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Kein Neuland. Eine neue App, neues Design und neue Formate kündigt der RBB an.
© Tsp

Radio Fritz reloaded: Die umgedrehte Welle

Radio Fritz im RBB – kein klassischer Radiosender mehr, sondern digitale Marke. Auf eine Reichweitenauswertung muss allerdings länger gewartet werden.

Manchmal ist es vielleicht ganz gut, wenn neue Zahlen mal nicht erhoben werden, zumal, wenn damit ein negativer Trend bestätigt werden sollte. Zweimal im Jahr lässt sich die Radiobranche ihre Zeugnisse in Form der Media-Analyse ausstellen. Das ist 2020 anders. Die Herbsterhebung und die Frühjahrsberichterstattung 2021 sollen wegen der Corona-Pandemie ausfallen.

„Die Corona-Krise trifft auch das Radio/Audio-Lager mit voller Wucht und führt trotz starker Nutzungszahlen seit Mitte März zu dramatischen Einbrüchen bei den Werbeumsätzen aller Partner“, sagte Jan Isenbart, Vorstand Radio / Audio in der Arbeitsgemeinschaft Media-Analyse (agma). Eine gute Gelegenheit für die Macher von Radio Fritz im Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB), den reichweitenschwächelnden Sender für die Unter-30-Jährigen verstärkt auf Kurs zu bringen. Eine neues Konzept soll helfen, das am Donnerstag vorgestellt wurde.

Die Musik spielt im Internet, dort (Youtube, Spotify, Instagram & Co.) ist die Zielgruppe unterwegs. Kein Neuland, aber eine neue App, ein neues Design und neue Formate kündigt denn auch der RBB an. Fritz spiele seine Kompetenz bei digitalen Angeboten weiter aus. „Die Fritzen gibt es jetzt auch im Netz, wie gewohnt: echt, mutig und mit Herz und Schnauze, so wie wir es aus dem Radio kennen“, sagt RBB-Programmdirektor Jan Schulte-Kellinghaus. Die traditionellen Fritz-Radioinhalte sollen durch digitale Formate ergänzt werden.

Stichwörter Podcasts und Videos. Sechs neue digitale Fritz-Formate seien bereits erfolgreich gestartet, so „Tabulos“ mit 71697 Abrufen über alle Plattformen hinweg, „Fake News mit Herrn Mangold“ auf Facebook, „Neues vom Känguru reloaded“ auf YouTube mit 1 988 894 Abrufen oder das zuletzt gestartete Format „182einhalb“ mit 301 226 Abrufen. „Die Konkurrenz im Netz ist unfassbar groß, aber wir gehen das an“, sagt Radio-Fritz-Wellenchefin Karen Schmied.

Ob sich das in neuen Hörer- oder besser Userschaften bemerkbar machen wird?

Doch was heißt das schon: Radio? Der RBB begreift Fritz nicht mehr als klassischen Radiosender, sondern als digitale Marke. Schon Anfang 2019 hatte der RBB den Umbau seines jungen Radiosenders zur Digitalmarke ausgerufen. Das Programm wurde sukzessive verändert, zunehmend Podcast- und Youtube-Formate gestartet. Nun das neue Erscheinungsbild: Unverändert bleiben die Fritz-Farben, aber kein umgedrehtes F mehr, das Logo wirkt weniger verspielt.

„Straighter, zeitgemäßer, cooler“, sagt Karen Schmied. Das Logo könne so in digitalen Anwendungen besser funktionieren. Seit Mittwoch gibt es auch eine neue Fritz-App, die nicht nur alle Audio-Angebote bündelt, sondern auch eine Offline-Funktion anbietet, was der jüngeren Zielgruppe mit ihren häufig begrenzten Datenvolumen entgegenkommen dürfte.

Die Veränderungen bei Fritz seien, so Schulte-Kellinghaus, ein „Role-Model für den ganzen RBB, ein Brennglas für das, was wir in den nächsten Jahren auch sonst im RBB machen müssen.“.

Ob sich das in neuen Hörer- oder besser Userschaften bemerkbar machen wird? Zuletzt hatte Fritz in der Radio MA 85 000 Hörer pro Durchschnittsstunde, dabei schaltet Brandenburg stärker ein als Berlin, so ein RBB-Sprecher. Der Sender wird auf die nächste Radio-MA warten müssen.

Agma-Geschäftsführer Olaf Lasalle hat „mit aller Deutlichkeit“ klargestellt, dass es sich bei der ausfallenden Reichweitenmessung 2020 um eine einmalige Ausnahme handle. „Ab Sommer 2021 erfolgt wieder die reguläre Berichterstattung mit der MA 2021 Audio II, basierend auf den Frühjahrswellen 2020 und 2021.“ Die ARD hatte dem Vorschlag der privaten Radioveranstalter zugestimmt, die Reichweitenermittlung im Herbst 2020 auszusetzen. „Wir haben uns die Entscheidung nicht leicht gemacht. Gerade mit Blick auf die Coronakrise wissen wir aus internen Erhebungen, dass gerade das Medium Radio boomt und auch die öffentlich-rechtlichen Angebote so viel Zuspruch haben wie nie zuvor“, sagte der ARD-Vorsitzende Tom Buhrow.

Von diesem Boom würde auch Radio Fritz gerne noch etwas mehr mitnehmen, dann vielleicht auch wieder in steigenden Werbeumsätzen.

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