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Alec Baldwin, verkleidet als US-Präsident Trump, beim Eröffnungssketch der TV-Show "Saturday Night Live".
© dpa

"Saturday Night Live": Alec Baldwin ist der beste Donald Trump

US-Satireshow erlebt eine tolle Renaissance, auch weil Alec Baldwin den US-Präsidenten spielt. Trump selbst tobt - und schaltet ein

Es gibt nur einen Mann in Amerika, der es mit auffällig blondem Haar, geschürzten Lippen, zugekniffnenen Augen und absurden Sprüchen mit Donald Trump aufnehmen kann: Alec Baldwin, Hollywood-Schauspieler und Trump-Darsteller in der Satireshow „Saturday Night Live“ beim Sender NBC. Seit seinem ersten Auftritt als Trump im vergangenen Oktober hat Baldwin mit seiner Präsidentenfigur absoluten Kultstatus erreicht, ebenso wie seine Kollegin Melissa McCarthy, die Präsidentensprecher Sean Spicer als grotesken Choleriker porträtiert. Trump selbst hat die Show mehrfach scharf kritisiert. Trotzdem – oder gerade deshalb – feierte „Saturday Night Live“ in der gerade beendeten Saison Erfolge wie schon lange nicht mehr. 

Seit mehr als 40 Jahren gehört die Samstagabend-Show zur amerikanischen Fernsehtradition. Komiker wie Eddie Murphy, Chevy Chase oder die „Blues Brothers“ John Belushi und Dan Aykroyd wurden durch die Sendung bekannt. Politische Satire ist schon immer ein Markenzeichen der Sendung, aber der ganz große Erfolg war in den vergangenen Jahren ausgeblieben.

Dank Trump eine Renaissance der Satireshow

Trump hat das geändert: „Saturday Night Live“ erlebt eine Renaissance und ist wieder zum Quotenrenner geworden. Zuletzt erreichte die Show im Durchschnitt rund acht Millionen Zuschauer, fast zweieinalb Millionen mehr als im vergangenen Jahr. Werden die Fans hinzugerechnet, die sich eine Episode in den Tagen nach der Erstausstrahlung ansehen, steigt die Zuschauerzahl auf mehr als zehn Millionen. Insgesamt war die am vergangenen Wochenende abgeschlossene 42. Staffel der Sendung die erfolgreichste seit mehr als 20 Jahren, wie US-Medien berichten. Inzwischen wird die Show als Anwärter für den Fernsehpreis Emmy gehandelt.

Nicht nur auf dem eigenen Sendeplatz ging es für Alec Baldwin und Co. in den vergangenen Monaten steil aufwärts. Die Trump-Sketche aus der Sendung werden regelmäßig von den großen Nachrichtensendern landauf landab zitiert. Auf YouTube feiern die Höhepunkte der Sendungen weitere Erfolge. Ein Drei-Minuten-Clip aus der Abschiedssendung der 42. Staffel vom vergangenen Samstag, in dem Superstar Scarlett Johansson als Ivanka Trump auftrat, wurde auf der Videoplattform innerhalb weniger Tage mehr als vier Millionen Mal angeklickt. Einige Highlights erreichten noch mehr Zuschauer.

So sind Baldwins Trump und McCarthys Spicer zu Ikonen der amerikanischen Populärkultur geworden. Ähnliches gilt für Beck Bennetts Darstellung des stets barbrüstigen und – wegen der russischen Eingriffe in den Wahlkampf – stets blendend gelaunten Wladimir Putin oder den Sensenmann mit Totenkopf-Gesicht als Trumps düster-populistischen Chefstrategen Stephen Bannon.

Absurde Übertreibungen bilden das Grundrezept der Witze in der Show – wobei die Satire mitunter sehr dick auftragen muss, um mit den haarsträubenden Entwicklungen in der Wirklichkeit mithalten zu können. Kate McKinnon, die in den vergangenen Monaten in der Show unter anderem Hillary Clinton spielte, sagte dem „Hollywood Reporter“, die Auseinandersetzungen im Wahlkampf seien teilweise so bitterböse gewesen, dass das Team nicht mehr gewusst habe, wie man darauf reagieren solle. Doch Trumps Regierung liefert immer neue Impulse. So pflügte McCarthy in einer besonders erfolgreichen Episode als Trump-Sprecher Spicer mit einem fahrbaren Pult wutschnaubend durch die Menge der Journalisten im Weißen Haus.

Auch das Weiße Haus schaltet ein

Auch Trumps echte Mannschaft im Präsidialamt schaut offenbar zu. Baldwin berichtete im „Hollywood Reporter“, er sei von einem Kabinettsmitglied auf die Sendung angesprochen worden, der ihm bescheinigt habe, Trump verhalte sich tatsächlich so, wie „Saturday Night Live“ es darstelle. Nur einer findet das alles überhaupt nicht witzig, und das ist der echte Donald Trump. „Wirklich schlechtes Fernsehen“, twitterte der 70-jährige im Januar. Seitdem hat sich Trump nicht mehr zu Baldwins Team geäußert; möglicherweise will der Präsident der Satire-Show nicht noch mehr Aufmerksamkeit verschaffen. Laut Presseberichten schaltet Trump trotzdem weiter jeden Samstagabend NBC ein.

Der Präsident muss sich darauf einstellen, ab Herbst in Staffel 43 weiter regelmäßig durch den Kakao gezogen zu werden. Schon jetzt wird die Bitte an Trump laut, den angeschlagenen Sean Spicer bis dahin nicht zu entlassen, weil die Nation sonst auf McCarthys Parodie verzichten müsste.

Doch „Saturday Night Live“ könnte sein wichtigstes Zugpferd verlieren. Ob Baldwin nach der Sommerpause als Trump auf die Bildschirme zurückkehrt, ist offen. In den vergangenen Monaten ist der Schauspieler an den Wochenenden immer wieder von Dreharbeiten nach New York gejettet, um Trump zu spielen. Baldwin hat angedeutet, dass er nicht mehr lange den Trump machen will. Millionen von Amerikanern – und der Sender NBC – hoffen, dass sich der 58-jährige einen Ruck geben und im Herbst wiederkommen wird.

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