"Pussy Terror TV" in der Fernsehkritik: Carolin Kebekus - Ladyrohrkrepierer
"Pussy Terror TV" mit Carolin Kebekus soll wohl Comedy auf Meta-Ebene sein. In Wirklichkeit ist die neue WDR-Show nur laut und prollig - trotz Motivation durch Anke Engelke. Immerhin, die Quote stimmte.
„Du trägst die Verantwortung für alle, die stolz darauf sind eine Vagina zu haben. Du bist jetzt Rosa Luxemburg, Jeanne d'Arc und Andrea Nahles. Vereint zu einer monströsen Mutter-Mumu.“
„Ordinär und tolle Mopse, hätten sie auch Melanie Müller fragen können.“
Zwei Gags aus der neuen Comedyshow von Carolin Kebekus. Und daran manifestiert sich das ganze Elend von „Pussy Terror TV“. Beide Sätze sind von Anke Engelke. Engelke und Kebekus sitzen zusammen in der Badewanne. Engelke ("Ladykracher") motiviert. Und verspritzt kollegiale Gemeinheiten. Das dauert gerade mal zwei Minuten und ein paar Sekunden. Das Ergebnis. Beim Boxen heißt das TKO – Technischer Knockout. Sieg durch Abbruch des Kampfes wegen Kampf- oder Verteidigungsunfähigkeit. Man könnte es hier auch so sagen. In kurzer Zeit hat Engelke eindringlich bewiesen, wie viel Lach-Klassen zwischen Ihr und Kebekus bestehen.
Das zweite Bonmot, auch von Engelke. Besser und kürzer wurde Kebekus selten beschrieben. Carolin Kebekus ist das „Cool Girl“ am deutschen Humor-Fließband. Vordergründiger Mainstream-Feminismus, garniert mit High Heels und Minirock. Kebekus ist laut, prollig und sexuell fordernd. So wie Männer nicht sein sollen. Aber wenn Frauen so sind, dann ist das Humor. Comedy auf Meta-Ebene. In Wirklichkeit ist es trotzdem nur laut und prollig.
Halb-Witze mit der Attitüde Tabu brechender Provokation
Irgendeiner Meta-Ebene ist wohl auch die inflationäre Verwendung des Kampfbegriffs „Pussy“ zu verdanken. Die erste Bühnenshow von Kebekus: „Pussy Terror“. Ihre neue Sendung: „Pussy Terror TV“. Die Showband der Sendung: „Girls and Pussies“. Zwei Rubriken der Sendung: „Sing my Song – Pussystyle“ und „Pussy des Monats“. Die Kandidaten für die „Pussy“-Wahl: „Fifty Shades of Grey“-Star Jamie Dornan (weil er höchstens bei einem Rosamunde-Pilcher-Film auf einem Pony sitzen kann – so die fachkundige Begründung von Kebekus), Helmut Schmidt und McDonald's (weil es dort jetzt auch Grünkohl gibt, bähhhh).
All diese Belanglosigkeiten, Halb-Witze und Gags in Progress werden mit der Attitüde Tabu brechender Provokation vorgetragen. Und sind nur bescheiden, piefig und provinziell. Apropos. Die erste Zusammenarbeit zwischen Kebekus und WDR scheiterte an einem Musikvideo, bei dem sie in einem Nonnenkostüm erschien, ein Kruzifix ableckte und Rap-Texte absonderte: „Er ist meine Bank, nur für ihn zieh ich blank (…) Bei Gott geht der Punk ab, weil nur er den Funk hat; Jesus ist der Shit und wer das nicht glaubt, der kackt ab.“
Auch der Papst muss wieder herhalten
Zwei Jahre ist das her. Aber Kebekus kann's nicht lassen. Kirche geht immer. Diesmal ist die neue Zeitschrift „Mein Papst“ dran. Kebekus fordert zusätzliche Gimmicks für das Magazin. Zu Ostern das Kreuzigungs-Sammelset - Nagel N°1 für den ersten Querbalken. Weitere lachlose Highlights der Sendung: Kebekus als Rebecca aus Köln-Porz, die beim IS landet, aber denkt das wäre eine Casting-Show. Kebekus als Fußballprofi Mario Großreuss. Und Kebekus, die mit Klaas Heufer-Umlauf verschiedene Sänger parodiert. Aber mit ganz anderen Liedern. Klaas kann's. Kebekus nicht.
Während der ganzen Sendung wird die ESC-Absage von Andreas Kümmert immer wieder eingespielt. Mit neuen Vertonungen. Aber mit alter Drögheit. Fazit: In der Regel gibt es viele, gute Komikerinnen. Anke Engelke, Annette Frier, Martina Hill, Anka Zink, Cordula Stratmann, Hella von Sinnen, Cindy aus Marzahn, Gerburg Jahnke, Mirja Boes. Da können wir uns doch gut mal eine Ausnahme von der Regel gönnen.
Immerhin: Das neue Format von Kebekus legte am Samstag einen hervorragenden Start hin. 1,20 Millionen Zuschauer sahen insgesamt zu, womit das WDR Fernsehen einen Marktanteil von sehr starken 4,4 Prozent erreichte.
Richard Weber