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Daniel Hartwich und Sonja Zietlow
© dpa

Dschungelcamp (11): Das Grauen aus dem Dschungel

Das bleibt wie Hundescheiße in Profilsohlen in den Ritzen deines Gehirns hängen: Grit Thönnissen leidet am "Dschungelcamp" - und fragt sich, wer diese Sendung bloß zu einem öffentlichen Kulturgut erklärt hat.

Ich wusste, dass dieser Abend schrecklich werden würde. Aber genau dafür wurde ich gecastet, um mich richtig schlecht zu fühlen. Das war, bevor Dschungelcamp losging. Und wie das so ist mit der Erinnerung, wenn man einmal so richtig gekotzt hat von einem Gericht, daran erinnert man sich auch erst wieder, wenn es vor einem steht. Und jetzt läuft fast jeden Abend Dschungelcamp in meinem Wohnzimmer, weil das nicht nur mein Wohnzimmer ist.

Ich weiß jetzt wieder, warum ich beim Umzug ein abgeschlossenes Zimmer mit Fernseher wollte. Aber vielleicht, denke ich, vielleicht hat das ja einen Sinn, irgendetwas Verbindendes, dass man das zusammen guckt. Dann muss ich mich über die Brüste von Tanja unterhalten oder darüber, dass Walter so hässlich war, dass er nicht beim Glücksrad auftreten durfte, sondern nur seine Stimme. Oder dass die Band von Benjamin ganz schön viel Erfolg hatte. Und dass sich Sara und die andere Blonde gleichzeitig für den Playboy ausgezogen haben. Das habe ich nicht gewusst, und es hätte gern so bleiben dürfen. Diese Nebengeräusche sind das Grauenvollste am Dschungelcamp, dass es wie Hundescheiße in Profilsohlen in den Ritzen deines Gehirns hängen bleibt.

Dschungelcamp: Dieses Jahr ist es noch schlimmer als sonst

Deshalb, und da muss ich mich unbedingt meinem Vorredner Matthias Kalle anschließen, ist RTL böse und will das auch sein.  Und deshalb will ich das nicht sehen, da funktionieren meine Instinkte. Nur das Dschungelcamp streckt sein Haupt aus dem „Bauer sucht Frau“-Sumpf und buhlt um Aufmerksamkeit, und Veto einlegen nützt nichts – wie zum Beispiel bei Promi-Big-Brother, weil Dschungelcamp zu einem Kulturgut geworden ist. Ich möchte mal wissen, wer das bestimmt hat, dass diese Sendung anschaubar und öffentlich verhandelbar ist, der soll bitte sofort damit aufhören.

Dieses Jahr ist es schlimmer als sonst, ich breche immer schon bei Ankündigung der ersten Dschungelprüfung direkt vor der Werbepause ab. Es reicht schon, wenn eine Ratte an Rebekkas Gesicht vorbeihuscht, Aurelio Sperma von irgendeinem bemitleidenswerten Tier trinkt, Walter in eine Kakerlake beißt und Rolfe in Würmern wühlt, ich muss dann gehen. Deshalb erfahre ich erst beim Frühstück, wer herausgewählt wurde. „Stell dir vor, Sara musste gehen, die Zuschauer wollen nicht die jungen Schönen drin haben, sondern die alten Freaks.“ Ist zwar von vorgestern, aber gestern habe ich ja nichts verpasst.

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