ZDF-Krimiserie Barnaby: "Derrick" auf Englisch
Ich gestehe, ich habe es getan: Ich habe zum ersten Mal "Barnaby" gesehen. Mit Gewinn und als Baldrian.
Ich hab’s getan. Ich habe am Sonntag meine erste Folge „Barnaby“ gesehen, von 22 bis 23 Uhr 30 im Zweiten Deutschen Fernsehen. War nicht geplant, Netflix, Amazon oder Sky wären auch möglich gewesen, der letzte heiße Scheiß im Stream halt. Aber dann diese Waldszene: Frau entdeckt einen an einen Baum gefesselten Mann, dem offenbar der halbe Magen weggefressen worden war. Das versprach mehr, außerdem war es heiß und stickig und die Fernbedienung nicht ohne weitere Mühe zu finden.
Inspector Barnaby machte sich ans Ermitteln, wie es diese Polizistenfigur seit nunmehr 19 Staffeln macht, in einem England der fiktiven Grafschaft Midsomer, wo Laura Ashley bis zu Teekanne und Wendebettwäsche alles designt haben muss. In ihrem Englischsein ist die Fernsehserie rund um den Globus und seit 2005 im ZDF ein sagenhafter Erfolg.
Nichts Sensationelles dabei
Bisschen rätselhaft. Die Fälle sind nicht sensationell, Dramaturgie und Dialoge scheinen aus dem Schreibcomputer zu kommen, das Schauspiel selbst von Neil Dudgeon als Detective Chief Inspector John Barnaby nicht eben eindrücklich. So klar sind die Verhältnisse, dass es keinen Zuschauer verblüffen würde, wenn der DCI seinen Detective Sergeant bitten würde, schon mal den Wagen zu holen. Wetten: Wer „Barnaby“ mag, der mochte auch „Derrick“.
Die Produktion schreitet in 90 Minuten nicht den Weltkreis ab, sondern nur eine Grafschaft. Sie ist im besten Sinne analog, Technik und Aliens schlagen keine Volten, menschlich ist der Maßstab – bis hin zum guten alten Giftmord, kleinteilig ist die Fahndung, Barnaby und sein Team fragen, hören zu, kombinieren. Die Lösung im vergangenen Fall beruhte auf Zuhören, Erkennen von menschlichen Schwächen – wenn Liebe denn eine ist.
„Barnaby“ dimmt den hyperaktiven Großstädter runter. Die Atmung verlangsamt sich, die Gedanken spielen nicht mehr Zickzack, sie strömen wie die Krimihandlung aufs Finale hin. Das kommt gewiss, der Zuschauer soll ja nicht ohne Erlösung ins Bett gehen. Fernsehen aus dem 20. Jahrhundert, in sich abgezirkelt, ja verkapselt. „Barnaby“ ist Baldrian, der mit den Sinnen eingenommen wird. Nebenwirkungen sind nicht bekannt.
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