zum Hauptinhalt
Made in Berlin-Brandenburg. George Clooney (Mitte) drehte in der Region den Kinofilm „Monuments Men“ mit John Goodman (li.) und Jean Dujardin.
© imago/Unimedia Images

Blockbuster-Standort: Berlin-Brandenburg bei Filmen vorn

Außer Berge gibt es in Berlin und Brandenburg alles, was die Film- und TV-Produzenten benötigen. Und das zu äußerst niedrigen Kosten, wie eine jetzt vorgestellte Studie festgestellt hat.

„Cloud Atlas“, „Vermessung der Welt“, „Monuments Men“ – Berlin und Brandenburg sind aus dem deutschen Film nicht wegzudenken und international haben die Produzenten die Region fest auf ihrer Liste. Die Hauptstadtregion ist als Filmstandort führend und holt im Fernsehsektor zunehmend auf. Auf diese Formel lässt sich die Studie „Film- und Fernsehproduktion in Berlin-Brandenburg – Untersuchung des Standorts im regionalen Vergleich“ bringen, die am Montag von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst und Young vorgestellt wurde. „Berlin ist die Kreativmarke in Deutschland“, sagte Florian Huber als Verfasser der Studie, die von den Investitionsbanken der beiden Bundesländer sowie vom Branchennetzwerk media.connect und vom Medienboard Berlin-Brandenburg in Auftrag gegeben worden ist. Sie hat die Entwicklung der Branche in den vergangenen zehn Jahren untersucht. „An den Standortfaktoren scheitert kein Film“, so Huber.

„Außer Berge hat Berlin alles zu bieten“, lobt Huber die Hauptstadtregion. Neben Kinofilmen entstehen hier TV-Produktionen wie „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“, „Unsere Mütter, unsere Väter“ oder „Circus Halligalli“. Besonders gut sieht es beim Blick auf die Produktionszeiten aus: Mit 3800 Kino-Produktionsminuten jährlich liegt Berlin-Brandenburg im Regionalvergleich mit Abstand vorn. Bei den Fernsehfilmminuten schafft es Berlin-Brandenburg hinter Nordrhein-Westfalen auf den zweiten Platz.

Bei anderen Kennziffern wie dem Umsatz sieht es weniger gut aus. In Bayern wurden in 2011 mit Film und Fernsehen 2,8 Milliarden Euro erwirtschaftet, in Hamburg und Schleswig-Holstein 1,6 Milliarden und in Nordrhein-Westfalen 1,2 Milliarden Euro. Die Hauptstadtregion kommt mit 940 Millionen Euro abgeschlagen auf Position vier. Die Zahl der fest angestellten Mitarbeiter ist in der Region seit 2001 um zehn Prozent gestiegen.

Die Produktionskosten in der Region sind gering - ein echter Standortvorteil

Die Produktionskosten in der Region sind sowohl im nationalen wie auch im internationalen Vergleich sehr gering. „In Berlin und Brandenburg kriegt man viel fürs Geld“, sagt Studienverfasser Huber. Insgesamt ist die Liste der Pluspunkte lang. Die Beschäftigten in der Film- und TV-Branche gelten als jung, dynamisch und gut ausgebildet. Für Berlin spricht neben der Förderung durch das Medienboard auch die Nähe zum Bund und dessen Fördermitteln. Internationale Stars wie George Clooney, der 2013 Regie bei „The Monuments Men“ führte, fühlen sich hier wohl („Der beste Kaffee, den ich je an einem Filmset getrunken habe“). Studios mit einer Größe über 5000 Quadratmetern sind ein weiteres Plus. In der Region finden zudem 70 Festivals statt, allen voran die Berlinale. Und an Kinos hat Berlin so viel Säle wie die nächsten fünf Standorte zusammen. Fazit: Die Region bietet eine gute Mischung.

Bayern profitiert besonders vom öffentlich-rechtlichen Bayerischen Rundfunk, aber auch von ProSiebenSat 1. Der Standort NRW mit Köln im Zentrum verdankt seine Bedeutung dem WDR und RTL. Die in NRW produzierten TV-Shows und Serien bieten zudem langfristige Planungssicherheit. In Hamburg kommen zum NDR noch die Werber mit ihrem Spot-Geschäft. „Man kann nicht wegdiskutieren, dass Schwergewichte wie der BR, der WDR und RTL nicht in Berlin sitzen, sagte Medienboard-Geschäftsführer Elmar Giglinger. Der RBB sei zwar ein großer Sender, aber mit Blick auf die Zuschauerzahlen werde die Region die anderen Sender nicht überholen. Giglinger erinnert daran, dass es im TV-Bereich nicht nur positive Nachrichten gegeben hat. Nach dem Wegzug von Sat1 sei eine Abwanderungswelle befürchtet worden, die dann jedoch ausblieb. Vielmehr seien sogar neue Player aus den Bereichen Social TV und Video-on-Demand hinzu gekommen. Vor einigen Jahren wäre eine TV-Show wie „The Voice of Germany“ vermutlich nicht in Berlin gelandet. Die Region habe vor allem als kreative Entwicklerschmiede ein ungeheures Potenzial, sagt Medienboard-Co-Geschäftsführerin Kirsten Niehuus. In den vergangenen Monaten habe es eine Reihe von Anregungen und Vorschlägen gegeben, neue serielle Formate à la HBO zu schaffen.

Auf jeden investierten Euro nimmt die Region vier weitere ein

Die Fördergelder zahlen sich aus. Jeder investierte Euro bringt das Vierfache ein. Im Jahr 2012 vergab das Medienboard eine Filmfördersumme von knapp 24 Millionen Euro, die in der Region zu Ausgaben in Höhe von 86 Millionen Euro führte. Rechnet man noch die positiven Effekte bei den Zulieferern, den Beschäftigten und auf den Tourismus hinzu, ergibt sich ein weitaus größerer Gesamtbetrag. Seit der Gründung des Medienboards in 1994 wurden 409 Millionen Euro investiert, die Umsätze von 1,3 Milliarden Euro erzeugten. Kurt Sagatz

Kurt Sagatz

Zur Startseite