Privatsender bei Tagesschau24 skeptisch: „Ankündigung politisch genau prüfen“
Die ARD will Tagesschau24 zum zentralen Nachrichtenkanal aufwerten. Der Lobbyverband Vaunet erinnert an den privatwirtschaftlichen Wettbewerb.
Die Ankündigung der ARD-Vorsitzenden Patricia Schlesinger zum Ausbau von Tagesschau24 als zentralen Newskanal für regionale, nationale und internationale Nachrichten hat am Freitag zu unterschiedlichen Reaktionen geführt.
Der Privatsenderverband Vaunet wertet die Ankündigung der ARD-Vorsitzenden Patricia Schlesinger im Grundsatz positiv. „Natürlich ist es gut, wenn der öffentlich-rechtliche Rundfunk seinen Kernauftrag stärkt. Verlässlichen journalistischen Informationsangeboten kommt gerade in Zeiten von Desinformation eine besondere Bedeutung zu“, sagte Claus Grewenig, Vorsitzender des Fachbereichs Fernsehen und Multimedia im Vaunet und Bereichsleiter Medienpolitik bei RTL Deutschland, dem Tagesspiegel. Nicht zuletzt deshalb habe der private Rundfunk in den vergangenen Jahren sein Angebot linear und crossmedial deutlich ausgebaut.
„Es gibt einen funktionierenden und sehr agilen Markt“
Grewenig schränkt ein, dass neue beitragsfinanzierte Angebote stets auch den privatwirtschaftlichen Wettbewerb im Blick haben müssten. „Gerade im Bereich von Nachrichtenkanälen gibt es einen funktionierenden und sehr agilen Markt, der seine Breaking-News-Kompetenz vielfach unter Beweis gestellt hat“, so der Vaunet-Mann.
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„Die Ankündigungen sind daher politisch genau zu prüfen und zeigen, was eine Flexibilisierung der Programme an Gewichtsverschiebungen im dualen Mediensystem mit sich bringen kann.“
Das ZDF, mit dem die ARD den Ereignis- und Dokumentationskanal Phoenix betreibt, gibt sich wortkarg. „Eine Beteiligung des ZDF am Ausbau von Tagesschau24 wurde von der ARD nicht angefragt. Der Auftrag an Phoenix ändert sich aus Sicht des ZDF nicht. Phoenix behält die Zuständigkeit für alle aktuellen Ereignisse wie bisher“, heißt es aus Mainz. Nach den Vorstellungen der ARD ist Phoenix die „Heimat für planbare Aktualität, mit Fokus auf Liveverbreitung von politischen Ereignissen“.