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Trainer Jürgen Klopp jubelt den Fans von Borussia Dortmund zu.
© dpa

Champions League: Ein Interview mit Jürgen Klopp schlägt hohe Wellen

Die Firma Puma vermietet ihren bezahlten Repräsentanten Jürgen Klopp an die Presse und lässt sich im Gegenzug versichern, dass unter dem Artikel im "Guardian" der Name des Sportartikelherstellers auftaucht.

Aha, Jürgen Klopp ist stolz, Puma zu tragen. Diese Information, die man vor einigen Tagen dem Internetangebot der britischen Qualitätszeitung „The Guardian” entnehmen konnte, irritiert in hohem Maße, schlägt hohe Wellen. Warum ist er stolz darauf, Puma zu tragen, wo deren Produkte doch für kleines Geld an jeder Ecke zu haben sind? Und warum steht das, kursiv hervorgehoben, am Ende eines längeren journalistischen Beitrags? Darauf folgt gleich eine Antwort im „Guardian“: Puma sei ein Partner von Borussia Dortmund. Es liest sich wie eine Anzeige, steht aber im redaktionellen Teil einer sehr renommierten Zeitung auf der Insel. Im Bild dazu trägt Klopp ein „I-love-London“-Shirt. Von Puma.

Wurden da nicht journalistische Standards verletzt? Stichwort unabhängige Berichterstattung. "Der Artikel ist im Guardian ist im Rahmen eines internationalen Pressetermins von Puma mit Jürgen Klopp entstanden. Dort hat er von Journalisten aus sechs Ländern natürlich auch mal etwas andere Fragen gestellt bekommen als von deutschen Journalisten im normalen Bundesliga-Alltag", sagte Puma-Sprecher Ulf Santjer dem Tagesspiegel.

Unterstützung der Pressearbeit

Das mit dem gar nicht so diskreten Hinweis auf Klopps modische Vorlieben am Ende des Artikels ginge nicht direkt auf Puma zurück. „Wir haben die Kollegen der internationalen Presse gebeten, den Hinweis zu geben, dass das internationale Pressegespräch von Puma organisiert wurde, um transparent zu sein“, sagt Santjer. "Auf den Inhalt von Artikeln nehmen wir selbstverständlich in keiner Weise Einfluss. Als Ausrüster verstehen wir uns als Unterstützung und Ergänzung der Pressearbeit unserer Vereine, was die internationalen Medienkontakte betrifft."

Man kann es auch so sehen: Die Firma Puma vermietet ihren bezahlten Repräsentanten Jürgen Klopp an die Presse und lässt sich im Gegenzug versichern, dass unter dem Artikel die zitierten Informationen stehen: „Jürgen Klopp is proud to wear Puma – who are also a partner of Borussia Dortmund.“ Diese Lesart wird in Internetforen kolportiert. In Großbritannien sind solche Deals zwischen Industrie und Sportjournalisten offenbar gang und gäbe: Interviews, die von einer Firma ermöglicht werden – im Gegenzug wird das Unternehmen erwähnt. Ähnliches gab es seitens des „Guardian“ schon bei den Sportstars Usain Bolt, Sergio Aguero, Cesc Fabregas oder Marco Reus, sagte ein Sprecher der Zeitung. Man sei da für komplette Transparenz, was die Umstände des Interviews betrifft. In Deutschland ist das bislang undenkbar. Das erklärt die Aufregung um die Geschichte genauso wie der Umstand, dass sich Klopp in dem Interview als Vertreter eines „Arbeitervereins“, Borussia Dortmund, geriert, der sich im Kampfe gegen die „Bösen“, die reichen Bayern, befindet („wir sind ein Verein, kein Unternehmen“). Durch Puma dürfte Klopp auch ein bisschen reicher geworden sein.

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