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Willkommen im Club. Jessy Wellmer, 37, präsentiert nun die ARD-„Sportschau“ am Samstag, eines der erfolgreichsten und langlebigsten Formate im deutschen Fernsehen.
© WDR/Herby Sachs

Jessy Wellmer und die "Sportschau": Chronisch unzufrieden

Ist die wirklich so normal? Moderatorin Jessy Wellmer verstärkt die Samstag-„Sportschau“. Einen Fan hat sie dabei zunächst bestimmt nicht: sich selbst.

Ist das übertriebener Ehrgeiz oder doch Masochismus? Eine findet die „Sportschau“ mit der Moderatorin Jessy Wellmer nie gut: Jessy Wellmer selber. Die chronische Unzufriedenheit mit ihren Auftritten vor der Kamera lege sich erst ein paar Tage später, und das werde sich wohl auch bei ihrem neuem Job nicht ändern: Mit dem Start der Bundesliga-Saison 2017/2018 am übernächsten Samstag rückt die RBB-Moderatorin ins illustre Team des TV-Klassikers.

Jessy Wellmer wird Nachfolgerin von Reinhold Beckmann, moderiert im Wechsel mit Alexander Bommes, Gerhard Delling und Matthias Opdenhövel die große „Sportschau“ am Samstag. Bei der dementsprechend großen medialen Präsentation von WDR und RBB am Dienstag im Berliner Olympiastadion wusste man als Beobachter nicht, worüber man sich mehr wundern sollte: über das Understatement von Jessy Wellmer in einer Branche, die von Selbstzweifel selten befallen ist, oder über den Umstand, dass dieses „Frauen und Fußball?“-Ding überhaupt noch ein Thema ist.

Einige Journalistenfragen gingen in die Richtung. Rund 40 Prozent der „Sportschau“-Gucker seien weiblich, sagt WDR-Sportchef Chef Steffen Simon. Wenn etwas wundersam an der Personalie Wellmer sei, dann die Tatsache, dass es beim WDR dann doch acht, neun Jahre gedauert habe, bis – nach Monica Lierhaus – am heiligen Samstagnachmittag wieder eine Frau ins modernisierte „Sportschau“-Studio einzieht.

Kolleginnen beim ZDF oder Sky machen exzellente Jobs. Es habe auch einige interessante, externe Kandidaten gegeben, so Simon, am Ende gebe es aber die beste, eine plausible Lösung aus dem eigenen Haus. Jessy Wellmer sei eine tolle Moderatorin, die Kompetenz mit Witz verbinde und die auf eine sehr nette, charmante Art frech sein kann.

Die Vorurteile sind bekannt

Jessy Wellmer kommt für die sportinteressierten Zuschauer ja nicht komplett überraschend um die Ecke. Seit September 2014 moderiert die 37-Jährige die „Sportschau“ am Sonntag, steht als Reporterin bei Fußball-EM und -WM sowie Biathlon-Übertragungen am Rand. Berlinern und Brandenburgern ist sie als langjährige Moderatorin von „Arena Liga Live“ auf Radio Eins und dem „RBB Sportplatz“ am Sonntagabend ein Begriff. Dieses Format wurde jetzt zwar eingestellt (und wird ersetzt durch einen täglichen Sportblock in „RBB um Sechs“ und „RBB aktuell“), aber das war und ist sicherlich nicht Jessy Wellmers Schuld.

Klar, die Samstags-„Sportschau“ in der ARD sei noch mal ein anderes TV-Kaliber, und sie sei schon auch aufgeregt. 5,5 Millionen Zuschauer hat die Bundesliga-Sendung mit den Free-TV-Erstzusammenfassungen der Nachmittagsspiele im Schnitt. Man muss nicht erst die großen Namen wie Ernst Huberty zitieren, um zu begreifen, wie aufgeladen das Ganze ist. Die Vorurteile sind bekannt. Jeder Fußball-Fan vorm Bildschirm zu Hause weiß es besser, und wenn jemand dann auch noch so gut aussieht wie Jessy Wellmer, kann er/sie dann auch noch Ahnung von Fußball haben?

Als Jessy Wellmer bei der Sonntags-„Sportschau“ anfing, habe sie zunächst dagestanden wie ein „zerschossenes Eichhörnchen“, sagt sie. Dann kriege sie so einen leicht starren Blick. „Ich hatte Schiss vor der Größe der Sendung.“ Das solle diesmal nicht passieren. Am Ende sei diese Größe von 5,5 Millionen Zuschauen doch eine abstrakte Nummer. „Das macht mir keine Angst.“

Wichtig ist: Eine gute „Sportschau“-Moderation sei die, bei der hinterher nicht darüber diskutiert wird, was Jessy Wellmer an, sondern was sie gesagt hat.

Direkte Vorbilder habe sie keine. Auch auf vermehrte Nachfrage von Jörg Thadeusz nicht, der der Präsentation der neuen „Sportschau“-am-Samstag-Frau eine gewisse Würze verlieh. Keine Vorbilder bei der „Sportschau“?? Das gibt es doch nicht!! Okay, am Kollegen Alexander Bommes, sagt Jessy Wellmer, schätzt sie dessen natürliches Selbstverständnis. „Der ist so nahe bei sich, der ist tatsächlich so, wie er auf dem Schirm ist. Daran arbeite ich.“ Viel Bescheidenheit. Als Kind in Mecklenburg-Vorpommern sei sie ganz maulfaul gewesen, eher langweilig. Sie wollte eigentlich Kinderpsychologin werden, finde sich auch nicht toll oder gut aussehend genug. Ihre Mutter wundere sich heute noch, wenn sie Jessy Wellmer im Fernsehen sieht.

Ist diese Moderatorin wirklich so normal nahbar, oder tut die nur so? Mit Jessy Wellmer bekommt die Samstag-„Sportschau“, dieser 54 Jahre alte TV-Dino, eine vermutlich angenehme Erdung.

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