Vor dem Finale von "GNTM": Die Eiserne-Mutti-Show
Die 14. „GNTM“-Staffel war erfolgreich – und ungewohnt pädagogisch. Und Heidi Klum war auch mal beeindruckt.
Das Finale der 14. Staffel von „Germany’s Next Top Model“, oder vielmehr „GNTM“, Dschi-En-Ti-Äm, wie es neuerdings unisono heißt, steht bevor, und es dürfte noch quälender werden als alle vorangegangenen, weil die Siegerin feststehen sollte – was Heidi Klums ohnehin beschränkter Spannungserzeugungsrhetorik den Rest geben dürfte.
Selten zuvor haben zwei Bewerberinnen den Wettbewerb derart bestimmt wie Simone, genannt Simi, 21 Jahre alt, aus Stade, und die rotblond gefärbte Vanessa, gleich alt, aus Bensheim. Vanessa hat die Show aber überraschenderweise und „aus privaten Gründen“ verlassen, direkt nachdem sie dieses Mal als eine von vier Finalistinnen feststand.
Bleibt noch Simi. Die einzige Brillenträgerin, die je so weit vorrückte, war zugleich auch die Einzige, die sich privat nicht schminkt (weshalb die anderen Kandidatinnen es „ungerecht“ fanden, als sie einen „Job“ bekam, den eine Make-up- Firma zu vergeben hatte), und sie ist die Einzige, die jemals mit einer erbarmungswürdigen Athletinnengeschichte ins Rennen startete (Sprinterin, Fußverletzung, ein Jahr Rollstuhl, Angst, nie wieder laufen zu können, aber dann….).
Im Laufe der vielen Folgen wurde aus der sportlichen Sympathieträgerin aber eine ziemliche Nervensäge, weil sie dauernd vor irgendetwas Angst hatte oder sonst wie verzweifelt war. Damit und mit einer etwas falschen Art verscherzte sie es sich mit allen anderen Bewerberinnen und wurde zu deren Mobbingopfer.
Heidi Klum musste entsprechend häufiger als je zuvor als Pädagogin ran. Immer wieder riet sie Problemkandidatinnen, sich auf sich selbst zu konzentrieren und sich nicht abhängig zu machen von dem, was die anderen sagen. Ratschläge, die angesichts verheulter Gesichter mitleidlos klangen und doch umso richtiger waren, als das Social-Media-Umfeld, in dem die Kandidatinnen groß geworden sind, immer öfter zum Gegenteil zu führen scheint: Ich bin, was die anderen in mir sehen. In diesen Glauben kann man sich schnell selbst verlieren.
„Was meinst du, was ich mir alles anhören musste?“
„Was meinst du, was ich mir alles anhören musste?“, sagte Heidi Klum der eigenwilligen Kandidatin Jasmin, die sich so wenig frei von dem machen konnte, was die anderen sagten, dass sie unbeherrscht zuschlug – und gehen musste.
Auch sich selbst präsentierte Klum zwischendurch mal anders. Ihre Verlobung mit Tom Kaulitz war Thema eines Livechats mit nicht zurechtgemachten Haaren, sondern Zuhauseflair im Hintergrund, dessen Bruder Bill war als blondierter Modedesigner Gast, beim Finale wird es auch Kaulitz geben. Dass statt einer festen Jury in dieser Staffel in jeder Folge neue Gastjuroren (darunter Thomas Gottschalk) mitlaberten und mitentschieden, brachte viel Unruhe – aber dem Publikum gefiel das offenbar.
ProSieben vermeldet die erfolgreichste Staffel der vergangenen sieben Jahre. Das betraf sowohl die Einschaltquoten als auch die „digitale Erlebniswelt von #GNTM“, wie der Sender mitteilte. So habe der Instagram-Account der Sendung 826 000 Follower und sei „der stärkste Instagram-Account aller Sender und Formate in Deutschland“.
„GNTM“ hat seit seiner Premiere 2006 viel überstanden. Der Sender hat die Grundsatzdebatten über das Format, das das Äußere zum Maß der Dinge erhebt, überlebt. Widerstand ist kaum noch zu hören. Die Follower, die während der jeweiligen Folgen twitterten, gaben größtenteils distanzierte Kommentare ab, mal ironisch, mal verächtlich. Nur selten blitzte mal kindliches Fantum auf, die rückhaltlose Begeisterung für eine der Kandidatinnen, ihr gutes Aussehen, ihre tolle Figur – sodass die Frage, ob die Sendung der Jugend schadet oder sie verkorkst, keinen Anlass fand.
Heidi Klum ist in den vielen Jahren zumindest auf dem Bildschirm kaum gealtert, was den Anschein erweckt, es gehe mit jeder Staffel einfach wieder von vorne los. Aber die Kandidatinnen von heute sind Kinder anderer Zeiten als die von 2006. Sie haben alle eine Selfie-trainierte Selbstinszenierungskompetenz, sie haben eigene Instagram-Accounts, und wenn die Tränen kommen, fächeln sie alle mit ihren Händen Luft an die Augen. Wer hat damit bloß angefangen?
Zwei Prominente, die in diesem Kreis schon fast wie Oldies wirkten, waren Paris Hilton und Naomi Campbell. Die Super-Hotelerbin und das Supermodel der 90er Jahre traten als Gast-Juroren auf und nährten nebenbei den Verdacht, dass der Super-Status auch eine Frage der Tonlage ist. Tief und verrucht-rauchig.
Heidi Klum war jedenfalls beeindruckt. Während die Models mit Luftballons am Kleid durch unwegsames Gelände staksten, übte sie, wie Paris Hilton „sexy“ zu sagen. Leider ist sie danach nicht in der Tonlage geblieben. Sodass dem Finale heute das Prädikat super fehlen dürfte.
„Germany’s Next Top Model – das Finale“, Donnerstag, 20 Uhr 15, ProSieben
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