Aktionäre enttäuscht: Börse straft Netflix ab
Erwartungen enttäuscht: Statt 1,15 Millionen neuer Abonnenten verzeichnet Netflix in den USA nur 880 000 neue Nutzer. Die Börse reagierte prompt.
Die letzte große eigene Serienproduktion, die der Internet-Videodienst Netflix gestartet hatte, hieß „Narcos“. Darin ging es um Aufstieg und Fall des kolumbianischen Drogenbarons Pablo Escobar. Die Kokain-Sucht vor allem der Nordamerikaner hatte Escobar so reich gemacht, dass er mit dem Waschen des Geldes gar nicht mehr nachkam und Teile der Drogendollar auf Feldern vergraben musste. Süchtig in einem ganz anderen Sinn kann auch das schöne neue Internet-Fernsehen machen. Die Abonnenten von Diensten wie Netflix oder Amazon Instant Video verlangen nach immer neuen und aufwendigeren Produktionen, die sie am liebsten an einem Wochenende konsumieren – Stichwort: Binge Watching. Die Eigentümer der Dienste wiederum berauschen sich an den Wachstumsaussichten der neuen Medienunternehmen. Werden ihre Erwartungen allerdings enttäuscht, verlieren auch Börsenstars wie Netflix ihren Glanz.
Wie schnell das gehen kann, musste jetzt die von Reed Hastings gegründete Internet-Videothek Netflix erfahren. Nachdem das Unternehmen in seinem Finanzbericht für das dritte Quartal bekannt gab, dass statt 1,15 Millionen neuer Abonnenten in den USA „nur“ 880 000 hinzugekommen sind, verlor die Aktie zunächst nachbörslich sieben Prozent ihres Wertes.
2016 will Netflix global vertreten sein
Dabei befindet sich Netflix auch global weiterhin auf Wachstumskurs: Außerhalb der USA verzeichnete das Hastings-Unternehmen 3,62 Millionen neue Nutzer. Insgesamt 69 Millionen Menschen in 50 Ländern lassen sich inzwischen von Netflix mit Filmen, Serien und Dokumentationen unterhalten. Ende des Jahres sollen es 74 Millionen sein. In der kommenden Woche startet Netflix in Spanien, Italien und Portugal. In Asien stehen nach Japan Anfang 2016 Südkorea, Taiwan und Singapur auf dem Programm. Das Ziel von Netflix ist, im kommenden Jahr global vertreten zu sein.
Das hat allerdings seinen Preis, denn die Kosten für Eigenproduktionen und Expansion haben den Gewinn innerhalb eines Jahres auf rund 30 Millionen Dollar halbiert. Das hätte auch Pablo Escobar nicht gefallen. Genauso wenig wie offensichtlich den Aktionären. Kurt Sagatz