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Hat mal mehr, mal weniger zu lachen: Kabarettist Dieter Nuhr
© dpa
Update

Gerichtsurteil gegen Kabarettist: Dieter Nuhr: "Hassprediger darf mich Hassprediger nennen"

Das Landgericht Stuttgart gesteht Erhat Toka zu, den Kabarettisten als "Hassprediger" zu bezeichnen. Das sei durch die Meinungsfreiheit gedeckt. Der Kabarettist reagiert mit Humor und Galle.

Auf seinem Facebook-Account hat der Kabarettist Dieter Nuhr am Mittwochmorgen auf das Urteil des Stuttgarter Landgerichts reagiert, wonach er wegen seiner Islam-Kritik als „Hassprediger“ bezeichnet werden. "Jetzt hab ich's: Hassprediger darf MICH ,Hassprediger' nennen, weil man JEDEN Hassprediger nennen darf, auch als Hassprediger." Er habe völlig übersehen, dass da noch ein Verfahren gelaufen sei. "Aber durch die Presse erfährt man alles". Erhat Toka dürfe weiterpöbeln, aber nicht mehr Nuhrs Foto verwenden. Die Gerichtskosten würden geteilt. Nuhrs Reaktion: "Na, das ist doch eine gute Nachricht Bei uns teilt man auch mit denen, die uns hassen. Gut so."

Der 54-Jährige Kabarettist war jedenfalls am Stuttgarter Landgericht mit dem Versuch gescheitert, dem Osnabrücker Muslim Erhat Toka eine öffentliche Einschätzung von Dieter Nuhr als "Hassprediger" im Internet verbieten zu lassen. Die Bezeichnung „Hassprediger“ sei noch durch die Meinungsfreiheit gedeckt, bestätigte ein Gerichtssprecher einen Bericht der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ („NOZ“). Vor der 17. Zivilkammer wollten Nuhrs Anwälte eine Abmahnung und Unterlassungserklärung durchsetzen. Nicht mehr verwenden dürfe Toka hingegen eine Montage, bei der er eine Porträtfoto von Nuhr in ein Stoppschild montiert habe, wie der Sprecher berichtete. Hier erreichte Dieter Nuhr seine Ziele. Das Gericht drohte Toka mit einem Ordnungsgeld, falls er die Montage weiter verwende. Die Kosten des Verfahrens teilen sich beide Parteien etwa halbe-halbe.

Nuhr und Toka streiten schon länger vor Gericht

Die gerichtliche Auseinandersetzung zwischen Nuhr und Toka dauert schon etwas länger. Toka hatte dem Kabarettisten im Herbst 2014 Hetze und die Beschimpfung von Religionsgemeinschaften vorgeworfen und ihn angezeigt. Als Beleg diente laut „NOZ“ ein Videoclip, der antiislamische Passagen aus Nuhrs Programmen aneinanderreiht. Gleichzeitig hatte Toka zu einer Demonstration am Rande eines Gastspiels des Kabarettisten in Osnabrück aufgerufen. Das Ermittlungsverfahren gegen Nuhr wurde eingestellt, die Staatsanwaltschaft wertete die Kunstfreiheit höher als den Schutz von Religionsgemeinschaften. Nuhr sagte damals im Gespräch mit "Planet Interview", er habe die Anzeige ohnehin nicht ernst genommen: "Das war ja totaler Humbug. Ich habe von behördlicher Seite aus nicht mal eine Mitteilung darüber bekommen. Ich weiß davon nur aus der Zeitung". Da zeigt sich offenbar ein Muster: Nuhr liest mehr Zeitung als er mit seiner Anwaltskanzlei redet.

Der Kabarettist hatte damals gesagt, ihn störe es und er finde es lächerlich, wenn ein Salafist meint, man dürfe über ihn und sein Verhalten keine Witze machen, weil er einem bestimmten religiösen Glauben anhängt. Nuhr plädiert für Toleranz, auch gegenüber Satirikern. Der Grund, warum der Entertainer und seit vielen Jahren erfolgreiche Jacob-Grimm-Preisträger den Koran auf der Bühne häufig zum Thema mache, sei, dass es das einzige Thema wäre, worüber man in Deutschland und in der zivilisierten Welt nicht frei sprechen könne. Auch aus dem Terror der islamistischen Terrormiliz IS könne er etwas Komisches herausholen: "Diese völlige Unzivilisation, die Rückkehr zur kompletten Barbarei, die sich paart mit Salafisten in Deutschland, die das prima finden und diese Gewalt unter Ausnutzung unserer Freiheit verteidigen – das ist ein Thema, weil es natürlich lustig ist, weil es absurd ist. Daraus entsteht auch Komik."

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