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Sechs Jahre lang gehörte die Analyse der Champions-League-Begegnungen durch ZDF-Moderator Oliver Welke (links) und Oliver Kahn zum festen Ritual. An diesem Samstag bewerten der Ex-Nationaltorwart und Jochen Breyer den Spielverlauf.
© dpa

Real Madrid gegen FC Liverpool: Das letzte Champions-League-Finale im Free-TV

Endspiel fürs ZDF: Die Champions League gibt's beim öffentlich-rechtlichen Sender nur noch einmal. In der kommenden Saison müssen Zuschauer bei Dazn und Sky zahlen.

Die deutschen Fußballfans und Fernsehzuschauer hätten sich sicherlich über eine andere Konstellation für das Champions-League-Finale am Samstag in Kiew mehr gefreut. Mit Jürgen Klopp als Trainer des FC Liverpool und Toni Kroos im Kader von Real Madrid hat die Begegnung zwar indirekt auch eine gewisse deutsche Komponente, doch mit einem Finale unter Beteiligung des FC Bayern München ist das sicherlich nicht zu vergleichen.

Vielleicht tröstet das etwas darüber hinweg, dass mit dem europäischen Spitzenspiel am Samstag zugleich eine andere Ära zu Ende geht: Zum letzten Mal überträgt das ZDF als Free-TV-Sender diesen Wettbewerb. Von der kommenden Saison an müssen die Zuschauer dafür zahlen, die Spiele der europäischen Königsklasse sehen zu können. Und wer wirklich unter allen Begegnungen wählen will, wird sogar doppelt zur Kasse gebeten, da sich der Pay-TV-Anbieter Sky und der Sport-Streamingdienst Dazn die Rechte an der Champions League teilen.

Das ZDF bedauert den Verlust der Champions-League-Rechte. „Die Zuschauer haben erstens unser hochwertiges Angebot mit einem großartigen Zuspruch belohnt und zweitens hat die Champions League positiv in das Programm des ZDF ausgestrahlt“, sagte ZDF-Sportchef Thomas Fuhrmann dem Tagesspiegel. Sechs Jahre lang war die Champions League bei den Mainzern zu Hause, mit überragenden Quoten. Das Champions-League-Aus der Bayern Anfang Mai, bei dem die Deutschen in Madrid nicht über ein 2:2 hinauskamen, hatten im ZDF über 13 Millionen Zuschauer erlebt.

Rekord mit 21,61 Millionen Zuschauern

Den Top-Wert markierte allerdings die Finalbegegnung im Mai 2013, als sich Borussia Dortmund und der FC Bayern München gegenüberstanden. 21,61 Millionen Zuschauer wollten das nicht verpassen. Ein Marktanteil von 61,7 Prozent ist sonst nur in K.-o.-Runden von Fußball-Europa- und -Weltmeisterschaften zu erreichen. „Dass die Champions League live gar nicht mehr im frei empfangbaren Fernsehen vorkommt, ist sicher keine positive Entwicklung“, meint Fuhrmann.

Einen direkten Ersatz für das Premium-Programm Champions League gibt es beim ZDF nicht. Zur weiteren Programmplanung lasse sich derzeit noch nichts sagen, sagte Fuhrmann. „Wir haben weiter ein attraktives und reichhaltiges Rechteportfolio.“ Eine Frage ist sicherlich, unter welchen Bedingungen das ZDF bei künftigen Ausschreibungen für die Champions League wieder mitbieten würde. Dazu will sich der ZDF-Sportchef jedoch nicht festlegen. „Wir werden die nächste Ausschreibung genau prüfen und dann entscheiden“, sagte er.

Doch wer zeigt nun was in der kommenden Saison? Sky überträgt 34 Spiele live sowie 40 Konferenzen, wie Sky-Vorstandschef Carsten Schmidt bekannt gab. Die Reduzierung erklärte er vor allem mit dem geringen Interesse an Partien ohne deutsche Beteiligung. Nur 33 Einzelspiele fanden nach seinen Angaben in der am Samstag endenden Spielzeit mehr als 100 000 Zuschauer. „Wir konzentrieren uns auf das Beste, unser Partner auf die Breite“, sagte Schmidt mit Verweis auf Dazn.

Der Streamingdienst, für den ebenfalls gezahlt werden muss, zeigt die übrigen der insgesamt 138 Spiele des höchsten europäischen Fußballwettbewerbs. Damit überträgt Dazn, der eine sogenannte Sublizenz von Sky erworben hat, deutlich mehr Live-Spiele als Sky. Schon in der Gruppenphase werden einige Partien der vier deutschen Mannschaften (Bayern, Schalke, Dortmund und Hoffenheim) exklusiv bei Dazn zu sehen sein. Am Preis ändert sich dem Vernehmen nach dennoch nichts. Das Dazn-Abo wird auch in der kommenden Saison 9,99 Euro monatlich kosten.

Eine weitere Neuigkeit betrifft die Expertenriege von Dazn, die um Weltmeister Per Mertesacker erweitert wird. Der Ex-Nationalspieler, der mit Ablauf der Premier-League-Saison seine Profikarriere bei Arsenal London beendete, wird als Experte zugleich Co-Kommentator der Begegnungen.

Konkurrenz zwischen Dazn und Sky

Schon jetzt ist die Konkurrenz zwischen Streamingdienst und Pay-TV entbrannt. Sky-Sprecher Ralph Fürther sagte dem Tagesspiegel, „mit der Original Sky Konferenz zeigt nur Sky weiterhin alle Spiele, alle Tore live“. Und er verwies darauf, dass die Konferenzen und deutschen Einzelspiele in der aktuellen Saison mehr als 80 Prozent der Sky-Gesamtreichweite in der Champions League ausmachen – und das trotz paralleler Free-TV-Übertragungen. „Sky wird also auch in Zukunft das zeigen, was die Fans wirklich sehen wollen.“ Nach seinen Angaben ist das Sport-Paket, zu dem auch die Champions League gehört, günstiger geworden. Das Paket „ist aktuell ab 34,99 Euro pro Monat erhältlich, wobei der Kunde in den ersten zwölf Monaten nur 17,49 Euro zahlen muss“.

In einem Fall kommen die deutschen Fernsehzuschauer allerdings doch ohne Bezahlung in den Genuss eines Champions-League-Spiels: wenn ein deutscher Verein im Finale steht, so sieht es nämlich der Rundfunkstaatsvertrag vor.

„Champions League Finale: Real Madrid gegen FC Liverpool“, ZDF, Samstag ab 20 Uhr 25, Anstoß 20 Uhr 45.

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