Spiegel 3.0: Der Betriebsrat des Spiegel-Verlags kritisiert das Konzept per Newsletter
"Spiegel 3.0" kommt nicht wirklich in ruhigere Gewässer: Der Betriebsrat kritisiert das Konzept erneut. Darin wird die Befürchtung geäußert, der "Spiegel" sei "in seiner Existenz bedroht".
„Spiegel 3.0“ kommt einfach nicht in ruhige Gewässer: In einem seiner regelmäßigen Newsletter an die Belegschaft schreibt der Betriebsrat des Spiegel-Verlags, das Konzept von Chefredakteur Wolfgang Büchner und Geschäftsführer Ove Saffe „schade dem Unternehmen“ und „bedrohe den ,Spiegel‘ in seiner Existenz“. Die Mitarbeitervertretung fordert die Gesellschafter darin auf, die „unhaltbare Situation im ,Spiegel‘ endlich zu klären.“
In dem Newsletter, der bereits vor einigen Tagen verschickt wurde und den das Wirtschaftsmagazin „Bilanz“ jetzt als „Brandbrief“ veröffentlichte, kritisiert der Betriebsrat erneut das Vorhaben, gemeinsame Ressortleiterposten für Print und Online zu schaffen sowie einige Ressortleiterposten neu auszuschreiben. Das Mitarbeitergremium empfindet dieses Vorgehen nicht nur als „unanständig gegenüber den bisherigen Stelleninhabern“, sondern zweifelt auch dessen juristische Umsetzbarkeit an. Ein weiteres Problem liege in den hohen Kosten, die „Spiegel 3.0“ vermutlich verursachen werde. Die Geschäftsführung veranschlagt die Kosten bisher zwischen drei bis zehn Millionen Euro. Eine Zahl, die laut Betriebsrat „nicht überprüfbar sei“.
Bereits zuvor hatte der Betriebsrat der „Spiegel“-Geschäftsführung einen umfangreichen Fragenkatalog zu Details von „Spiegel 3.0“ vorgelegt. „Die Antworten fielen zum Teil sehr oberflächlich aus, manche der 102 Fragen wurden gar nicht beantwortet“, wird kritisiert. Aus dem Verlag heißt es dagegen, Fragen seien nur dann unbeantwortet geblieben, wenn sich Antworten gedoppelt hätten: „Alles wurde mit bestem Wissen und Gewissen beantwortet“.
Dazu, dass Büchner und Saffe ihr Konzept „handstreichartig“ durchsetzen wollen, ohne einen Plan B zu erwägen, findet der Betriebsrat ebenfalls klare Worte: „Man könnte das fahrlässig nennen. Oder dreist.“ Dem Rat wäre eine Lösung lieber, die Print und Online behutsamer miteinander verzahnt. Allerdings hatten die Gesellschafter Büchner und Saffe durchaus grünes Licht für ihr Konzept gegeben. Einzige Vorraussetzung: „Spiegel 3.0“ soll in enger Absprache mit der (Print-)Redaktion umgesetzt werden. Von Verlagsseite heißt es, es sei verständlich, dass der Newsletter erst jetzt veröffentlicht wurde: „In den letzten Tagen war es hier sehr ruhig. Die Tonalität passt nicht dazu, woran hier gerade gearbeitet wird“.
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