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Matthias Kremin ist Leiter des von WDR 3,des Kulturradios des Westdeutschen Rundfunks.
© WDR/Annika Fußwinkel

Weniger Literatur im WDR-Radio: "Da ist nichts dran"

Matthias Kremin, Chef der Kulturwelle WDR3, sagt, die Literaturberichterstattung stehe überhaupt nicht zur Diskussion

Muss die Literatur wie in anderen ARD-Sendern auch im WDR-Radio mit weniger Sendeplatz auskommen? In der Szene ist die Aufregung riesig, aber WDR-3-Kulturchef Matthias Kremin dementiert jede Kürzung.

Offener Brief, aufgewühlte Autorinnen und Autoren, Börsenverein und PEN-Zentrum in heller Aufregung: Was ist dran an den Plänen, die tägliche „Buchrezension“ im Kulturradio WDR3 zu streichen?
Da ist gar nichts dran. Auslöser ist wohl eine unabgestimmte Mail an über 30 freie Mitarbeiter*innen, die den Eindruck vermittelt, als würde die Literaturkritik bei WDR 3 eingestellt. Aber um es klar zu sagen: Die Literaturberichterstattung bei WDR 3 steht nicht zur Diskussion. Es geht lediglich darum, dass sie nicht – wie bisher täglich um 6 Uhr 45 – auf einem vereinzelten Sendeplatz am Morgen im immer gleichen Format ausgespielt wird. Wir wollen die Auseinandersetzung mit Kultur abwechslungsreicher gestalten und damit die Bedürfnisse unserer Hörer*innen im Blick behalten. Die Redaktion hat gewechselt und bei dieser Gelegenheit haben wir uns gefragt, an welcher Stelle Veränderung Sinn macht.

[Das Interview führte Joachim Huber.]
Welche Argumente führen Sie für die Änderungen ins Feld?
Ich denke, auch die Hörer*innen einer Kultur-Morgensendung wollen morgens erst einmal einen Überblick über die aktuellen Kultur-Themen bekommen. Wir haben „Mosaik“in den vergangenen Jahren ja schon mit stündlichen Kulturnachrichten gestärkt, und wollen es noch weiter für aktuelle Kulturbeiträge aus Literatur, Theater und Themen der freien Kulturszene öffnen. Es geht explizit nicht darum, Literatur im Gesamtprogramm von WDR 3 zu kürzen, das ist schlichtweg falsch. Wir wollen Literatur in WDR 3 zeitgemäß vermitteln - immer mit der Perspektive, das Publikum noch besser als bisher mit Rezensionen und kritischen Debatten auch im nonlinearen Bereich zu erreichen und noch mehr Menschen für Literatur zu begeistern.

Immer mehr Literatursendungen gestrichen

Es kann doch aber nicht reiner Zufall sein, dass jetzt im WDR über die Literatur im Radio gesprochen werden soll. Ist die Literatur nicht das ungeliebte Kind? Die Liste der gestrichenen Bücher-Sendungen in Radio und Fernsehen verschiedener ARD-Anstalten wird länger und länger.
Wir sprechen nicht über „die Literatur im WDR“! Es geht um einen regelmäßigen Beitrag in der WDR-3-Morgensendung „Mosaik“, der in der Form variieren soll. Literatur hat einen extrem hohen Stellenwert bei WDR 3. Das wird auch so bleiben. Wir wollen mehr Menschen mit Literatur und Debatten darüber erreichen. Das Angebot an Auseinandersetzung mit Literatur- und Büchersendungen im WDR – im Radio, Fernsehen und online – ist groß.

Das lineare Radio hat ein Problem , das in digitalen Zeiten auffälliger denn je ist: Die Inhalte versenden sich. Was unternimmt der WDR, um seine Literaturangebote „mobil“, sprich 24 Stunden am Tag für die Hörerinnen und Hörer nutzbar zu machen.
Viele unserer Angebote sind bereits online. Aktuell entwickeln wir eine WDR-3-App, die alle Sendungen, Features, Lesungen usw. mobil zugänglich machen soll. Da hat der Tagesspiegel ja auch schon ein sehr attraktives Angebot… .

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