Gema und Youtube: Die Lizenz zum Nachahmen
Dass sich Youtube und die Gema endlich geeinigt haben, und das auch noch außergerichtlich, ist eine gute Nachricht. Und eine mit Symbolkraft. Ein Kommentar.
Für Millionen Youtube-Nutzer in Deutschland war es ein permanentes Ärgernis. Statt eines gesuchten Musikvideos bekamen sie einen schwarzen Sperrbildschirm mit verknautschtem Smiley zu sehen. Jetzt kann der endlich lachen. Denn der Streit zwischen der „Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte“, kurz Gema, und Youtube gehörte nicht nur zu den längsten der hiesigen Internetgeschichte, sondern auch zu den nervigsten.
Einerseits symbolisiert er die Hartleibigkeit einer vermeintlich antiquierten Institution, gegründet 1933, die den freien, ungehinderten Zugang zu Informationen im digitalen Zeitalter blockiert. Andererseits steht der Streit für die Schwierigkeit, das analoge Selbstverständnis, geistiges Eigentum zu entlohnen, ins Digitale zu übersetzen. Deshalb wurde gestritten, prozessiert und frustriert abgeschaltet. Das Beste an der Einigung: Sie kam ohne Gerichtsurteil zustande. Das bringt zwar keine endgültige Rechtssicherheit, aber es zeigt, dass ein Umdenken begonnen hat. So etwas nennt man Zäsur.
Der Kampf um die Moderne - eine unnötige Überhöhung
Zumal der Streit zwischen Gema und Youtube-Gesellschafter Google zum Kampf um die Moderne stilisiert wurde. Eine unnötige Überhöhung. Sie hat nicht nur den Nutzern geschadet, sondern vor allem den Künstlern. Was nun beschlossen wurde, hat Symbolkraft. Geistiges Eigentum, ob Musik, Kunst oder geschriebenes Wort, hat einen Wert. Der muss sich in Geld bemessen. Es ist doch ganz einfach: Wenn Künstler von ihrer Kunst nicht mehr leben können, wird es bald keine Kunst mehr geben. Und ohne Kunst werden wir alle ärmer. Das ist die Erkenntnis, die die Einigung leitet.
Die Gema gibt ihre harte, fast dogmatische Haltung auf. Auch das hilft Nutzern wie Mitgliedern. Denn Youtube beziehungsweise Google sind Plattformen, die für Autoren, Musiker, Künstler unverzichtbar geworden sind. Sie schaffen auf einfache Weise Zugang zu einem Millionenpublikum. Der Sinneswandel ist deshalb bemerkenswert, weil es eben die Gema war, die ihren Künstlern und deren Fans diese Plattform über Jahre zumindest in Teilen verwehrt hat. Und das in einer Zeit, als sich andere europäische Verwertungsgesellschaften längst mit Youtube einig geworden waren.
Youtube und Google sind Partner
Was nutzt die Kunst, wen sie keiner sehen, hören, lesen kann? Youtube und Google werden zu Partnern. Die Einigung kann den Weg weisen. Auch für den Journalismus werden ähnliche Debatten mit Google geführt; auch hier geht es um den Umgang mit geistigem Eigentum, um eine wechselseitige Abhängigkeit.
Wie die Lizenzvereinbarung zustande gekommen ist, außergerichtlich, erhöht auch den Druck auf die Politik. Denn noch immer wird um ein modernes, der digitalen Lebenswirklichkeit angepasstes Urheberrecht gestritten. Betroffen ist da noch viel mehr, nicht nur der Journalismus, auch die Wissenschaft mit ihrer „Open-Access“-Debatte ringt mit den Fragen zur Urheberschaft, zur digitalen Verfügbarkeit und zu Nutzer-Interessen.
Das Ende des Streits zwischen Gema und Youtube kann befriedend wirken – und wegweisend. Alle, die sich in einem Kampf zwischen digitaler und analoger Welt wähnen, sehen, dass Zusammenarbeit unabhängig von Gerichten möglich ist. Und sogar weiterführt. Weitere Signale in dieser Richtung könnten rasch folgen. Hoffentlich.
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