zum Hauptinhalt
Die Stippvisite von Bayern-Präsident Uli Hoeneß (Mitte im Bild mit Moderator Jan Henkel, links, und Matthias Sammer als Experten) sicherte dem neuen Bundesliga-Livesender Eurosport die nötige Aufmerksamkeit für den ersten Matchday.
© Tsp

Live-Bundesliga im TV: Beim Duell mit Sky liefert Eurosport eine solide Premiere ab

Matthias Sammer gegen Lothar Matthäus, Christoph Metzelder und Reiner Calmund: So lief das Fernduell zwischen Eurosport und Sky am ersten Bundesliga-Wochenende.

Eine bessere Werbung hätte sich Eurosport für seine Bundesliga-Premiere nicht wünschen können als die Kabeleien zwischen dem eigenen Fußballexperten und ehemaligen Bayern-München-Sportvorstand Matthias Sammer und dem Präsidenten des Rekordmeisters Uli Hoeneß. Der Bayern-Boss hatte dem ehemaligen Angestellten zunächst geraten, er möge in seiner neuen Rolle möglichst wenig über seinen alten Verein ausplaudern. In der vergangenen Woche legte Hoeneß noch einmal nach. Der neue Bayern-Sportdirektor Hasan Salihamidzic habe in zwei Wochen schon mehr „intern dazwischen gehauen“ als Sammer in einem ganzen Jahr, erklärte er. Die Einladung ins Eurosport-Studio in der Allianz-Arena in München nahm Hoeneß dennoch an und empfahl Sammer sogleich, sich warm anzuziehen.

Zum Verständnis für die Nicht-Fußballbegeisterten: Eurosport wird in den nächsten vier Jahren 30 Freitagsspiele der Bundesliga sowie jeweils fünf Begegnungen am Sonntag sowie am Montag live zeigen. Beim ersten Eurosport-Sonntagsspiel in vier Wochen trifft übrigens Hoffenheim auf Hertha. Der Pay-TV-Sender Sky, vormals alleiniger Live-Bundesligasender muss sich von dieser Saison an das Feld mit Eurosport teilen. Das Eröffnungsspiel Bayern München gegen Bayer Leverkusen fiel etwas aus dem Rahmen, da es sowohl vom ZDF als auch von Eurosport übertragen wurde. Das änderte nichts an der Spannung, wie der Sportsender seine neue Rolle füllt – und natürlich, wie das Aufeinandertreffen von Sammer und Hoeneß verläuft.

Gut ist nicht gut genug

Von dicker Luft war jedenfalls nichts zu spüren. Der Bayern-Präsident und der Ex-Sportvorstand umarmten sich zur Begrüßung herzlich. „Uns kann nichts mehr trennen“, erklärte Uli Hoeneß und konstatierte: „Matthias ist ein hervorragender Fachmann, der für jede Expertenrunde gut ist“. Der so gelobte bestätige: „Alles gut“, man habe sich ausgesprochen. Das folgende Gespräch im Beisein von Eurosport-Moderator Jan Henkel verlief wie Treffen unter Freunden, in dem Sammer den Bayern-Boss für seine Haltung lobt, sich mit Mittelmaß nicht zufrieden zu geben. „Wenn es besser geht, ist gut nicht gut genug“, das sei tatsächlich sein Motto, verriet Hoeneß. Ein Motto, das Eurosport beherzigen sollte.

Eurosport überträgt seine Bundesliga-Spiele über den Eurosport 2 HD Xtra für rund 60 Euro im Jahr via Satellit und HD+-Zugang und als kostenpflichtigen Amazon-Channel. Der Eurosport Player ist mit rund 30 Euro Jahresgebühr halb so teuer und zudem sehr flexibel. Es gibt ihn für Smartphones, Tablets, Computer und Smart-TVs – allerdings ruckelte der Internetstream im Test einige Mal und blieb dreimal für mehrere Sekunden ganz unterbrochen. Ähnliche Probleme gab es anfangs aber auch bei Sky Go.

Der Eindruck vom ersten Matchday auf Eurosport ist solide, wenn auch nicht sonderlich innovativ. Ein Moderator, ein Experte, ein Studiogast, zwei Feldreporter und ein Kommentator, da steckt keine Überraschung drin. Das Stadion-Studio mit seinen blau angestrahlten Lochplatten erinnert zudem vage an den Maschinenraum des Raumschiffs Enterprise. Matthias Stach, der Eurosport-Kommentator des 3:1-Bayernsieges, würde sagen, das Ganze sei nicht besonders auffällig – allerdings ist das nicht wirklich ein Lob. Hier geht es ganz olympisch noch höher und weiter, das gilt sogar für die Werbeeinblendungen, in denen gefühlt immer die gleichen sechs Spots laufen. Immerhin: Nicht nur im Pay-Bereich von Eurosport 2 HD Xtra mit der zusätzlichen Highlight-Berichterstattung am Samstag und Sonntag, sondern auch im Free-TV auf Eurosport 1 (unter anderem „kicker.tv Talk“) und auf Eurosport.de gibt es nun deutlich mehr Fußball als zuvor.

Sky reagiert gelassen

Und wie reagiert Platzhirsch Sky auf den Herausforderer? Absolut gelassen. Einen Preisnachlass für das Fußball-Abo werde es auch nach dem Verlust der 35-Live-Spiele nicht geben, „der Gesamtcharakter des Paketes“ bleibe mit 572 von 612 Begegnungen erhalten, sagte der Sender dem Tagesspiegel. Und tatsächlich: Wenn Eurosport „Home of Olympics“ ist, kann sich Sky noch immer als die eigentliche Heimat des Live-Fußballs bezeichnen – inklusive der Konferenz am Samstag als ein Highlight für den Fußball-Fan mit Analysen der Sky-Experten Lothar Matthäus, Christoph Metzelder und Reiner Calmund. Hinzu kommt der Wontorra-Fußballtalk am Sonntag und rund um die Uhr die Sky Sport News, die sogar kostenfrei zu empfangen sind. Und auf Uli Hoeneß muss man natürlich auch bei Sky nicht verzichten.

Zur Startseite