Zu viele Experimente?: ARD beschließt neue Regeln für den "Tatort"
Impro-Filme mit viel Dialekt, Ausflüge ins Porno-Gewerbe und nun eine Spukhausgeschichte: Viele Zuschauer ärgern sich über zu häufige Experimente beim "Tatort". Dem Wildwuchs wird nun Einhalt geboten.
Wo hört innovatives Fernsehen auf und wo fangen experimentelle Filme an? Diese Frage werden sich die neun ARD-Regionalsender sowie die Degeto künftig regelmäßig stellen müssen, wenn sie über die nächsten „Tatort“-Produktionen nachdenken. Denn künftig gibt es für das Zugpferd des deutschen TV-Krimis neue Maßgaben mit einem Limit für experimentelle Filme, wie der ARD-Koordinator Fernsehfilme Jörg Schönenborn entsprechende Informationen von „Tatort-Fundus.de“ bestätigte. Man wolle auch künftig Filme, die besonders seien und überraschten, teilte Schönenborn mit. „Darüber hinaus können wir uns zweimal im Jahr auch experimentelle Krimis vorstellen“, sagte Schönenborn der Deutschen Presse-Agentur.
Dahinter steht die Feststellung, dass die Zuschauer keineswegs bereit sind, sämtliche „Tatort“-Abenteuer mitzumachen. Vor allem, wenn die Erwartungen an einen klassischen Krimi nicht erfüllt werden und das Genre gesprengt wird, laufen die Zuschauer Sturm. Man darf in diesem Zusammenhang gespannt sein, wie die Reaktionen auf die Horror-Episode „Fürchte dich“ an diesem Sonntag ausfallen, in dem der Hessische Rundfunk die Geister von Toten zu neuem Leben erweckt. Auch „Babbeldasch“, der Improvisations-„Tatort“ aus dem Südwesten, und der Porno-„Tatort“ der Bayern waren heftig kritisiert worden.
Frühzeitige Abstimmung des "Tatort"-Fahrplans
Um den Wildwuchs einzudämmen, wollen die ARD-Sender den "Tatort"-Fahrplan künftig frühzeitig abstimmen, „damit die Filme entsprechend geplant und sinnvoll platziert“ werden könnten. Außergewöhnliche Themen und Umgebungen wie vor einigen Wochen bei den Münchnern zum Beispiel die Pornobranche seien dabei weniger ein Problem als vielmehr Grenzüberschreitungen in der Form: wenn also beispielsweise Übersinnliches passiere oder aber am Schluss kein Täter überführt werde.
Koordinator der ARD für den „Tatort“ ist Gebhard Henke, der beim Westdeutschen Rundfunk in Köln angesiedelt ist. Er soll dafür sorgen, dass sich etwa Inhalte aufeinanderfolgender Krimis nicht zu sehr ähneln. „Wir hätten sicherlich angesichts der über 1000 Stücke nicht das Niveau halten können, wenn wir nicht Innovation und das Austesten der Grenzen ermöglicht hätten. Der klassische Ermittlerkrimi ist und bleibt aber die DNA des Tatorts“, sagte Henke. „Die Frage, was experimentell ist und was nicht, kann man nur im Einzelfall diskutieren.“ Dafür gebe es keine verbindliche Definition. (mit dpa)