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Alltag mit dem Präsidenten. Trump oder auch sein Sprecher Sean Spicer (Foto) im Briefing-Raum des Weißen Hauses lassen Journalisten ihre Geringschätzung spüren.
© AFP

Der US-Präsident und sein Medienkrieg: Donald Trump und die Journalisten: Bleiben oder gehen?

Donald Trump hat Medien den Krieg erklärt – die Journalisten vor Ort suchen noch nach Strategien, wie sie damit umgehen sollen. Vielleicht hilft - mehr Solidarität.

Wenn man so will, haben die Verbalattacken von US-Präsident Donald Trump gegen die Medien auch etwas Gutes: Erstmals seit Jahren registrieren US-Medienunternehmen einen Aufwind bei den Leser-, Hörer- und Zuschauerzahlen. Während Trump den Nachrichtensender CNN als Überbringer von Fake News bezeichnete, stiegen die Zuschauerzahlen in der Woche der Amtsübernahme um 94 Prozent an.

Die „New York Times“ hat im vierten Quartal 2016 300 000 neue Abonnenten für ihr Onlineportal gewonnen. Mindestens ein Problem aber bleibt – die restriktive Medienpolitik der Trump-Administration, die es Zeitungen und Fernsehsendern fast unmöglich macht, bei Pressekonferenzen und Recherche Antworten auf ihre Fragen zu bekommen.

Trump lässt kaum eine Gelegenheit aus, um die „Versager der New York Times“ zu beschimpfen, „Fake News CNN“, ABC oder MSNBC. Er behauptet jetzt sogar, westliche Medien würden nicht über islamistischen Terror berichten, mit einer Liste von 78 Terroranschlägen. Überhitzte Reaktionen bleiben nicht aus. Gerade auch die Diskussionen um das aktuelle „Spiegel“-Cover, auf dem Trump mit einem IS-Schlächter gleichgesetzt wird, führt zur Frage, wie Medien denn angemessen auf diesen Präsidenten reagieren sollten.

Folgt man den Korrespondenten der TV-Sender, scheinen sich die Journalisten vor Ort nur langsam umzustellen. „Mir kommt es so vor, als müssten die amerikanischen Kollegen erst mal wieder zu sich finden.“ Dass ein Präsident sie öffentlich als „Haufen Müll“, „fake news“ oder „Lügner“ bezeichnet, scheine eine Art Schockstarre ausgelöst zu haben, sagt Ina Ruck, ARD-Korrespondentin und ARD/WDR-Studioleiterin Washington. „Zumindest wirkte es auf mich so anlässlich der Pressekonferenz von Donald Trump, in der er die Kollegen von CNN und Buzzfeed heftig anging, und alle anderen schweigend danebensaßen.“

Welchen Preis zahlt man für den Zugang?

Ein paar Tage nach dieser Pressekonferenz hat Ina Ruck Kollegen getroffen. „Es wurde heftig diskutiert, ob es nicht besser gewesen wäre, die Reporter im Trump Tower hätten solidarisch geschlossen den Raum verlassen. Oder laut protestiert.“ Wie nun also umgehen mit so etwas? Gehen und die Berichterstattung den Günstlingen überlassen? Oder bleiben, die Demütigungen ignorieren und weiter kritisch nachfragen? „Die meisten Kollegen waren am Ende für Letzteres“, sagt Ruck. Auch, weil der Zugang zu Informationen überlebenswichtig sei für ein Medium. Die Frage sei, welchen Preis man bereit ist zu zahlen für den Zugang.

Journalisten im Zwiespalt zwischen Zugang zu Trump und Protest – RTL-Korrespondent Peter Kleim sieht das ähnlich. "Ich bin ja der einzige Deutsche, der eine ständige Akkreditierung im Weißen Haus hat." Die Stimmung im Briefing-Raum habe sich in den vergangenen zwei Wochen fundamental verändert, vor allem die Art und Weise des Briefings durch Sean Spicer. Neuerdings tauchten dort auch andere Medien auf, Blogger, neue Gesichter, die vorher auf keinem Zettel standen. Auch via Skype werden Fragen eingeholt, Journalisten zugeschaltet.

Trumps Argument, so Kleim: „Nicht nur große Medien wie AP, Reuters oder die großen Networks sollen Zugang zum Weißen Haus haben, sondern auch kleinere Medien, Radioleute, lokale Stationen.“ Die Strategie dahinter: Kritischen Fragern im Raum, erfahrenen und vor allem gut informierten Reportern solle Zeit für ihre Fragen gestohlen werden. So halte man die kritische Presse auf Distanz.

Ulf Röller, Leiter des ZDF-Studios in Washington, ist skeptisch, ob man dagegen etwas tun könne. „Donald Trump will erst mal alles ein bisschen durcheinanderwirbeln.“ Er wolle dabei auch viel Porzellan zerschlagen, das hat er seinen Anhängern versprochen. Und das spiegele sich auch in seinem Umgang mit den Medien wider.

Die Stimmung bei den Kollegen sei schlecht, sagt Kleim. Es gebe Ratlosigkeit, keine bislang erkennbare Strategie. Die „White House Correspondent Association“, vergleichbar der Bundespressekonferenz, brachte die Losung, man wolle weiter offen sein, kooperieren, nicht obstruieren.

Der Korrespondent glaubt, „es hilft nur, weiter professionell-kritisch über Donald Trump und über die Auswirkungen seiner Politik, seiner Dekrete zu berichten. Das ist unser Job. Man darf ihn nicht dämonisieren.“ Und: Noch mehr Solidarität unter den Journalisten bei diesen Briefings könne nicht schaden. Nach dem Motto: „Mein Kollege war noch nicht fertig.“ Wenn dem Journalisten denn wieder mal das Wort abgeschnitten wurde.

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