Us“ – das Thema Corona eingearbeitet wird, ist nicht zu vermuten.

Zur Startseite