zum Hauptinhalt
Thomas Gottschalk wurde für 144 Ausgaben "Gottschalk Live" bezahlt, moderiert hat er 70
© dpa

Nach Absetzung von "Gottschalk Live": 2,7 Millionen Euro Abfindung für Thomas Gottschalk

Gestartet am 23. Januar 2012, abgebrochen am 6. Juni 2012: Für die gefloppte ARD-Vorabendshow bekam Thomas Gottschalk 4,6 Millionen Euro Honorar. Vereinbart waren 144 Sendungen, moderiert hat er 70.

Die ARD-Vorabendshow "Gottschalk Live" endete im Debakel. Nach nur 70 Ausgaben wurde die Sendung am 6. Juni 2012 wegen immer schwächerer Quoten gestoppt. Für die ARD war das eine herbe Enttäuschung, schließlich sollte mit dem ehemaligen "Wetten, dass..?"-Moderator der danieder liegende Vorabend endlich zum Erfolg gebracht werden. Thomas Gottschalk kam aus der ARD-Nummer ebenfalls beschädigt raus: Der Moderator kann die große Show, die kleine Vorabendshow kann er nicht. Finanziell hat Gottschalk gar keinen Schaden genommen, im Gegenteil. Er hat mit rund fünf Monaten Arbeit 4,6 Millionen Euro verdient. 2,37 Millionen davon als Honorar für die seit 23. Januar 2012 geleisteten Moderationen, 2,23 Millionen für 70 nicht mehr produzierte Sendungen. Enthüllt hat das die Arbeitsgemeinschaft Dokumentarfilm /AG Dok, der die Rahmenbedingungen des Vertrages zwischen dem WDR und Gottschalk vorliegen. Danach war der Vertrag auf ein Jahr abgeschlossen mit zwei Optionen zu einer Verlängerung um jeweils ein weiteres Jahr zu unveränderten Konditionen. Weiter heißt es: "Der Preis für den Moderator von 5 Mio € beinhaltet die Moderation von 144 Vorabendshows und 2 Primetime-Show (4,6 Mio/0,4 Mio €). Thomas Gottschalk hat seine Bereitschaft zugesagt, über die 2 beinhalteten Primetime-Show bisn zu 4 weitere Shows per annum - gegen zusätzliche Vergütung zu moderieren." Die ARD erhielt ein außerordentliches Sonderkündigungsrecht, "wenn der durchschnittliche Marktanteil in der Zielgruppe der Zuschauer 14+ unter 10% liegt." Der Moderator bestehe in diesem Falle auf die Auszahlung seines ungekürzten Honorars für alle 144 Sendungen von 4,6 Millionen Euro. Es kam zu Abbruch und Abfindung, deren Gesamtsumme durch die nicht produzierten Abendshows auf 2,7 Millionen stieg.

Gottschalk: Ich hätte weitergemacht

Gottschalk reagierte auf die Enthüllung in der "Bild"-Zeitung: "Ich habe nicht hingeschmissen, sondern hätte gerne weitergemacht und versucht, das Ding doch noch auf Kurs zu bringen." Und zu den Abendshows meinte der 65-Jährige: "Weder bei mir noch bei der Produktionsfirma hat die ARD irgendwelche Moderationen eingefordert."

Thomas Frickel, Vorsitzender der AG Dok, erklärte den Leak der Vertragsvereinbarungen damit, "dass wir seit langem für eine größtmögliche Transparenz im Bereich des öffentlich-rechtlichen Rundfunks eintreten". Ein bisschen Wut, ein bisschen Rache ist auch dabei. Die Arbeitsgemeinschaft der Dokumentarfilmer hatte im Februar 2012 dem ARD-Programmdirektor Volker Herres einen "kostengünstigen Ersatz für den Ausfall der ,Tagesshow' angeboten - aber erwartungsgemäß haben wir bis heute keine Antwort bekommen". Ebenfalls öffentlich gemacht wurde ein Brief von AG Dok-Chef Thomas Frickel an WDR-Intendant Tom Buhrow. Er schrieb: "Im Zuge der inzwischen eingeleiteten Transparenzbemühungen des WDR möchte ich Sie bitten, diese Vorgänge aufzuklären." In diesem Zusammenhang sei es auch von Interesse, ob Thomas Gottschalk von diesen fünf Millionen Euro eine Summe von 2,7 Millionen Euro ohne Gegenleistung erhalten habe, weil seine Sendung aufgrund fehlender Publikumsakzeptanz vorzeitig abgesetzt worden sei. "Gab es Gründe dafür, eine nicht erbrachte Leistung so fürstlich zu entlohnen?" Außerdem fragt Frickel weiter, "ob - und wenn ja, mit welchem Ergebnis - sich die Aufsichtsgremien des WDR und der ARD mit diesem Vertrag befasst haben?". Die erste Reaktion des WDR war mau. Eine Sprecherin sagte, die Fakten würden geprüft.

Zur Startseite