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Alice Schwarzer ist "Emma", und "Emma" ist Alice Schwarzer
© dpa

Gedruckter Feminismus à la "Emma": Der Kampf geht weiter

„Emma“ wird 40 und will bleiben, was sie ist: Alice Schwarzers feministische Zeitschrift.

Mit 40 hat man es geschafft. Was im Berufsleben gilt, sollte auch auf die Karriere einer Zeitschrift zutreffen. Oder wie sonst ist es zu erklären, dass mit dem Kölner Erzbischof Rainer Maria Woelki sogar ein leibhaftiger Kardinal der feministischen Zeitschrift „Emma“ zum 40. Geburtstag gratuliert mit einem Lob für ihren vorbildlichen und steten Einsatz gegen Prostitution und Frauenhandel?

Alice Schwarzer, 74,hat die Seiten ihres Magazins alle gezählt: 29 068 sind es in 330 Ausgaben. Beim Start im Herbst 1976 habe sie dazu beitragen wollen, dass in Deutschland eine „unabhängige, öffentliche Stimme von und für Frauen existiert“. Dem Erlös aus ihrem Bestseller „Der kleine Unterschied und seine großen Folgen“ ist es wohl zu danken, dass „Emma“ viele wichtige gesellschaftspolitische Themen auf die Agenda bringen konnte. Die 250 000 DM, die damals plötzlich auf ihrem Konto lagen, seien ihr schwindelerregend viel vorgekommen, erinnert sich Alice Schwarzer. Allerdings sei das noch nicht mal ein Zwanzigstel der Summe gewesen, die Profis damals für das Minimum zum Start einer Zeitschrift hielten.

Alice Schwarzer ist weiter kampfbereit und auch immer noch umstritten, nicht nur bei Männern. Bis heute erfährt sie immer wieder, dass nicht alle Frauen „Schwestern“ sind. Dass eine solche Kämpferin auch Schattenseiten hat, sollte nicht verwundern, wurde mitunter aber auch gegen ihre Sache instrumentalisiert. Und als vor einigen Jahren mal der Versuch unternommen wurde, eine andere Chefredakteurin zu etablieren, nahm das kein gutes Ende. In der Geburtstagsausgabe zeigt die Redaktion im Rahmen eines Rundgesprächs jetzt, was für ein gutes Klima im Kölner Bayenturm herrscht, wo die Zeitschrift entsteht. Fast jede vierte „Emma“-Leserin ist unter 30, jede zweite zwischen 30 und 50, 80 Prozent lieben Männer, 15 Prozent Frauen. Viele Themen brachte Emma schon sehr früh auf. Die Elternzeit für Väter etwa, eingeführt 2007, war „Emma“ bereits 1979 ein Titelthema wert. Über Genitalverstümmelung, die seit 2013 strafbar ist in Deutschland, wurde bereits 1977 berichtet. Heute geht es auch um falsche Toleranz gegenüber dem politisierten Islam.

In 40 Jahren provozierte und polarisierte die „Emma“-Redaktion, trat Debatten los, achtete aber auch darauf, dass in der Berichterstattung ausreichend Frauen mit Vorbildfunktion vorkamen. Angela Merkel etwa hat schon 1993, als sie als Ministerin für Frauen zuständig war, in „Emma“ dazu aufgerufen, dass mehr Frauen Führungspositionen erobern sollten, weil sonst die Leitlinien von Männern festgelegt würden. Politisch gestählt kritisiert die Bundeskanzlerin an „Emma“ heute, dass sie „manchmal auch da streitbar und unversöhnlich ist, wo Konsensbereitschaft und Lösungsangebote ihren Zielen förderlicher wären“, lobt aber, dass „Emma“ sich „auch durch Gegenwind nicht vom Kurs abbringen lässt“.

Dass die Zeitschrift „immer noch so streitlustig ist wie in ihrer Pubertät“, hebt Sigmar Gabriel hervor. Er wünscht im Blick auf den 50. Geburtstag einen starken Feminismus: „Die Hälfte der Macht den Frauen“. Elisabeth Binder

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