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Kinder möchte Fritz Mertens (Fritz Karl, 47) keine weiteren haben, Sophie Mehnert (Christiane Paul) will ihn in der ZDF-Komödie „Der gebrauchte Mann“ überreden.
© ZDF und Marion von der Meheden

Interview mit Fritz Karl: „Eine gute Komödie ist schwer“

Schauspieler Fritz Karl über Film-Genres, Castingshows und seine eigenen Erfahrungen mit dem Thema Patchwork-Familie.

Herr Karl, im Thriller „Zum Sterben zu früh“ spielen sie den Anti-Helden Erich Kessel, in der Komödie „Mein gebrauchter Mann“ den Vater Fritz Mertens, der von seiner Freundin noch einmal zur Familienplanung überredet werden soll. Was ist schwerer zu spielen, Krimi oder Komödie?

Beides hat seine Tücken. Aber es ist schon wahnsinnig schwer, eine gute Komödie zu schreiben, zu inszenieren und zu spielen. Bei den meisten klassischen Krimis ist es doch so: Man ahnt, was passiert und klärt einen Mord auf. Bei einer Komödie ist die Dramaturgie komplizierter. Man braucht eine super Besetzung und ein perfektes Timing. Eine gute Komödie finde ich schon sehr sehr schwer. Aber ich versuche das trotzdem immer wieder. Und bei „Mein gebrauchter Mann“ ist uns eine tolle Komödie mit Tiefgang gelungen.

Nach welchen Kriterien entscheiden Sie bei Filmangeboten?
Nach der Qualität der Drehbücher und nach der Geschichte, die sie erzählen. Je komplexer eine Rolle, desto größer die Herausforderung. Außerdem versuche ich immer, mir ganz konträre Figuren auszusuchen, um mich nicht auf eine Schiene festzulegen. Das Tolle an meinem Beruf ist ja das große Spektrum, das er bietet. Es wäre schade, wenn ich mir das selber beschneiden würde. Und ich fände es entsetzlich, wenn ich zum Beispiel nur Ärzte spielen dürfte.

Fast alle Ihre Filme sind Quotenhits. Schreibt man Ihnen Ihre Figuren inzwischen auf den Leib oder gehen Sie noch zu Castings?
Das ist unterschiedlich, aber eigentlich bin ich ein Casting-Befürworter. Man lernt sich dabei kennen und stellt fest, ob die Chemie stimmt. Das macht Sinn und gehört zu meinem Beruf. Es gibt aber nicht nur Rollen-Castings, sondern vor jedem Film auch ein Konstellations-Casting. Und das ist gut so. Denn die Konstellation muss ja stimmig sein. Man findet dabei heraus: Passt dieses Paar zusammen, und was erzählen die beiden gemeinsam.

Sie sind selbst sechsfacher Vater und spielen die Papa-Rolle auch oft in Filmen, wie jetzt in „Mein gebrauchter Mann“. Der Film dreht sich um das zeitgemäße Phänomen der Patchwork-Familien.
Deshalb ist der Film nicht nur witzig, sondern auch sehr lebensnah. Ich kenne das Thema aus eigener Erfahrung. Meine großen Kinder sind inzwischen schon erwachsen, so dass sie ihr eigenes Leben haben. Aber als sie noch kleiner waren, haben wir zusammen in einer Patchwork-Familie gelebt. Da gibt es diese Momente im Film, wo mein Filmsohn sehr eifersüchtig auf meine neue Partnerin reagiert. Das kam mir total bekannt vor. Beim Lesen des Drehbuchs hatte ich sofort gedacht: Super, genau so ist es.

Sie sind seit mehr als 20 Jahren im Filmgeschäft. Sind die Zeiten für Schauspieler seitdem besser oder schlechter geworden?
Es ist viel schwerer geworden als früher. Erstens gibt es wahnsinnig viele Schauspielschulen und noch mehr Schauspieler. Und zweitens hat sich alles extrem verjüngt. Als 17-Jähriger war ich damals in meinem Schauspielseminar der Jüngste, meine Mitschüler waren deutlich älter. Und wenn man heute älter als 22 ist, wird man auf einer staatlichen Schauspielschule erst gar nicht mehr aufgenommen. Auch die Arbeitssituationen werden immer härter: Viele Theater machen zu, und die bestehenden Ensembles werden verkleinert.

Was denken Sie über Casting-Shows?
Die sind vorsätzliche Irreführung. Den jungen Menschen wird bewusst vorgegaukelt, dass jeder ein Star werden kann. Aber das ist nicht die Realität. Das wahre Leben spielt außerhalb der Glitzerwelt, und da gibt es unzählige arbeitslose Künstler.

Sie sagten einmal: „Alleinsein ist ein großes Problem unserer Zeit.“ Wie haben Sie das gemeint?
Gerade durch die sozialen Medien sind viele Menschen heute völlig allein. Auch junge Leute sind isoliert. Sie treffen sich nicht mehr im Café oder in der Diskothek, wo man sich kennenlernt und miteinander redet. Sondern jeder sitzt allein in seinem Kämmerchen und chattet sich in die Einsamkeit. Man kommuniziert zwar mit irgendwem, aber das wirkliche Sich-Sehen, Sich-Fühlen, Sich-Spüren und Sich-Begreifen fehlt total. Das eigentliche Mensch-Sein geht verloren.

Das Interview führte Claudia Pless

„Mein gebrauchter Mann“, Donnerstag, 20 Uhr 15; „Zum Sterben zu früh“, 9.11., 20 Uhr 15, jeweils ZDF

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