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Claus von Wagner und ein kritischer "Zuschauer".
© Tsp

Neues aus der „Anstalt“: „Den Mund halten nur die, die wirklich was wissen.“

Polit-Satire in Zeiten von Corona: Wie die ZDF-„Anstalt“ mit Claus von Wagner und Max Uthoff zu großer Form aufläuft.

Er ist es leid. "Seit Corona gucke ich euch nicht mehr!", hält der offenbar verschwörungstheoretisch geplagte Zuschauer Max Uthoff und Claus von Wagner in der "Anstalt" entgegen. Das lassen sich die beiden Kabarettisten nicht zweimal sagen und laden den Mann zur Ausgabe am Dienstagabend im ZDF ins Studio ein. Der Auftrag: eine Formatkritik. Vorab: Es wurde einer der besten Satiresendungen der jüngeren Vergangenheit.

Wie kritisch ist der Kritiker? Die "Anstalt" stellte sich und ihre Ansätze gleich mal selbst zur Diskussion. Ein Teil unseres Erfolges sei es doch, sehr differenziert zu sein, sagt Claus von Wagner und schaut bedröppelt in die Kamera. Ist das wirklich so?

In 45 Minuten lassen die Gastgeber hinter die Kulissen gucken und reiten mit ihrem Gast/Kritiker in Rede und Gegenrede durch die schwierigen Themen der Corona-Zeit. Bill-Gates-Stiftung, die Ideen des "Professor Homburg", die Lobby der Pharmaindustrie, der Lockdown und, damit zusammen hängend, auch die richtige Interpretation von Infektionskurven in Deutschland. Alles samt Faktencheck.

Kernfrage des Kritikers: Die "Anstalt" sei doch bekannt dafür gewesen, Dinge zu bringen, die andere eben nicht bringen. Jetzt glaubt der Zuschauer, auch hier (in den "Staatsmedien") werde ihm die Wahrheit vorenthalten. "Die Menschen sterben doch nicht an Corona, die werden von den Medien tot gemacht." Oder? Wem soll er denn vertrauen?

Per definitionem völliger Blödsinn

Gute Frage. Eine Antwort versuchte Horst Evers zu liefern, der sich in einer Art Youtube-Video in die Sendung einblenden lässt. "Wollen Sie wissen, warum Verschwörungstheorien wie das mit den Trinkwasserdrogen oder Hypnoseimpfstoffen allesamt Blödsinn sind? Wenn es diese riesige, allmächtige Weltverschwörungstheorie wirklich gebe, hätte sie doch verhindert, dass die Alu-Knallchargen davon erfahren."

Dass wir diese Theorien überhaupt kennen würden, so Evers weiter, beweise, dass sie Unsinn sein müssen. "Das ist doch logisch. Sobald wir etwas wissen, ist allein der Umstand, dass wir etwas wissen, der Beweis, dass wir nichts wissen. Jede Verschwörungstheorie, von der Sie erfahren, ist per definitionem völliger Blödsinn. Eben, weil Sie davon erfahren haben." Die wahre Wahrheit könne nur jemand wissen, der sie uns nicht sagt. "Den Mund halten nur die, die wirklich was wissen."

Das sitzt. Das Ganze mal im ausführlichen Wortlaut. Manchmal bringe die "Anstalt" einfach zu viele Infos, konstatiert der eingeladene Zuschauer zum Schluss der Show.

Dem ist nichts hinzuzufügen. Über die Nähe von Journalismus und satirischer Aufklärung ist schon viel gesagt worden. Was Fallhöhe, Informationsvermittlung und Differenzierungsvermögen betreffen, ist die "Anstalt", sagen wir, Moderner Fünfkampf, die "heute-show" eher Kugelstoßen (mehr will sie auch gar nicht sein).

Für einige laufen Max Uthoff und Claus von Wagner mit ihrer "Anstalt" mitten in der Woche vielleicht ein bisschen unter dem Radar, für andere macht das Kabarettisten-Duo die beste Satireshow. Letztere haben Argumente hinzu gewonnen. Nicht nur zuzeiten von Corona.

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