T wie 2.280 Tote: Das große "Tatort"-Alphabet
Am Sonntag läuft zum 1.000. Mal der "Tatort". Wir haben Details gesammelt, die Sie schon immer über den ARD-Klassiker wissen wollten - von A bis Z.
A wie Autorenfilm. Profilierte Filmemacher wie Sam Fuller („Tote Taube in der Beethovenstraße“, 1973), Dominik Graf („Frau Bu lacht“, 1995) oder Andreas Kleinert („Borowski und der Engel“, 2013) drückten dem TV-Format ihren Stempel auf. Die meisten Drehbücher hat Felix Huby verfasst: 33.
B wie Berlin. Kaum eine Stadt hat so viel Kommissare, seit 1971: Paul Esser, Martin Hirte, Hans Peter Korff, Volker Brandt, Heinz Drache, Günter Lamprecht, Winfried Glatzeder und Robinson Reichel, Stefan Jürgens und Dominic Raacke, Raacke und Boris Aljinovic, Meret Becker und Mark Waschke.
C wie Connie Mey. Die Frankfurter Ex-Kommissarin, gespielt von Nina Kunzendorf, sprengte an der Seite von Joachim Król mit hautengen Klamotten und rosa Fingernägeln die Grenzen des engen Geschmacks. Eines der interessantesten Ermittler-Gespanne: Król/Kunzendorf.
D wie Datenbank. App, Second-Screen, Twitter–Diskussionen, der „Tatort“ findet multimediale Erweiterung. In der „Tatort“-App können laufende Fälle via „Live-Quiz“ zu Hause gelöst, aktuelle Folgen abgerufen werden.
E wie Erschießen. Häufigste Todesart im „Tatort“.
F wie Fichte, der Klassenlehrer (Christian Quadflieg), der 1977 im berühmtesten und heikelsten „Tatort: Reifezeugnis“ der Schülerin (Nastassja Kinski) nicht widerstehen konnte. Für den NDR gedreht von Wolfgang Petersen, der später nach Hollywood ging.
G wie Gerichtsmediziner. Was wären die Krimis ohne Pathologen, auf der Suche nach Fasern und Giften im Körper? Am bekanntesten: Börne (Jan Josef Liefers), der lustige Mediziner aus Münster und Josef Roth alias Joe Bausch. Der kernige Gerichtsmediziner aus dem Kölner „Tatort“ ist im wahren Leben Anstaltsarzt.
H wie Heimat. Für jeden was dabei. Von Kiel über Bremen, Berlin, Dresden, Weimar, Hamburg, Münster, Dortmund, Wiesbaden, Nürnberg, Freiburg nach Konstanz, Luzern und Wien – derzeit ermitteln 22 regionale „Tatort“-Teams.
I wie Irritation. Nach der BR-Episode „Am Ende des Flurs“ war das Publikum in großer Sorge, dass Kommissar Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl) die Messerattacke nicht überlebt habe. Also produzierte der Bayerische Rundfunk flugs ein Video mit einem genesenen Leitmayr.
J wie Curd Jürgens. 26,57 Millionen sahen 1978 „Rot – rot – tot“ aus Stuttgart mit dem Kinostar. Absoluter Rekord.
K wie Kino. Drei Folgen: „Zahn um Zahn“ 1985 mit dem Ermittlerduo Schimanski und Thanner (2,7 Millionen Besucher), die auch 1987 „Zabou“ drehten (1,5 Millionen). Der dritte Kino-„Tatort“ mit Til Schweiger („Tschiller: Off Duty“) war mit 280 000 Besuchern ein Flop.
L wie Udo Lindenberg. Der „Panik“-Musiker bearbeitete das Schlagzeug in der ersten Fassung der „Tatort“-Vorspannmusik.
M wie „Midnight Lady“, geschrieben von Dieter Bohlen und gesungen von Chris Norman für „Der Tausch“ gehört zu den kommerziell erfolgreichsten Songs. „Faust auf Faust“ der Klaus-Lage-Band für „Zahn um Zahn“ nicht zu vergessen.
N wie Normallänge. 88 Minuten und 30 Sekunden, so kurz und so lang muss ein „Tatort“ sein. Diese Grundregel gilt erst seit 1995. Dafür braucht es heute nur noch 23 Drehtage (früher 30).
O wie Lena Odenthal. Seit 29. Oktober 1989 im Dienst, spielt Ulrike Folkerts die dienstälteste „Tatort“-Kommissarin. Mit Lena Odenthal betrat, knapp zehn Jahre nach Schimanski, die erste emanzipierte Beamtin die Szene. Die erste Kommissarin überhaupt spielte Nicole Heesters.
P wie Promi. Klar, da möchten sie gerne ran, die Beautys, Politiker und sonstigen Berühmtheiten. Berti Vogts war da, Roger Moore, der damalige niedersächsische Ministerpräsident Christian Wulff, aber sonst halten die Macher die Türen fest zu. Kein Promi soll dem Fall und den Fahndern die Show stehlen.
Q wie Quote: Der „Tatort“ erreicht aktuell regelmäßig zwischen sieben und zehn Millionen TV-Zuschauer. Besonders erfolgreich von den aktiven Teams sind Jan Josef Liefers und Axel Prahl in Münster. Die Folge „Schwanensee“ kam 2015 auf 13,63 Millionen Zuschauer.
R wie Radio-„Tatort“: Seit 2008 gibt es den „Tatort“ auch im Radio. In den Hörspielen wechseln sich neun Ermittlerteams ab, jeden Monat kommt eine neue Folge dazu, wobei die großen ARD-Anstalten pro Jahr zwei Fälle übernehmen.
S wie Schimanski. Von 1981 bis 1991 war Götz George als Horst Schimanski im „Tatort“-Einsatz, später folgte eine eigene Reihe. Zu den meisten Kriminellen hatte der Kult-Kommissar ein persönliches Verhältnis, seine Methoden lagen häufig jenseits des rechtlich Erlaubten.
T wie Tote. In 46 „Tatort“-Jahren gab es 2.280 Leichen. Allein in „Im Schmerz geboren“ mit Ulrich Tukur und Ulrich Matthes starben über 50 Menschen. In 30 Episoden kam der „Tatort“ ohne Leiche aus.
U wie Uhrzeit. Sonntag um 20 Uhr 15 ist „Tatort“-Zeit. Einzige Ausnahme: Im Januar 2014 verfrachtete die ARD die Episode „Franziska“ aus Jugendschutzgründen auf 22 Uhr.
V wie Vorspann. Im Jahr 2009 klagte die inzwischen verstorbene Schöpferin gegen die ARD, die Entlohnung mit 2500 Mark für einen so lange laufenden Serienvorspann empfand sie als unzureichend. Das Gericht sah das anders, die Zuschauer schauen den „Tatort“ wegen der Handlung, nicht wegen des Vorspanns.
W wie Wiederholungen. Die erste Wiederholung eines neuen „Tatort“ gibt es seit einiger Zeit gleich im Anschluss an die Premiere auf dem ARD-Digitalsender One. Doch auch sonst vergeht (kaum) ein Tag ohne Wiederholung eines „Tatort“ in mindestens einem Dritten ARD-Programm.
XYZ wie ZDF. Mit dem „Tatort“ hat die ARD 1970 auf den Erfolg der ZDF-Serie „Der Kommissar“ mit Erik Ode reagiert. Langfristig war die ARD damit erfolgreich. Der „Kommissar“ wurde 1975 nach 97 Episoden abgesetzt.