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Grenzgänger: Olga Lenski (Maria Simon) und Adam Raczek (Lucas Gregorowicz) sind Partner in der deutsch-polnischen Mordkommission.
© dpa

Ost-Erweiterung im TV: Applaus für ersten deutsch-polnischen „Polizeiruf 110“

Nach dem Ende der Ära von Horst Krause beim "Polizeiruf 110" folgt nun ein deutsch-polnisches Ermittlerduo mit Maria Simon und Lucas Gregorowicz. Die Vorpremiere in Frankfurt an der Oder war jedenfalls erfolgreich.

Die erste Bewährungsprobe hat der neue RBB-„Polizeiruf 110“ mit seinem deutsch-polnischen Ermittlerduo am Montagabend bestanden. Ins Fernsehen kommt die Auftaktfolge „Grenzgänger“ mit der deutschen Kommissarin Olga Lenski (Maria Simon) und ihrem polnischen Kollegen Adam Raczek (Lucas Gregorowicz) zwar erst in einigen Wochen. Am Drehort Frankfurt an der Oder erhielt die RBB-Produktion auf der Vorpremiere jedoch bereits viel Applaus. Mit dem Film wurde am Dienstag zudem das 25. Filmfestival in Cottbus eröffnet. Am ARD-Ausstrahlungstag (20. Dezember) wird der Film auch im polnischen Fernsehen zu sehen sein.
Der Neuanfang des RBB-„Polizeiruf 110“ war notwendig geworden, weil für Hauptwachtmeister Horst Krause der Ruhestand unausweichlich wurde. Der wohlbeleibte Polizist mit seinem Motorradgespann war ein Original im deutschen Fernsehen.

Längst nicht jede Kommissarin kam mit ihm zurecht. Maria Simon und Horst Krause hatten allerdings auf Augenhöhe agiert. Olga Lenski wurde nach Krauses Demission nach Frankfurt versetzt, um hier in einer deutsch-polnischen Mordkommission mitzuarbeiten. Ihr neuer Partner ist Kriminalhauptkommissar Adam Raczek, ein deutscher Kriminalist mit polnischen Wurzeln.

Mit seinem deutsch-polnischen Kommissariat ist der RBB-„Polizeiruf“ der Realität sogar einen Schritt voraus. Das seit Juli geltende neue Polizeiabkommen zwischen Deutschland und Polen erleichtert zwar die grenzüberschreitende Zusammenarbeit. Deutsche und polnische Polizisten fahren an der Grenze gemeinsam Streife, zudem gibt es eine bilaterale Informationsstelle. Aber ein deutsch-polnisches Kommissariat ist noch Zukunftsmusik. Doch wie viel Polen steckt tatsächlich im neuen „Polizeiruf“? Und welches Bild des Nachbarlandes wird mit der neuesten RBB-Produktion transportiert?

In seinem ersten Fall muss das Ermittlerduo den Mord an einem polnischen Studenten aufklären. Olga Lenski wird bei ihrer Fahrt zum Amtsantritt zunächst Zeugin, wie ein polnisches Polizeifahrzeug ein anderes Auto stoppt. Während der Fahrer zu Fuß flüchtet und von zwei Polizisten verfolgt wird, findet sie im Fluchtauto einen schwer verletzten Mann, den sie ohne Zögern in ein Krankenhaus in Slubice fährt. Doch die Ärzte können das Leben von Tomasz Nowak (Tim Haberland) nicht retten. Der verhaftete Fahrer des Wagens, der tschetschenische Asylbewerber Ramsan Dimaev (Tamer Yigit), schweigt jedoch genauso wie sein Frau Sazzit (Nilam Farooq).

"Wo ist mein Auto?", fragt Olga Lenski. "Vermutlich gestohlen", witzelt Kollege Raczek.

Regisseur Jakob Ziemnicki, der selbst ursprünglich aus Polen stammt, kam es darauf an, nicht nur ein kriminelles Polen zu zeigen. Klischees sollten zudem höchstens ironisch vorkommen. Als Olga Lenski vergeblich ihr Auto sucht, witzelt Kollege Raczek zwar „vermutlich gestohlen“, doch tatsächlich gibt es eine harmlose Erklärung. Die Dienststelle ist angenehm modern und technisch bestens ausgestattet. Olga Lenski spricht bereits etwas Polnisch, gemeinsame Verständigungssprache auf dem Kommissariat ist jedoch Deutsch. Ihr neuer Kollege fährt Motorrad. Ansonsten erfährt man in der Auftaktfolge nicht allzu viel über seine Persönlichkeit. Dass Gregorowicz wie Regisseur Ziemnicki polnische Wurzeln hat kommt der Figur von Kommissar Raczek spürbar zugute. Für ihn sei es ein Erlebnis gewesen, mit polnischen Kollegen zu spielen, sagte der Schauspieler bei der Vorpremiere. Auch Maria Simon fand die Zusammenarbeit inspirierend. „Das ist eine andere Lebendigkeit.“

Wenn der Film etwas über Deutschland und Polen sagt, dann, dass es an der Grenze nicht immer leicht ist, zwischen beiden Ländern zu unterscheiden. Die gezeigte Plattenbausiedlung befindet sich jedenfalls westlich der Oder, die Straße mit den hübsch renovierten Altbauten hingegen in Slubice. Nur an den vielen Reklameschildern an den Straßen lässt sich erkennen, wenn in Polen gedreht wurde. Ziemnicki hätte gerne mehr als sechs Tage vor Ort gedreht. Doch weil der Großteil der Crew nicht dort lebt, wäre das zu teuer geworden.

Wie weit der neue RBB-„Polizeiruf“ zum besseren Verständnis der beiden Länder beitragen kann, wird sich zeigen. In der ersten Folge geht es jedenfalls um ganz andere Probleme. Dennoch ist der ARD-Sonntagskrimi mit Frankfurt an der Oder und Slubice so weit östlich angekommen wie nie zuvor. Die Menschen in Frankfurt an der Oder wussten das bei der Vorpremiere zu schätzen. Als die Silhouette der Oderstadt über die Leinwand flimmerte, klatschte das Publikum.

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