Elektrische Träume: Amazon setzt auf Kurzgeschichten von Philip K. Dick
Nach „The Man in the High Castle“ folgen bei Amazon Kurzgeschichten von Philip K. Dick. "Breaking Bad" Bryan Cranston ist als Schauspieler und Produzent dabei.
„Träumen Androiden von elektrischen Schafen?“, so lautet der Titel eines Romans des Science-Fiction-Autors Philip K. Dick – besser bekannt ist die Geschichte unter ihrem Filmtitel „Blade Runner“. Als Dick den Roman 1968 veröffentlichte, waren Maschinenwesen, die Menschen bis aufs Haar ähneln und wegen ihrer übermenschlichen Fähigkeiten in ihren Freiheiten beschnitten werden müssen, pure Fantasie. 50 Jahre später wird an deren Umsetzung gearbeitet – inklusive aller damit verbundenen ethischen und gesellschaftspolitischen Fragen. Das ist ein Grund, warum Romane wie „Do Androids Dream of Electric Sheep?“ auch heute noch aktuell sind. Und nicht nur aktuell, sondern für die Unterhaltungsindustrie auch potenziell lukrativ. Zumal von Dick auch die Ideen zu Filmen wie „Total Recall“ oder „Minority Report“ stammen. An diesem Freitag startet im deutschen Programm von Amazon „Philip K. Dick’s Electric Dreams“, eine aus zehn Kurzgeschichten bestehende Anthologieserie.
Für Amazon war es absolut naheliegend, weitere Stoffe von Philip K. Dick umzusetzen. Die Serie „The Man in the High Castle“ nach dem gleichnamigen Roman gehörte zu den erfolgreichsten Eigenproduktionen von Amazon. Dick spielt darin mit der Idee, Nazi-Deutschland und Japan hätten den Zweiten Weltkrieg gewonnen und die USA unter sich aufgeteilt. Bislang gab es zwei Staffeln dieser alternativen Geschichtsschreibung, die Veröffentlichung der dritten Staffel steht bevor. Ein genaues Datum gibt es nicht, fest steht, dass die Staffel in diesem Jahr läuft.
Ein Kaleidoskop an Bildern und Themen
Die inhaltliche Bandbreite der neuen Serie „Philip K. Dick’s Electric Dreams“ wird bereits im Intro zur Serie deutlich: Das Bilder-Kaleidoskop enthält ein allsehendes Auge, man sieht dubiose Männer mit Melonen, eine Frau steht vor einem Fenster, davor eine Weltraumszene mit einem Meer aus Farben. Meerestiere schweben durch Straßenschluchten, ein Arm winkt aus dem Asphalt, zwei Menschen mit Taucherhelmen gehen Hand in Hand spazieren, und ein Mann mit Kapuze entpuppt sich als Android.
Die Szene mit dem Fenster zum Weltraum stammt aus der Episode „Der unmögliche Planet“. Weltraumtouristen der Zukunft können von Raumschiffen aus auf die faszinierenden Weiten ferner Sonnensysteme blicken. Mit solchen Touren verdienen Brian (Jack Reynor) und Andrews (Benedict Wong) ihr Geld. Eines Tages erhalten sie einen ebenso lukrativen wie unerfüllbaren Auftrag. Eine alte Frau – gespielt von Geraldine Chaplin – will kurz vor ihrem nahen Tod zur Erde reisen, nach Carolina, wo ihre Großmutter vor vielen Jahren nackt in einem Fluss badete. Das Problem daran: Die Erde existiert nicht mehr. Brian und Andrews nehmen den Auftrag dennoch an, nicht wissend, worauf sie sich einlassen.
Den Anfang macht allerdings die Kurzgeschichte „Der Haubenmacher“. Mutanten übermitteln darin telepathisch Botschaften über große Distanzen – bis diese Kommunikation durch Kapuzen unterbunden wird. Richard Madden („Game of Thrones“) spielt einen Detective, der gegen die Alu-Hüte vorgehen soll. In der Episode „Menschlich ist …“ spielt Bryan Cranston (Walter White in „Breaking Bad“) einen Kriegsheimkehrer. Cranston gehört zudem zum Kreis der Executive Producers der von Sony für Amazon Studios hergestellten Serie.
Mit einem großen Namen und einer bedenkenswerten Story kann auch die Episode „Die todsichere Masche“ aufwarten: Steve Buscemi („Boardwalk Empire“) arbeitet in einer sogenannten Geister-Mühle, in der halb künstlichen Wesen ein Bewusstsein implantiert wird. Zusammen mit einer gleichermaßen attraktiven wie ebenfalls synthetischen Versicherungsverkäuferin (Sidse Babett Knudsen) schmiedet er einen abenteuerlichen Plan. Eine Geschichte wie von träumenden Schafen. Kurt Sagatz
„Philip K. Dick’s Electric Dreams“, Amazon, ab Freitag, zehn Episoden
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