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Der frühere Chefredakteur der „Washington Post“, Ben Bradlee.
© AFP

Ex-"Post"-Chefredakteur Ben Bradlee tot: Der Mann, der Richard Nixon zu Fall brachte

Unter seiner Ägide als Chefredakteur deckte die "Washington Post" den Watergate-Skandal auf und enthüllte die Pentagon-Papiere. Mit 93 Jahren ist der "wahre Zeitungsmann" Ben Bradlee jetzt gestorben.

„Folge deiner Nase“, mit dieser Aufforderung schickte Ben Bradlee die Reporter der „Washington Post“, der er von 1965 bis 1991 als Chefredakteur vorstand, zu ihren Recherchen. Bob Woodward und Carl Bernstein waren dieser Aufforderung bei der Enthüllung des Watergate-Skandals, der US-Präsident Richard Nixon 1974 zum Rückritt zwang, gefolgt. Der Ruhm für die Watergate-Recherchen ging später vor allem an die beiden jungen Reporter, doch ohne die Rückendeckung von Benjamin C. Bradlee hätten die Enthüllungen nicht veröffentlicht werden können. Nun ist er im Alter von 93 Jahren gestorben.

Vor dem Watergate-Skandal hatte die „Post“ unter Bradlee 1971 die so genannten Pentagon-Papiere veröffentlicht, aus denen die gezielte Desinformation der US–Bevölkerung über den Vietnam-Krieg hervorgingen. Den Lauf zumindest der US-amerikanischen Geschichte hat Bradlee aber vor allem mit den Watergate-Enthüllungen beeinflusst. Anstatt die Recherchen den alten Hasen in der Zeitung zu überlassen, setzte er auf die jungen Reporter, die zu der Zeit noch als Lokaljournalisten bei der „Post“ arbeiteten. viele seiner engsten Mitarbeiter zu Gefängnisstrafen verurteilt wurden. Es war der einzige Rücktritt eines Präsidenten in der US-Geschichte.

18 Pulitzer-Preise holte die "Post" unter Bradlees Ägide - einen musste sie zurückgeben

Von dem internationalen Renommee infolge der Watergate-Enthüllungen profitiert die „Post“ noch immer. „Er schuf die ,Post‘, so wie wir sie heute kennen“, sagte die damalige Verlegerin Katharine Graham 1994, drei Jahre nach Bradlees Ausscheiden. 17 Pulitzer-Preise holte die „Post“ unter seiner Ägide – einen musste sie wieder zurückgeben, nachdem die „Post“-Reporterin Janet Cooke 1981 zugegeben hatte, dass ihre rührende Story über ein achtjähriges Heroin-abhängiges farbiges Kind eine Fälschung war. Es waren die eigenen Kollegen, die die Fälschung aufdeckten. Die Zeitung schilderte in der Folge akribisch, wie die Fake-Story ins Blatt kommen konnte.

Seine Journalistenlaufbahn begann Bradlee in der Nachkriegszeit beim US- Presseattaché in Paris. Ein Interview mit Mitgliedern der algerischen Befreiungsorganisation FLN machte Bradlee 1957 bekannt. Mit John F. Kennedy war er bereits lange vor dessen Einzug ins Weiße Haus befreundet. US-Präsident Barack Obama hatte Bradlee vor gut einem Jahr mit der Freiheitsmedaille ausgezeichnet. Am Dienstag würdigte Obama den verstorbenen Journalisten noch einmal als „wahren Zeitungsmann“. In einer Stellungnahme schrieb Obama: „Für Benjamin Bradlee war Journalismus mehr als ein Beruf, es war ein unerlässliches Allgemeingut für unsere Demokratie. Kurt Sagatz

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