zum Hauptinhalt
Ganze Menschen, ganze Wahrheiten, das verspricht die "Tagesschau".
© Tsp

Rakers und Hofer tanzen Can-Can: Bekommen die Sprecherinnen und Sprecher der "Tagesschau" Beine?

Neues Video zum ARD-"Mann ohne Oberkörper" gibt Hinweise auf "Tagesschau"-Revolution.

Die ARD macht es richtig spannend. Tauchte in den "Tagesthemen", im "Morgenmagazin" und bei "Brisant" bislang ein "Mann ohne Oberkörper" auf, so wurde am Mittwochabend bei Facebook und Twitter ein Video eingestellt. Titel: "Die neue Beinfreiheit". Rund 20 Sekunden dauert es und zeigt alle Sprecherinnen und Sprecher beim gemeinschaftlichen Can-Can-Tanzen. Also werfen Judith Rakers, Susanne Daubner, aber auch Jan Hofer die Beine, dass es nur so eine Art ist. Zum Schluss kommt die Einblendung: "Der ganze Mensch - die ganze Wahrheit: Tagesschau."

Nimmt man den "Mann mit Unterleib", den Hinweis der ARD, wonach das "Rätsel um Beine bei uns" mit einer "optischen Veränderung" zu tun hat, und das Video zusammen, dann könnte die Lösung darin bestehen: Die Sprecherriege der zuschauerträchtigsten Nachrichtensendung im deutschen Fernsehen steht hinter dem Pult auf und tritt in voller Körpergröße vor das Publikum. Eine mehr oder weniger große Revolution, mehr Dynamik, auf jeden Fall ein Abschied von der bisher sehr strengen Verkündigungsform. Der Nachrichtenaltar in der "Tagesschau" könnte abgebaut werden.

Jetzt weiß jeder: Claus Kleber hat O-Beine

Die "Tagesthemen" im Ersten, "heute" und "heute-journal" pflegen den Ganzkörper-Moderator schon länger. Seitdem weiß das Publikum, welche Stöckelschuhe Caren Miosga gerne trägt und dass Claus Kleber O-Beine hat. Alles andere als schlimm, im Gegenteil: Der ARD-Werbespruch "Der ganze Mensch - die ganze Wahrheit: Tagesschau", der stimmt schon. Aber auch das stimmt: Fernsehen ist Optik und damit auch Aussehen. Der Mensch, der sich von oben bis unten dem Publikum präsentiert, der wird von oben bis unten gemustert. Aussehen wird noch wichtiger, ob der Sprecher, die Moderatorin oder das Publikum es will.

Interessant ist jedenfalls die Beobachtung, wenn man die "Tagesthemen" zum Beleg nehmen will: Moderatorinnen bevorzugen Hose statt Rock; und für das "heute-journal" gilt: Claus Kleber weiß seine Anzüge besser zu wählen als die dazu passenden Schuhe. Alles banal, alles nur billiger Beauty Contest? Sicher, aber News sind vor allem Bilder und die Bild- und Körpersprache der "Anchors" entscheidet über den Gesamteindruck mit.

Es mag ein historisch falscher Vergleich, doch wer sich noch daran erinnert, welche Diskussion der plötzlich Schnurrbart tragende Karl-Heinz Köpcke ausgelöst hat, der kann über den neuen Look, den neuen Effekt der "Tagesschau" schon mal nachdenken.

Der skurrile Vorfall mit dem "Mann ohne Oberkörper" hatte jedenfalls schon für Rätselraten in den sozialen Netzwerken gesorgt, bei Twitter wird der Hashtag #hosengate verwendet. Die „Tagesthemen“ erklärten am Montagmorgen in dem Kurznachrichtendienst: „Sie haben es bemerkt: Bei uns hat sich gestern jemand eingeschlichen. Immerhin war die Hose gewaschen und gebügelt.“ Im „ARD-Morgenmagazin“ war am Montag eine Hose zu sehen, die auf einen Schaufenster-Kleiderständer gezogen war. Am Montagmittag teilten die „Tagesthemen“ auf Twitter mit, der Vorfall vom Sonntagabend sei „definitiv keine Panne“ gewesen. „Aufklärung folgt“, kündigte die Sendung an, löste das Versprechen aber im Laufe des Tages nicht ein. Twitter-Nutzer mutmaßten, dass bei der ARD vorzeitig Halloween gefeiert worden sei oder dass eine halbe Stelle neu eingerichtet werde.

Mann und Frau können sich eben irren.

Joachim Huber

Zur Startseite