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Auf solche Fernsehbilder von der Tour de France freuen sich die Radsportfans.
© AFP/Jeff Pachoud

Start der Tour de France im TV: Alle Etappen, alle Kilometer

ARD und Eurosport überbieten sich bei der Tour de France, machen aber um Chris Froome einen Bogen.

Für die einen gehört sie zu den spannendsten Sport-Events des Jahres, für die anderen ist es schlicht eine Leistungsshow der Pharmaindustrie: Am Samstag beginnt die 105. Auflage der Tour de France, auf 21 Etappen mit einer Gesamtlänge von 3329 Rennkilometern werden die Radrennfahrer in den nächsten drei Wochen wieder durch die eindrucksvollsten französischen Landschaften strampeln, bevor die Tour am 29. Juli in Paris auf den Champs-Élysées zu Ende geht. In Deutschland übertragen ARD und Eurosport die Frankreich-Rundfahrt großflächig. Der Fan kann von der ersten bis zur letzten Minute live dabei sein.

Die ARD zeigt täglich die entscheidenden Momente im Ersten, auf One werden zuvor die ersten Kilometer zu sehen sein. Online streamt Sportschau.de und die App die Tour in voller Länge. Eurosport sendet 100 Tour-Stunden im Free-TV plus diverse Analysen und Zusammenfassungen. Im kostenpflichtigen Eurosport- Player kommen sechs Kanäle mit frei wählbaren Kameraperspektiven dazu.

Spannung inmitten toller Landschaften

Drei Wochen Spannung inmitten toller Landschaften, könnte man meinen. Wäre da nicht Chris Froome, der viermalige Tour-Gewinner, dem die Einnahme eines verbotenen Asthmamittels nachgewiesen wurde, der aber nun doch auf der Atlantikinsel Noirmoutier starten darf.

In den ausführlichen Presseunterlagen von ARD und Eurosport kommt der Begriff Doping gleichwohl nicht vor. Thomas Kleist, der Intendant des traditionell innerhalb der ARD für Radsport zuständigen Saarländischen Rundfunks, sowie Programmchef Volker Herres schildern dafür die Besonderheiten des Radsport-Monuments in großer Ausführlichkeit und gehen auf die Chancen der deutschen Fahrer Marcel Kittel, André Greipel, Tony Martin und John Degenkolb ein. Für Eurosport stellt Juan Antonio Flecha, der Radsportexperte des Senders, die Zuschauer auf „drei Wochen voller Drama“ ein. „Die diesjährige Tour de France verspricht ein sehr offenes Rennen, bei dem wir niemanden unterschätzen dürfen“, sagt der ehemalige Tour-Teilnehmer. Eurosport ist beim Thema Doping ohnehin dafür bekannt, Kritik eher versteckt zu transportieren.

Dass der ARD-Bericht über Doping im brasilianischen Fußball Anfang der Woche erst nach Mitternacht lief, hatte indes nichts mit mangelnder Wertschätzung für das Thema zu tun. Vielmehr musste rasch ein Programmplatz gefunden werden, weil man nicht wusste, wie lange Brasilien noch im WM-Rennen sein würde. Eine große Doping-Reportage zur Tour de France wird es im Ersten nicht geben, die Ressourcen des Senders sind trotz der Kenntnisse des Doping-Experten Hajo Seppelt beschränkt.

Im Tal der Tränen

Auf Chris Froome geht die ARD dennoch gleich am ersten Tour-Tag ein, inklusive Schalte zu Seppelt. Die Teilnahme von Froome ist für ihn „eine Bankrotterklärung für die Glaubwürdigkeit von Dopingkontrollen“. Der Radsport insgesamt befindet sich nach Seppelts Einschätzung dennoch auf dem Weg zum deutlich Besseren, wenn auch noch nicht zum gänzlich Guten. Das Tal der Tränen, durch das der Radsport gegangen ist, wird so selbstverschuldet verlängert, live und im TV.

„Tour de France – 1. Etappe“, Samstag, 10 Uhr 55 One, dann ab 13 Uhr ARD sowie ab 11 Uhr 15 auf Eurosport

Kurt Sagatz

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