US-Wahlen in den Medien: Donald Trump und der „Abschaum“
Der US-Präsidentschaftskandidat hat ein schwieriges Verhältnis zu den Medien. Ein Fernsehsender hält auf jeden Fall zu Donald Trump.
„Abschaum“, „unehrlich“, „widerlich“: Angesichts der Wortwahl von Donald Trump bei Äußerungen über die Medien und Journalisten ist es kein Wunder, dass ein Großteil der Presse in den USA inständig hofft, dass er bei der Präsidentenwahl am 8. November gegen Hillary Clinton verliert.
Trump sieht die Medien als Gegner: Wie viele Populisten gibt sich der Präsidentschaftskandidat der Republikaner das Image eines Mannes, der von starken Kräften wie den etablierten Medien angefeindet wird und mit ständigen Diffamierungen leben muss. Er glaubt nicht, dass ihm das schlechte Verhältnis zur Presse schaden wird. Über Twitter und Facebook tritt Trump direkt mit seinen Anhängern in Kontakt.
„Die Medien sind sehr unfair und voreingenommen“, sagte Trump bei einer Wahlkampfkundgebung diese Woche. Der angesehenen „New York Times“ warf er einen einseitigen Kampagnen-Journalismus gegen seine Kandidatur vor. Außerdem könnten die Journalisten des mehrfach ausgezeichneten Blattes „nicht schreiben“. Aber die „Times“ werde in wenigen Jahren ohnehin bankrott sein, sagte er voraus.
Die meisten Politiker geben sich Mühe, die Medien im Wahlkampf pfleglich zu behandeln – Trump tut das Gegenteil. Als er bei einer Pressekonferenz im Juni die politischen Berichterstatter des Landes als „einige der unehrlichsten Leute, die ich je getroffen habe“ bezeichnete, wurde er gefragt, ob er bei einem Wahlsieg im November ähnlich mit den Reportern umspringen werde. „Ja, so wird das laufen“, antwortete der Immobilienmogul.
Der 70-jährige belässt es nicht bei Medienschelte. Sein früherer Wahlkampfmanager soll gegenüber einer Reporterin handgreiflich geworden sein. Journalisten der „Washington Post“, des Magazins „Politico“ und Reporter großer Online-Medien wie der „Huffington Post“ erhalten keinen Zugang zu seinen Veranstaltungen. Als ihm die Fernsehmoderatorin Megyn Kelly unangenehme Fragen stellte, konterte er mit der Bemerkung, Kelly habe wohl gerade ihre Periode.
Eine „Gefahr für die Republik“
Die „New York Times“ und andere große Zeitungen haben sich offiziell auf die Seite von Clinton geschlagen. „Ist Trump einfach nur verrückt?“ fragte Eugene Robinson, Kolumnist der „Washington Post“. Auch CNN berichtet so kritisch über Trump, dass der Unternehmer den Nachrichtensender als Presseabteilung von Hillary Clinton bezeichnete. Selbst Zeitungen, die in der Vergangenheit ganz offiziell für republikanische Präsidentschaftskandidaten eintraten, versagen Trump ihre Unterstützung.
Der „Houston Chronicle“, eine der größten Zeitungen in Texas, sprach sich für Clinton aus. Trump sei rassistisch, habe autokratische Tendenzen und verachte den Rechtsstaat, hieß es in einem Leitartikel der Meinungsredaktion des Blattes. Der republikanische Kandidat sei eine „Gefahr für die Republik“. So stark ist der Chor der Anti-Trump-Presse inzwischen, dass sich einige Beobachter bereits Sorgen machen. „Im Kampf gegen Trump werfen die Journalisten die Objektivität über Bord“, schrieb der Autor Justin Raimondo in der „Los Angeles Times“.
Noch kann sich Trump auf konservative Medien wie den Nachrichtensender Fox und das Boulevardblatt „New York Post“ verlassen. Doch selbst dort werden Zweifel an der Eignung des Milliardärs für das Präsidentenamt laut. Insbesondere Trumps rüder Umgang mit der muslimischen Einwandererfamilie Khan, deren Sohn als US-Soldat im Irak starb, kostet ihn Sympathien. „Trump begeht Selbstmord mit Wunden, die er sich selbst zufügt“, kommentierte „New York Post“-Kolumnist Rich Lowry.
Bei aller Kritik der Medien an Trump stellt sich die Frage, ob sich die wichtigste Zielgruppe des Kandidaten – die konservative weiße Mittelschicht in Gebieten mit hoher Arbeitslosigkeit und weit verbreiteter Furcht vor sozialem Abstieg – von der Berichterstattung in Zeitungen und im Fernsehen beeindrucken lässt. Möglicherweise kann Trump sogar mit einem Solidarisierungseffekt rechnen: Laut einer Umfrage findet jeder zweite US-Wähler, die Medien seien gegen Trump eingestellt.
Der Unternehmer setzt unterdessen auf Twitter und Facebook. Allein über Twitter erreicht Trump rund 10,6 Millionen Menschen – und tut sein Bestes, um seine Botschaften an die Wähler zu bringen. Während die etablierten Medien diese Woche ausführlich über Trumps Streit mit der Soldaten-Familie Khan berichteten, prangerte der Kandidat über Twitter die angebliche Abwanderung industrieller Arbeitsplätze aus krisengeschüttelten Regionen nach Mexiko an. „Das wird aufhören, wenn ich gewinne.“