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Strahlt: Jürgen Klinsmann wird TV-Experte
© dpa

Jürgen Klinsmann als TV-Experte: Der Besondere

Löws erster TV-Kritiker: RTL setzt auf den Experten Jürgen Klinsmann. Seine Popularität soll Fußballfans anlocken.

Hellblaues Hemd, strahlendes Lächeln, braun gebrannt – da ist er wieder, der Mann, der uns jetzt via RTL mit dem deutschen Fußball versöhnen soll, der Mann, der in der vergangenen Woche vom Kölner Privatsender in Berlin wie ein Hoffnungsträger präsentiert wurde. Jürgen Klinsmann tritt mit der Übertragung des Länderspiels gegen Serbien und dem Klassiker gegen Holland vier Tage später seinen neuen Job an: als TV-Experte.

Klinsmann in den Schuhen von Mehmet Scholl, Thomas Hitzlsperger, Jens Lehmann, Oliver Kahn. Noch ist nicht ganz klar, ob das eher dem hohen Werbewert geschuldet ist, den der Name Klinsmann, Weltmeister und Nationaltrainer, verspricht, als einer wirklich profunden und gerne auch bissigen Analyse, wie es der Fußballfan vom Bildschirm gewöhnt ist.

Es ist ja so eine Sache mit den TV-Experten und der ständigen Medienkritik daran. Wenn der neue Experte dann noch ein Kollege und Vorgänger des aktuellen Bundestrainers ist. 2006 hatte Klinsmann den Job als Bundestrainer an seinen ehemaligen Assistenten Löw weitergegeben. Da erwartet man was Besonders. Oder doch eher Beißhemmung? Ob er lange überlegt habe, als ihm RTL den Job angeboten habe? „Nein, aber ich bin kein Kritiker, auch kein Besserwisser. Ich diskutiere gerne über Fußball, über das, was passiert, das, was der Zuschauer auch sieht und nicht über das, was ich nicht weiß.“

Wie Mehmet Scholl, der sich damit manchmal als ARD-Experte keine Freunde gemacht hat? Das möchte man noch fragen, lässt es aber sein, bei all dem Charme, mit dem Klinsmann auf die Journalisten in der Runde zugeht.

„Ihr wisst doch, wie es ist.“ Klar müsse Löw jetzt Ergebnisse bringen, nach der umstrittenen Aussortierung dreier Weltmeister. Aber das sagt ja jeder. „Er hat es allemal verdient, den gravierenden Auftritt bei der WM in Russland zu korrigieren“, sagt Klinsmann über seinen Nachfolger.

So ähnlich muss es 2006 in der Kabine gewesen sein

Warum überhaupt der Wechsel auf die andere Seite, vom Trainer- ins Expertenfach? Überraschend die Antwort des 54-Jährigen. Das sei auch seiner familiären Situation geschuldet. Klinsmanns Tochter ginge in den USA noch zur Schule. Klinsmann lebt dort, da komme nur ein Job als Nationaltrainer infrage oder eben TV-Experte. Später wolle er wieder Vereinstrainer sein. Dass er den Job im Blut hat, zeigt er beim Pressetermin im RTL-Hauptstadtstudio. Hinter ihm, auf einer Tafel geschrieben, die Namen des DFB-Kaders. Klinsmann gestikuliert, holt vor Journalisten weit aus. So ähnlich muss es 2006 in der Kabine gewesen sein, vor dem WM-Gruppenspiel gegen Polen („Knallt sie durch die Wand!“)

Eine Win-win-Situation also. Jürgen Klinsmann bleibt nah dran am internationalen Fußballgeschehen. RTL wird als Fußball-Sender noch stärker wahrgenommen. Man hofft auf den Klinsmann-Effekt. „Die Werbewirksamkeit wird maßgeblich durch den Kern eines Events bestimmt, das ist der Sport selbst“, sagte RTL-Sportchef Manfred Loppe der dpa. „Aber natürlich registriert die Werbewirtschaft immer positiv, wenn prominente Protagonisten im Team sind.“ Klinsmanns Popularität soll auch TV-Fans anlocken. „Wirklich gute Experten sind immer Insider und Übersetzer für die Zuschauer zugleich“, so Loppe. „Dabei geht es nicht nur um die Erklärung von Technik und Taktik, sondern vielmehr um Einordnungen auf Basis ureigener Erfahrungen. Sie waren und sind da, wo wir Fernsehleute niemals hinkommen werden.“ Möglich machen das Engagement zwei Rechtepakete, die RTL bei der UEFA erwarb, mit 28 Spielen der Nationalmannschaft mit Qualifikationspartien sowie Testspielen. Der Vertrag Klinsmann/RTL gilt zunächst aber nur für 2019.

Und dann? Am Ende der Medienrunde schaut der neue TV-Experte angriffslustig in die Runde. Vielleicht wird es ja wider Erwarten doch etwas schärfer, wenn der Strahlemann bei RTL über Löw zur Expertise ansetzt. „Wenn du in der Verantwortung bist, dann stehst du für Resultate. Wenn du CEO einer großen Company bist, dann musst du die Bilanzen zeigen, musst die Ergebnisse zeigen. Und wenn die nicht stimmen, musst du irgendwann gehen“, sagte Klinsmann zuletzt in einer Fußball-Sendung bei Nitro.

„Fußball-Testspiel: Deutschland gegen Serbien“, RTL, Mittwoch, 20 Uhr 15

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