Studie zur Glaubwürdigkeit der Medien: Der Journalist denkt, Angela Merkel lenkt?
38 Prozent der Deutschen vermuten politische Einflussnahme auf Berichterstattung. Aber 61 Prozent stufen die Informationen in den Medien als glaubwürdig ein
Vier von zehn Bürger glauben, dass Staat und Regierung den Medien Vorgaben bei der Berichterstattung machen. Nach den Ergebnissen der neuesten Studie von Infratest Dimap zur Glaubwürdigkeit der Medien für den Westdeutschen Rundfunk (WDR) gehen 38 Prozent der Befragten gehen davon aus; 58 Prozent sehen hingegen keinen Einfluss der Politik. In der Studie 2018 lag der "Einflussfaktor" bei 40 Prozent, ist also um zwei Prozentpunkte gesunken, 2016 wurden 42 Prozent gemessen.
Wer nun annimmt, dass als Folge des gesunkenen "Einflussfaktors" der Wert für die allgemeine Glaubwürdigkeit gestiegen ist, der irrt allerdings. 61 Prozent der Befragten stufen die Informationen der deutschen Medien als glaubwürdig ein. In der Vorgängerstudie waren es noch 65 Prozent. Auf die Frage, ob man die Informationen in den deutschen Medien für glaubwürdig halte, antwortete ein Drittel (33 Prozent) mit „nicht glaubwürdig“. In der Studie im Jahr zuvor waren es 28 Prozent, in Befragungen davor lagen die Werte (42 Prozent im Jahr 2015 und 37 Prozent im Jahr 2016) allerdings über dem der jetzigen Studie.
Nur 48 Prozent der Ostdeutschen sehen Glaubwürdigkeit
Bei dieser Frage sind sich West- und Ostdeutsche nicht einig. Während im Westen 64 Prozent der Menschen die Medien-Informationen als glaubwürdig einschätzen, sind es im Osten nur 48 Prozent. Geht es nach der politischen Richtung, gibt es folgende Werte: Menschen, die sich politisch in der Mitte sehen, halten die Informationen in den deutschen Medien ebenso zu 59 Prozent für glaubwürdig wie jene, die sich eher rechts einordnen. Bei Menschen, die sich selbst als links bezeichnen, sind es 69 Prozent.
Die höchste Glaubwürdigkeit wird mit 78 Prozent erneut öffentlich-rechtlichen Radiosendern attestiert. Die Informationen in den Fernsehprogrammen von ARD und ZDF schätzen 74 Prozent als glaubwürdig ein. Ähnlich gut schneiden Tageszeitungen mit 76 Prozent ab. Mehrheitlich als glaubwürdig eingeschätzt werden auch die Internetangebote öffentlich-rechtlicher Sender (59 Prozent) sowie die Internetangebote von Zeitungen und Zeitschriften (46 Prozent). Die Hauptquelle für Informationen zum politischen Geschehen ist für die Deutschen – wie bereits in den Vorjahren der Studie – das öffentlich-rechtliche Fernsehen, gefolgt von Tageszeitungen und dem Angebot des öffentlich-rechtlichen Radios. Hier gilt auch: Je jünger der Nutzer, desto mehr werden auch soziale Netzwerke zur politischen Information herangezogen.
Als „weniger glaubwürdig“ bewertet ein Großteil der Bevölkerung die Boulevardpresse, nur sieben Prozent halten sie für glaubwürdig. Auch die Informationen in sozialen Netzwerken schätzen die Deutschen größtenteils als wenig glaubwürdig ein, wobei es zwischen den einzelnen Plattformen deutliche Unterschiede gibt: Während Youtube noch von 19 Prozent der Befragten als glaubwürdig beurteilt wird, fallen Twitter (acht Prozent), Facebook (sieben Prozent) und Instagram (vier Prozent) deutlich ab.
Öffentlich-Rechtliche und Tageszeitungen sind "Vertrauensanker"
„Die Studie zeigt, wie wichtig der öffentlich-rechtliche Rundfunk und die Qualitätspresse weiterhin als stabile Säulen unserer Gesellschaft sind“, sagte WDR-Programmdirektor Jörg Schönenborn zu den Ergebnisse. „Obwohl die Nutzung digitaler Medien voranschreitet, sind die öffentlich-rechtlichen Angebote und die Tageszeitungen weiterhin Vertrauensanker für das Publikum.
Den öffentlich-rechtlichen Rundfunk halten 16 Prozent der Befragten für verzichtbar, 82 Prozent für nicht verzichtbar. Die Studie gliederte die Ergebnisse auch danach, welcher Partei man anhängt. Demnach gibt es bei den AfD-Sympathisanten den vergleichsweise höchsten Wert mit 43 Prozent der Befragten, die den öffentlich-rechtlichen Rundfunk für verzichtbar einstufen. Mehr als die Hälfte (55 Prozent) der AfD-Anhänger finden zugleich, dass es ohne öffentlich-rechtlichen Rundfunk nicht geht.