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Neue Herausforderung. Pinar Atalay (links) und Linda Zervakis suchen ihre Zukunft bei den Privatsendern.
© imago/Future Image

Prominente TV-Wechsel: Bei RTL und ProSieben in der ersten Reihe

Warum Pinar Atalay, Linda Zervakis und Jan Hofer von der ARD zu den Privaten wechseln.

Noch mal schnell nachschauen! Doch, Marietta Slomka moderiert noch das „heute-journal“ im ZDF, Ingo Zamperoni weiter die „Tagesthemen“ im Ersten.

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Die Irritation ist verständlich, schließlich haben die Nachrichten, dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der ARD zu Privatsendern wechseln, Konjunktur. Was mit Jan Hofer („Tagesschau“/RTL) begonnen hat, setzte sich mit Linda Zervakis („Tagesschau“/ProSieben) und jetzt mit Pinar Atalay („Tagesthemen“/RTL) fort. Da kreuzen sich zwei Phänomene. Zunächst das persönliche, was Zervakis prägnant formuliert hat: „Jetzt steht mein Name drauf“. „Zervakis & Opdenhövel. Live“ heißt das künftige Arbeitsfeld bei ProSieben, ein wöchentliches Nachrichtenjournal mit Starttermin im Herbst.

Ihre bisherige Aufgabe, Sprecherin der „Tagesschau“-Nachrichten, hatte enge Grenzen. Für die Hauptausgabe von Deutschlands zuschauerstärkster Nachrichtensendung um 20 Uhr gab es 259,89 Euro Honorar, die Regeln der freien festen Mitarbeiterin für lukrative Nebentätigkeiten waren streng. Und was der Kollegin Judith Rakers mit der Co-Moderation der Talkshow „3 nach 9“ gelungen ist, nämlich eine Erweiterung der TV-Präsenz um zugleich herausfordernde wie befriedigende Auftritte, wollte Zervakis nicht glücken.

20 Jahre fremde Texte vorlesen?

Die Journalistin ist 45 Jahre alt, die Aussicht, noch 20 und mehr Jahre von anderer Hand aufgeschriebene Nachrichtentexte zu verlesen, schien nicht sehr verlockend gewesen sein. Verwundert das? Selbst die Rolle einer „Tatort“-Kommissrin wird – siehe Meret Becker – nicht länger als Lebensaufgabe, sondern nurmehr als Lebensabschnittsaufgabe betrachtet. Nicht anders bei Pinar Atalay. Es ist erkennbar für die 43-jährige Journalistin, dass mit Caren Miosga und Ingo Zamperoni die erste Moderatorenreihe bei den „Tagesthemen“ auf sehr lange Zeit besetzt sein wird. Eine individuelle Profilschärfung scheint ausgeschlossen zu sein, wobei es verwundert, dass die ARD ihren Bildschirm-Persönlichkeiten keine Entwicklungsmöglichkeiten anbietet. Das aber ist das aktuelle Asset des Privatfernsehens. Ob RTL oder ProSieben, diese TV-Anbieter haben sich mit ihrem Unterhaltungs-Trash-Fernsehen in die Sackgasse gesendet. Deutschland ist durchgecastet, der letzte TV-Prolet hat begriffen, dass er in den sozialen Medien mehr Aufmerksamkeit auf sich ziehen kann als bei „Promis unter Palmen“.

Wechsel von den Öffis zulässig?

Jetzt also Nachrichten, Magazine, Journalismus. Mit erstaunlichem Ehrgeiz, schnellem Tempo und ordentlich viel Geld werden im Vorfeld der Bundestagswahl am 26. September Sendungen aus dem Studioboden gestampft. Für Präsentation und Moderation haben die Entertainment-Profis zwischen Köln und München keine „Gesichter“ aufgebaut, da muss eingekauft werden – bei den Öffentlich-Rechtlichen.

Ist das akzeptabel, dass sich Journalistinnen und Journalisten durch ARD, ZDF und den Rundfunkbeitrag groß machen lassen und dann zu den kommerziellen Anbietern wechseln? Auf jeden Fall, es herrschen hoffentlich auch im Fernseh-Business keine Auftritts- noch Berufsverbote. Zudem können die neugewonnenen Kräfte die bisherige Dunkelzone im Privat-TV ausleuchten helfen: die seriöse, nachhaltige, glaubwürdige Information.

"Panorama" wird 60

Atalay, Hofer, Zervakis werden zu Aushängeschildern einer Anstrengung, die auch in Produktion und Substanz jene Maßstäbe erfüllen muss, die beispielsweise „Panorama“ gesetzt hat. Das Magazin des Norddeutschen Rundfunks feiert am Donnerstag 60. Geburtstag. Gratulation zu dieser erfolgreich absolvierten Wegstrecke eines tiefengeschärften Journalismus!

Anja Reschke wird die Jubiläumsausgabe im Ersten präsentieren. Von Wechselabsichten dieser Journalistin ist nichts bekannt geworden.

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