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Wo steht Deutschlkand beim Impfen? Anne Will und ihre Gäste diskutieren.
© von https://daserste.ndr.de/annewill/index.html

Corona-Diskussion bei „Anne Will“: Auch das „Windhundrennen um Impfungen“ stört die Ruhe kaum

Bei Anne Will diskutieren die Gäste ziemlich entspannt über den zweiten Corona-Sommer. Selbst möglicher Betrug in Testzentren sorgt nicht für großen Streit.

Ein Schelm, wer Böses dabei denkt: Kaum sind die Biergärten wieder offen, bewegen sich sogar die Corona-Diskussionen bei Anne Will auf relativ entspanntem Terrain. Mutmaßlicher Betrug an Testzentren, Aufhebung der Impfpriorisierung, Biontech für Kinder ab 12 Jahren – die sonntagabendliche Talkrunde konnte kein Thema wirklich aus der Ruhe bringen.

„Das große Impfversprechen – wo steht Deutschland im zweiten Pandemie-Sommer?“ war das Thema. Zumindest meteorologisch betrachtet eine mutige Frage, hat sich der Sommer in Deutschland doch bisher kaum blicken lassen. Die Inzidenz fällt seit wenigen Wochen mindestens genauso rasant wie mancherorts die abendlichen Temperaturen: Am Wetter scheint es weniger zu liegen als an den bisher verpieksten Impfdosen.

Auf die war jedenfalls Bundesgesundheitsminister Jens Spahn mächtig stolz: Er wurde nicht müde zu betonen, dass 80 Prozent der Über-60-Jährigen bereits mindestens einmal geimpft seien.

„Windhundrennen“ um Impftermine beim Hausarzt

Da kann man auch die Priorisierung guten Gewissens fallen lassen, auf die letzten 20 Prozent noch zu warten, wäre irgendwie auch zu viel verlangt. Vielleicht wollen sich von besagten 20 Prozent ja gar nicht alle impfen lassen? Und bis zum Sankt Nimmerleinstag warten, nein, das ist nicht Spahn-Manier.

Für Christina Berndt, Wissenschaftsjournalistin der „Süddeutschen Zeitung“, ist das der falsche Weg: „Jetzt gibt es ein Windhundrennen um die Impfungen“ – denn natürlich sind sehr viele Menschen aus Priorisierungsgruppe drei noch völlig ungeimpft und müssen sich jetzt zusätzlich mit Gruppe vier durch die Hausarzt-Hotlines klingeln. Spahn ließ das abperlen, da sein man eben „verschiedener Meinung“.

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Christian Lindner, Parteivorsitzender der FDP, war zumindest eine Zeit lang auf regelrechtem Kuschelkurs mit Jens Spahn und der Politik der Bundesregierung. Gerade haben investigative Recherchen aufgedeckt, dass manche Testzentren deutlich mehr Corona-Tests abrechnen, als sie tatsächlich durchführen. Spahn gab sich bedeckt: Von „stärkerer Kontrolle“ war die Rede, aber auch, dass „er das von Berlin auch ja nicht machen könne.“

Nun hat wirklich niemand von Spahn verlangt, über alle Vorgänge im Testzentrum Essen-Frillendorf Bescheid zu wissen. Lindner aber hielt sich bei der doch unangenehmen Angelegenheit arg generös zurück und meinte: „Wenn der Staat unbürokratisch handelt, unternehmerisch handelt, dann kann nicht alles perfekt sein“.

Da stutzte sogar Talk-Masterin Anne Will und vermutete ob dieser Aussage eine frisch erblühte Männerfreundschaft. Laut Lindner liegt seine Mäßigung aber lediglich an „der besonderen Seriosität der FDP“, die, das gab er zu, als Oppositionspartei die Regierung immer wieder zu schnellem Handeln gedrängt hatte.

Für die Kinder nur das Beste

Immerhin Janosch Dahmer, Arzt und Bundestagsabgeordneter der Grünen, brachte noch einmal auf den Punkt, was sich vermutlich auch viele Bürger und Bürgerinnen denken: Mit den Testzentren „ist ein Geschäftssinn entstanden, dass man sehr schnell sehr viel Geld verdienen kann.“ Und ob alle Corona-Tests wirklich medizinisch korrekt durchgeführt werden, steht wieder auf einem anderen Blatt. Mit dieser Frage wollte sich aber keiner der Gäste wirklich lange aufhalten.

[Mehr zum Verdacht auf den Betrug bei Testzentren können Abonnenten von T+ hier lesen: Spahn hat die Einladung zum Geldverdienen selber ausgestellt]

Letzte Runde für alle, die eine ganze Pandemie lang hinten runtergefallen sind: Impfungen für Kinder und Jugendliche ab 12 Jahren! Natürlich nur mit Biontech, nur das Beste für die Jüngsten, auch wenn zumindest die Stiko noch kein grünes Licht gegeben hat. Spahn konnte sich dafür „zusätzliche“ fünf Millionen Impfdosen bis August vorstellen, wobei auch nach mehrmaligem Nachfragen Wills nicht klar wurde, woher „zusätzlich“ diese Dosen kommen sollten, sofern sie dem Gesamtkontingent entnommen werden.

Dahmer findet, es lägen keine Daten vor, die eine Impfung von Kindern ab 12 Jahren sinnvoll erscheinen lassen: „Das Risiko von Covid für Kinder ist sehr gering“ – zumindest im Hinblick auf schwere Verläufe oder gar Todesfälle.

Auch Wissenschaftsjournalistin Christina Berndt findet, „die Kinder brauchen den Impfstoff nicht so nötig.“ Spätestens der Herbst sollte das zeigen – inklusive Christian Linders Forderung, die eher klang wie ein Stoßgebet: „Die Schulen dürfen nicht wieder schließen.“

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