Erotik-Magazin: Auf Playboys Couch
Beratung oder Erotik? Der amerikanische "Playboy" orientiert sich neu. Die deutsche Ausgabe bleibt wie sie ist.
Als die US-Ausgabe des „Playboy“-Magazins im vergangenen Jahr bekannt gab, zukünftig auf die Darstellung nackter Frauen zu verzichten, blieb auch eine Reaktion in Deutschland nicht aus: „Zeitwende für den Mann“, schrieb die „Süddeutsche Zeitung“, „Sexuelle Revolution“, nannte es die „Welt“, „Erleben wir hier eine neue Prüderie?“, fragte die „Zeit“.
Seit März 2016 erscheint das „Playboy“-Magazin in Amerika nun ohne nackte und stattdessen mit spärlich bekleideten Frauen. Eine Neuerung, die Playboy Manager Scott Flanders gegenüber der „Times“ damit begründete, dass „du jetzt einen Klick entfernt bist von jedem denkbaren, sexuellen Akt.“ Playboy könne mit dem kostenlosen Angebot im Internet nicht konkurrieren, sagte Flanders. Die Auflage gab ihm Recht: Im Jahr 1975 bei 5,6 Millionen Exemplaren, sank sie zuletzt auf 800 000.
Mehr Leser durch dezentere Gestaltung
Diese Krise hat der amerikanische „Playboy“ für eine breite Umstrukturierung genutzt. Im Gegensatz zur deutschen Ausgabe, die sich weiterhin auf nackte Frauen und Erotik konzentriert, zielt der US-„Playboy“ verstärkt auf Beratung und Unterhaltung. Von Tipps für den perfekten Anzug, den besten Whiskey und das saftigste Steak, über die witzigsten Tweets der Woche, bis hin zu politischen Kommentaren und einer Rubrik über Videospiele – alles, das die Zielgruppe interessieren könnte, wird gebracht.
Das Prinzip, das der US-„Playboy“ nun seit etwa einem halben Jahr in Print verfolgt, hatte er zuvor schon online getestet: Nachdem „playboy.com“ bereits im August 2014 „arbeitsplatz-kompatibel“ umgestaltet worden war, vervierfachten sich die Webseiten-Besuche; von vier Millionen im Juli auf 16 Millionen im Dezember 2014, berichtet das Magazin „Wired“.
Gleichzeitig sei das Durchschnittsalter der Webseiten-Besucher gesunken, von 47 auf 30,5 Jahre. Dabei verzichtete „playboy.com“ nicht nur auf nackte Frauen – die Seite wurde komplett umgestaltet. Statt Rubriken wie Videos, Galerie, Mädchen oder Sex und Dating findet man auf „playboy.com“ heute Unterhaltung, Videospiele, Nachtleben, Style, Frauen, Sex und Kultur sowie Humor.
Die deutsche Ausgabe des „Playboy“-Magazins hat derlei Änderungen nicht übernommen. Auf „playboy.de“ stehen die alten Rubriken, und auch nackte Models will man hierzulande nicht missen. Das Magazin sei in der Erotik nach wie vor richtungsweisend, sagte Chefredakteur Florian Boitin dem Tagesspiegel. „Der deutsche ’Playboy’ sieht deshalb überhaupt keinen Anlass, an dieser Ausrichtung etwas zu ändern.“
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