TV-Serie: Batman ohne Maske
Als Bruce Wayne noch kein Superheld war: In der TV-Serie „Gotham“ steht Detective Gordon im Zentrum.
In der Batman-Trilogie von Christopher Nolan mit Christian Bale als Dunklem Ritter wird immer wieder zu der Szene in der Vergangenheit zurückgeblendet, in der Bruce Wayne seine Eltern bei einem Straßenraub verliert. In den Kinofilmen ist zu sehen, wie direkt nach dem Mord zwischen dem Jungen und Polizei-Detective James Gordon ein enges Band entsteht, weil sich der Cop auf mitfühlende Weise um den verstörten Bruce kümmert. Als Bruce Wayne Jahre später die Fledermaus-Maske aufsetzt, ist es diese Verbindung zwischen dem Racheengel im Superheldenumhang und dem Gesetzeshüter, die der Stadt Gotham neue Hoffnung im Kampf gegen die Kriminalität gibt.
Die TV-Serie „Gotham“, die am Dienstag auf ProSieben startet, beginnt genau an der Stelle, als Bruce Waynes (David Mazouz) Eltern von dem Straßendieb erschossen werden. Bruce, noch völlig außer sich nach dem Gewaltverbrechen, verfügt in der Serie noch über absolut keine Superkräfte, doch seine eiserne Selbstdisziplin ist bereits erkennbar. Genau wie im Film ist es Detective Gordon, der sich um das Befinden des Jungen kümmert – und auf diese Weise wichtige Hinweise zur Ergreifung des Täters erhält. Aus der Perspektive von Gordon, einem Kriegshelden, der gerade einmal seit zwei Wochen als Lieutenant beim Gotham City Police Department arbeitet, wird die Serie aufgerollt.
Cop-Serie im Comic-Style
Im Kinofilm hatte Gary Oldman die Rolle des ehrlichen Cops verkörpert. In der TV-Serie übernimmt der aus der Serie „O. C., California“ bekannte Schauspieler Ben McKenzie diesen Part auf durchaus überzeugende Weise. Gordon verspricht Wayne Jr., dass er den Mörder seiner Eltern zur Strecke bringen wird. Das enge Band zwischen ihnen hat aber vor allem damit zu tun, dass Gordon nachempfinden kann, wie sich der Junge fühlt. Gordon saß daneben, als sein Vater bei einem Verkehrsunfall ums Leben kam, für den ein Betrunkener verantwortlich war.
Ohne die Superheldenfähigkeiten von Batman ist „Gotham“ allerdings in erster Linie eine Cop-Serie im Comic-Style, entsprechend überzeichnet sind Szenerie und Figuren. Die Stadt Gotham City ist bekanntlich an New York angelehnt, immer wieder fliegt die Kamera an der gewaltigen Skyline unter dem düsteren Himmel vorbei. Fahrzeuge und sonstige Technik sind State of the Art, das Interieur des Polizeireviers oder auch das eines Nachtclubs und eines Diners könnten jedoch aus den 1930er Jahren stammen. Polizeineuling Gordon muss sich in dieser Welt, in der Gewalt, Korruption und der Mob regieren, erst zurechtfinden.
Sein Partner Detective Harvey Bullock (Donal Logue) ist wenig angetan von Gordons Idealismus. Der gewiefte Polizist, von dem man zunächst nicht weiß, ob er nun nur ausgebufft oder ebenfalls korrupt ist, hält gute Kontakte zur Unterwelt, vor allem zur schönen Nachtclubbesitzerin Fish Mooney („Matrix“-Captain Jada Pinkett Smith). In ihren Diensten arbeitet auch Oswald Cobblepot (Robin Lord Taylor), der später als Pinguin zu einem der größten Widersacher von Batman wird und hier seine sadistische Ader und die Vorliebe für rohen Fisch erkennt.
Von Anfang an dabei ist auch Catwoman, auch wenn sie zu dieser Zeit noch ein Catgirl ist. Episode um Episode werden so weitere Figuren aus dem Batman-Kosmos eingeführt. Fans des Genres bietet die Serie gute Unterhaltung. An die Genialität der Filmtrilogie kommt sie allerdings nicht heran.
„Gotham“, elf Folgen, ProSieben, ab Dienstag um 21 Uhr 45
Kurt Sagatz
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