Spoiler-Alarm: Bitte, bitte, nichts verraten!
"Mad Men", "Breaking Bad", "Borgen": Serien- und Filmfans wird immer öfter die Spannung verdorben. Die Geschichte des Spoilerns ist allerdings älter als das Internet.
Achtung, ich verrate jetzt ein Geheimnis aus der US-Serie „Mad Men“. Megan Draper, die sehr attraktive, deutliche jüngere Frau von Edel-Werber Don Draper hat demnächst ... Halt, stopp! Nicht weiter sagen! Das wollen Sie gar nicht wissen, lieber freitags im ZDF selber gucken oder auch auf DVD. Spoileralarm. Ein weiterer Satz, und dieser Artikel wird zerrissen. Ein gutes Buch, eine gute TV-Serie ist wenig wert, wenn ihr Ende schon bekannt ist. Der Fortgang von „Mad Men“ oder der Politserie „House of Cards“ auf Sat 1, der nächste Tote bei der Zombie-Serie „The Walking Dead“ (derzeit auf Fox). Sehr interessant auch die finale Staffel von „Breaking Bad“, die am 6. Dezember auf Arte startet. Kenner wissen schon aus Internet-Streams, wie’s mit dem Chemielehrer und Drogenkoch Walter White ausgeht. Bloß nicht erzählen. Bloß nicht spoilern.
Wer sich unbeliebt machen will, plappert mal kurz aus dem Nähkästchen, was er schon gesehen hat. Lange, bevor die neue Serienstaffel oder der Film den Weg auf die deutschen Fernsehbildschirme findet. Kurz gesagt: Der Spoiler geht um. Ein Spoiler (englisch: to spoil, „verderben“) ist eine Information, die wesentliche Handlungselemente eines belletristischen Werks, eines Films, eines Videospiels, eines Hörbuchs oder zukünftiger Folgen einer Serie zusammenfasst und dadurch den Genuss am vollständigen Werk verderben kann. Ein Phänomen, das sich insbesondere der Internetkultur verdankt und immer mehr Unterstützer und Kritiker findet. Den ästhetischen Genuss will sich eben niemand verderben lasen.
Schon bei leisestem Spoiler-Verdacht schlagen für Serien- und Filmfans die Alarmglocken. Fernsehsender, Kritiker, die meisten Serienfans und Leser haben sich allerdings mittlerweile auf diese Unkultur des Spoilerns eingestellt. In einigen Medien hat es sich eingebürgert, dass einer Erläuterung wichtiger Elemente der Handlung von Büchern, Filmen oder Computerspielen sogenannte Spoilerwarnungen vorausgeschickt werden. Dies ist vor allem in einschlägigen Fan- und Diskussionsforen sowie im Usenet üblich. Auch in der weltweit größten Filmdatenbank (IMDb) sind Spoilerwarnungen für alle Rezensenten verpflichtend.
Nur, wie soll man über einen Film, eine Geschichte hinreichend schreiben, im Gesamteindruck, ohne das Ende in seine Beurteilung mit einfließen zu lassen? Ein Kunststück, ein Balanceakt für jeden Kritiker. Logisch, dass es da, wie für fast alles, schon Apps gibt. Die Website www.spoilerfoiler.com zum Beispiel ließ für die Kultserie „Breaking Bad“ sämtliche Tweets unter Spoilerverdacht mithilfe der App „Netflix Spoiler Foilers“ herausfiltern. Sonst macht Twitter für Serienfans ja keinen Sinn mehr.
„In Zeiten immer raffinierterer Fernsehserien können Spoiler echte Spaßverderber sein“, sagt Thomas Lückerath, Chefredakteur von DWDL.de. Der gleichzeitig immer individuellere Konsum von Serien via TV, Video-on-Demand, Download oder DVD mache es für Journalisten fast unmöglich, über Serien zu schreiben, ohne irgendjemandem die Vorfreude zu nehmen. „DWDL.de warnt vor Spoilern, wenn wir über Serien in den USA berichten, bei denen deutsche TV-Zuschauer einen anderen Kenntnisstand haben. Sobald eine Serie abschließend im deutschen Fernsehen gelaufen ist, verzichten wir darauf.“ Danach sollte bekannt sein, dass die Gefahr besteht, dass in Berichten über eine abgeschlossene Serie wichtige Handlungsstränge oder der Ausgang erwähnt werden.
Spoiler lassen sich, gerade im Serienbereich, nicht immer verhindern, sagt auch Manuel Weiß von quotenmeter.de. Zuschauerzahlen und Quoten seien immer von besonderen Handlungssträngen abhängig. Wolle man diese korrekt einschätzen, dann muss man mitunter auch auf den Inhalt eingehen. „Wir versuchen, um den Fans nicht die Spannung zu nehmen, so selten und wenn, dann so gut gekennzeichnet als möglich mit Spoilern zu arbeiten.“ Für Spoilerwarnungen gebe es rote Warngrafiken.
Immerhin, die Sache mit den Spoilern ist keine Erfindung des Internets. Der berühmteste Spoiler war der Ausspruch „Der Borsche war’s“, den der Kabarettist Wolfgang Neuss 1962 in Print-Anzeigen verbreitete. Er verriet dadurch den Mörder des Films „Das Halstuch“ von Francis Durbridge, ein Straßenfeger zu jener Zeit. Neuss wurde Buhmann der Nation. Und in der ARD war es vor Jahren eine Zeit lang üblich, vor dem Beginn der samstäglichen „Sportschau“-Sendung die Fußball-Bundesliga-Ergebnisse nur in Form einer Texttafel anzukündigen und an der Erhaltung ihrer Spannung interessierte Zuschauer darum zu bitten, kurz die Augen zu schließen.
So, und jetzt wieder zurück zur Gegenwart und Zukunft, zu „Mad Men“ und zu diesem Geheimnis um die hübsche Megan Draper ...
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