Huber schaltet sich ein: Der MDR kann Uwe Steimle weiterbeschäftigen
Wo die AfD gewählt wird, kann Uwe Steimle gesendet werden. Nur wenn er tatsächlich Antisemit ist, muss der MDR Steimle rausschmeißen. Ein Kommentar
Den Satiriker und Sachsen Uwe Steimle als „antisemitischen Jammer-Ossi“ zu schimpfen, ist nach einem Gerichtsurteil von Ende 2017 von der Meinungsfreiheit gedeckt. Ist damit auch die Entscheidung gefallen, wie sich der Mitteldeutsche Rundfunk zu Steimle verhalten soll? Dessen Redaktionen seien „dabei, den Bereich Kabarett und Satire inhaltlich neu aufzustellen“, beschreibt der Sender sein Herumgedruckse.
Steimle geriert sich als Jammerossi, Ostdeutsche in ihrer Opferrolle zu bestärken, bringt nicht nur in Sachsen gute Fernsehquote. Steimle koboldet bevorzugt am rechten Rand, sein „Kraft durch Freunde“-Nicki ist druckbar, aber ist es tragbar wie andere Provokationen?
Uwe Steimle bewegt sich im Vexierbild. Der „antisemitische Jammer-Ossi“ interviewt in seiner MDR-Sendung „Steimles Welt“ den Auschwitz-Überlebenden Justin Sonder. Steimles zahlreiche Fans werden sagen: „Siehste“! Seine zahlreichen Feinde werden sagen: „Siehste!“ Tut er nur, um sich reinzuwaschen. Steimle ist als Satiriker, Kabarettist und „Heimatforscher“ des MDR nicht Sonderklasse, sondern einer, der sich bei der (AfD-)Klientel Zustimmung sichert. Er reitet die „Das wird man ja noch sagen dürfen“-Welle. Gibt den Sachsenretter mit Penetranz und Peinlichkeit. Beides so aufrecht wie aufrichtig.
Steimles Tragbarkeit muss stets verhandelt werden
Also, Steimle rein oder raus aus dem MDR? Der Sender ist die ARD-Anstalt für Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen. Die Rechten, von nationalkonservativ bis rechtsextrem, sind in allen drei Ländern ein wesentlicher politischer wie gesellschaftlicher Faktor. Wo AfD gewählt wird, wird Steimle gesendet. In einem öffentlich-rechtlichen Fernsehen, das von allen bezahlt werden muss, kann die Gesinnung nicht ausgeschlossen werden. Nicht von Diskussionen, nicht aus der Information. Und nicht aus der Unterhaltung?
Das mit der Information ist ein Muss, das mit der Unterhaltung ein Kann. Uwe Steimle ist ein Kann-Fall. Ja, der MDR kann ihn beschäftigen. Seine Tragbarkeit folgt keinen festgefügten Maßstäben, sie muss stets neu verhandelt werden. Was nicht verhandelbar ist: Der MDR muss den freien Mitarbeiter rausschmeißen, wenn diese Behauptung zur Gewissheit wird: Uwe Steimle ist ein Antisemit.