Ibes 2019: "Bild" macht RTL das Dschungelcamp madig
Fiese Tricks: Warum "Bild" kein gutes Wort für das RTL-Dschungelcamp übrig hat.
Die Partnerschaft zwischen dem Privatsender RTL und der Boulevardzeitung „Bild“ beim „Dschungelcamp“ war legendär. Lange vor den meisten anderen Medien wusste man beim Springer-Blatt, wer zur nächsten Staffel von „Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!“ (Ibes) nach Australien mitfliegen durfte – oder musste, denn nicht wenige Teilnehmer trieben wohl eher die eigenen finanziellen Sorgen ins Camp als die Aussicht, in Insekten zu baden oder eklige Dinge zu verspeisen.
Die Zusammensetzung des 13. Camps kannte „Bild“ zwar wieder früher als andere, doch die alten Bande zwischen den beiden Medien scheinen dennoch beendet zu sein. Seit einer Woche läuft bei „Bild“ eine „große Enthüllungsserie, in der die Zeitung „ALLE schmutzigen Tricks beim Dschungel-Camp“ entlarvt. Wie groß der Einfluss der Zeitung auf die Dschungelfans beziehungsweise wie groß die Schnittmenge zwischen Boulevard-Lesern und Ibes-Zuschauern wirklich ist, kann zwar nur geschätzt werden, dennoch könnte das Ende der gemeinsamen Vermarktung mit ein Grund dafür sein, dass die Quoten seit dem Start des Camps am vergangenen Freitag unter den Vorjahreszahlen bleiben.
800.000 Zuschauer weniger
Die Auftaktshow verlor im Vergleich zum Vorjahr gut 500.000 Zuschauer: 5,95 Millionen Menschen waren an den Bildschirmen dabei – 2018 waren es noch 6,5 Millionen gewesen, im Jahr davor sogar 7,4 Millionen. Die zweite Folge wollten 800.000 weniger Menschen sehen. 5,2 Millionen waren es am Samstagabend. Vor einem Jahr hatte die Show ihre Quote an Tag zwei noch fast stabil gehalten. Der Rückgang setzte sich an Tag drei fort. 4,4 Millionen Zuschauer wurden von der GfK gemessen, im Vorjahr waren es 5,2 Millionen, was einem Minus von erneut rund 800.000 Zuschauern entspricht.
Dabei zog RTL in der Neuauflage des Camps alle Register und hat mit den Teilnehmern keine schlechte Wahl getroffen. Das gilt besonders für die ehemalige „Germany’s Next Topmodel“-Teilnehmerin Gisele Oppermann, die ohnehin nah am Wasser gebaut ist und von den Zuschauern von einer Ekelprüfung zur nächsten geschickt wird – wo sie regelmäßig aufgibt. Am Sonntag scheiterte sie an der dritten Aufgabe. Die in sie gesteckten Erwartungen erfüllt auch Sex-Podcasterin Leila Lowfire, die bereits am Auftakt-Wochenende blank zog. Für reichlich negative Emotionen sorgte zudem der selbst ernannte Selfmade-Millionär Bastian Yotta, der TV-Auswanderer Chris Töpperwien zu Mordfantasien animierte.
Heulen, hassen, Hüllen fallen lassen
Heulen, hassen und Hüllen fallen lassen – alles wie immer. Um welche miesen Tricks handelt es sich also, von denen Springers Boulevardblatt zu wissen glaubt? Die Schlangen sind harmlos, unterm Plumpsklo werkelt moderne Toilettentechnik, die ekligen Insektenhöhlen sind aus Fiberglas – ein Camp für Weicheier laut „Bild“. Und was denkt man bei RTL über den Quoteneinbruch und die „Enthüllungen“ von „Bild“? Der Sender hat dazu sämtliche Fragen der Zeitung und die Antworten von RTL online gestellt. Demnach war nicht nur die Enthüllung über die Dschungel-Toilette ein Griff ins Klo.
Die Zuschauerzahlen sind zwar gesunken, für RTL reichte es dennoch am Freitag und am Sonntag für den Tagessieg in der werberelevanten Zielgruppe der 14- bis 59-Jährigen, am Sonntag teilte sich RTL diesen Titel mit dem ZDF. Ein Teil der Zuschauer hat sich zudem Richtung Internet bewegt, genauer gesagt zu TV Now, wo die Dschungelshow auf Abruf bereitsteht. RTL hat Ende des vergangenen Jahres das hauseigene Streamingportal komplett überarbeitet und will mit dem Fokus auf deutsche Formate den internationalen Diensten Konkurrenz machen. Zugleich wurde „RTL.de“ einem Relaunch unterzogen. Das Ziel: die Webseite zum General-Interest-Portal aufzubohren – in Konkurrenz insbesondere zu anderen Boulevard-Medien wie „Bild“. Exklusive Dschungelnews – wie über das Liebesleben der Campteilnehmer Evelyn Burdecki und Domenico de Cicco und was seine daheim gebliebene Freundin davon hält – sollen darum zunächst auf „RTL.de“ veröffentlicht werden. Von den sechs wichtigsten Plätzen auf der Startseite des Portals belegte das Dschungelcamp am Montagmorgen entsprechend drei Promotionplätze. Auf „Bild.de“ mussten die Nutzer dagegen deutlich weiter nach unten scrollen, um von Gina-Lisa Lohfink zu erfahren, „wie echt die Dschungel-Show“ der ewig heulenden Gisele Oppermann ist. Und im kostenpflichtigen „Bild+“-Teil lasen die Nutzer, was sonst noch faul ist im Dschungelstaat. Es bleibt abzuwarten, wer in diesem Spiel den längerem Atem hat.